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Über den Fluß und in die Wälder

Über den Fluß und in die Wälder

Titel: Über den Fluß und in die Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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er. «Wir haben ein Pärchen pescecani. Nun, Sie wissen schon woher. Aber sie sind erschöpft, und ich glaube, sie werden wie Schweine in ihrem Zimmer frühstücken.»
    «Ein ausgezeichneter Lagebericht», sagte der Colonel. «Unser Problem, Gran Maestro, besteht darin, daß ich bereits auf dem Zimmer gefrühstückt habe, wie mein pockennarbiger Landsmann es tut und wie die pescecani es tun werden. Aber diese Dame…»
    «Dieses junge Mädchen», unterbrach ihn der Gran Maestro mit einem Lächeln auf dem ganzen Gesicht. Er fühlte sich sehr wohl, da es ein völlig neuer Tag war.
    «Diese sehr junge Dame wünscht so zu frühstücken, daß das Frühstück ein für allemal ein Ende hat.»
    «Ich verstehe», sagte der Gran Maestro, und er blickte Renata an, und sein Herz drehte sich um wie eine Schildkröte im Meer. Es ist eine wunderbare Bewegung, und nur ganz wenige Menschen auf dieser Welt können sie fühlen und ausführen.
    «Was willst du essen, Tochter?» fragte der Colonel und blickte ihre frühmorgendliche, unretuschierte dunkle Schönheit an.
    «Alles.»
    «Könntest du irgendwelche Vorschläge machen?»
    «Tee an Stelle von Kaffee, und sonst, was immer der Gran Maestro an Resten übrig hat.»
    «Es werden keine Reste sein, Tochter», sagte der Gran Maestro.
    «Ich bin derjenige, der Tochter zu ihr sagt.»
    «Ich habe es so gemeint, wie ich’s gesagt habe», sagte der Gran Maestro. «Wir können rognons mit gegrillten Champignons machen oder fabricar, die von Leuten, die ich kenne, gesammelt worden sind, oder in feuchten Kellern gezogen wurden. Es kann ein Omelett mit Trüffeln geben, die von ganz vornehmen Schweinen ausgegraben worden sind. Wir haben echten kanadischen Speck, der vielleicht sogar aus Kanada kommt.»
    «Wo immer das ist», sagte das Mädchen vergnügt und ohne ihre Illusionen einzubüßen.
    «Wo immer das ist», sagte der Colonel ernsthaft. «Und ich weiß verdammt gut, wo das ist.»
    «Ich finde, wir sollten mit dem Ulk aufhören und mit dem Frühstück ernst machen.»
    «Wenn es nicht unjungmädchenhaft ist, ist das auch meine Meinung.»
    «Für mich eine abgefüllte Flasche Valpolicella.»
    «Sonst nichts?»
    «Bringen Sie mir eine Portion von dem sogenannten kanadischen Speck», sagte der Colonel.
    Er blickte das Mädchen an, und da sie jetzt allein waren, sagte er: «Wie geht’s dir, meine Liebste?»
    «Sehr hungrig, glaube ich», sagte das Mädchen. «Aber ich dank dir schön, daß du so lange hintereinander freundlich gewesen bist.»
    «Das war leicht», sagte der Colonel zu ihr auf italienisch.

26
    Sie saßen an ihrem Tisch und beobachteten die stürmische Helligkeit über dem Kanal. Das Grau hatte sich jetzt durch die Sonne in ein Gelbgrau verwandelt, und die Wellen arbeiteten der Ebbe entgegen.
    «Mammi sagt, sie kann nicht zu lange Zeit hintereinander hier leben, weil es keine Bäume gibt», sagte das Mädchen. «Deswegen geht sie aufs Land.»
    «Aus dem Grund gehen alle aufs Land», sagte der Colonel. «Wir können ein paar Bäume pflanzen, wenn wir ein Haus mit einem ausreichend großen Garten fänden.»
    «Ich habe lombardische Pappeln und Platanen am liebsten, aber ich verstehe sehr wenig davon.»
    «Die mag ich auch und dann Zypressen und Kastanien. Echte Kastanien und die anderen. Aber du wirst niemals richtige Bäume sehen, Tochter, bevor wir nach Amerika kommen. Warte mal ab, bis du eine Weißfichte oder eine Ponderosafichte gesehen hast.»
    «Werden wir welche sehen, wenn wir unsere große Reise machen und an all den Tankstellen oder Aborten, oder wie immer sie heißen, haltmachen?»
    «Bungalows und Touristenlager», sagte der Colonel. «Bei den anderen halten wir an, aber wir bleiben nicht über Nacht.»
    «Ich möchte so gern, daß wir an einem Abort vorfahren, und ich mein Geld hineinschmeiße und ihnen sage, daß sie auffüllen sollen, und ‹Kontrollier den Ölstand›, so wie es in amerikanischen Büchern und Filmen ist.»
    «Das ist eine Tankstelle.»
    «Und was ist ein Abort?»
    «Weißt du, wo man…»
    «Oh», sagte das Mädchen und errötete. «Verzeih. Ich möchte so gern Amerikanisch lernen. Aber ich fürchte, ich werde barbarische Dinge sagen, so wie du manchmal auf italienisch.»
    «Es ist eine leichte Sprache. Je weiter westlich man kommt, desto selbstverständlicher und leichter wird es.»
    Der Gran Maestro brachte das Frühstück, und der Duft davon kam ihnen als gerösteter Speck und Nieren entgegen, zu dem sich der matte Geruch von gegrillten Pilzen

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