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Über den Fluß und in die Wälder

Über den Fluß und in die Wälder

Titel: Über den Fluß und in die Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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fix.»
    «Dort drüben», sagte der Concierge.
    In der Zelle hob der Colonel den Hörer ab und sagte automatisch: «Hier Colonel Cantwell.»
    «Ich habe zweimal angerufen, Richard», sagte das Mädchen. «Aber man hat mir gesagt, daß du ausgegangen wärst. Wo warst du?»
    «Auf dem Markt. Wie geht’s dir, meine Schöne?»
    «Um diese Zeit hört niemand mit am Telefon. Ich bin deine Schöne. Wer immer das auch ist.»
    «Du. Hast du gut geschlafen?»
    «Es war wie Skilaufen im Dunkeln. Nicht wirklich Skilaufen, aber wirklich dunkel.»
    «So soll es auch sein. Wieso bist du so früh aufgewacht? Du hast den Concierge hier erschreckt.»
    «Wenn es nicht unjungmädchenhaft ist: wie bald können wir uns treffen und wo?»
    «Wo du willst und wann du willst.»
    «Hast du die Steine noch, und hat dir Miss Porträt etwas geholfen?»
    «Ja, auf beide Fragen. Die Steine sind in meiner zugeknöpften, oberen Tasche links, und Miss Porträt und ich haben uns spät und früh unterhalten, und alles war dadurch viel leichter.»
    «Liebst du sie mehr als mich?»
    «Ich bin doch noch nicht anomal. Vielleicht ist das Prahlerei. Aber schön ist sie.»
    «Wo wollen wir uns treffen?»
    «Wollen wir bei Florian, auf der rechten Seite des Platzes, frühstücken? Der Platz wird überschwemmt sein. Es wird Spaß machen, es zu beobachten.»
    «Ich werde in zwanzig Minuten da sein, wenn du mich haben willst.»
    «Ich will dich haben», sagte der Colonel und hing an.
    Als er aus der Telefonzelle trat, fühlte er sich plötzlich nicht wohl, und dann war es ein Gefühl, als ob ihn der Teufel in einem eisernen Käfig hielt, der wie eine eiserne Lunge oder wie eine eiserne Jungfrau gebaut war, und er ging – grau im Gesicht – zum Pult des Concierge und sagte auf italienisch: «Domenico, Ico, könnten Sie mir bitte ein Glas Wasser holen?»
    Der Concierge verschwand, und er stützte sich auf das Pult, um sich zu erholen. Er lehnte leicht dagegen, ohne sich etwas vorzumachen. Dann kam der Concierge mit dem Glas Wasser zurück, und er nahm vier Tabletten von der Sorte, von denen man eigentlich zwei nimmt, und er lehnte weiter so leicht auf dem Pult wie ein Habicht.
    «Domenico», sagte er.
    «Jawohl.»
    «Ich habe hier etwas in einem Umschlag, was Sie ins Safe legen können. Entweder werde ich es selbst holen oder es schriftlich abrufen, oder es wird von der Dame, mit der Sie mich eben telefonisch verbunden haben, abgeholt. Möchten Sie, daß ich Ihnen das schriftlich gebe?»
    «Nein, das ist überflüssig.»
    «Aber wie steht’s mit Ihnen, mein Junge? Sie sind nicht unsterblich oder doch?»
    «Doch, ziemlich», sagte der Concierge. «Aber ich werde es zu Papier geben, und nach mir kommen der Direktor und der stellvertretende Direktor an die Reihe.»
    «Beides gute Leute», stimmte der Colonel zu.
    «Wollen Sie sich nicht setzen, Colonel?»
    «Nein. Wer setzt sich schon, außer Männer und Frauen in Wechseljahr-Hotels? Setzen Sie sich denn?»
    «Nein.»
    «Ich kann mich im Stehen ausruhen oder gegen einen verfluchten Baum gelehnt. Meine Landsleute setzen sich hin oder legen sich ihn oder fallen hin. Geben Sie Ihnen ein paar Kraftkekse, damit sie mit dem Gewinsel aufhören.»
    Er redete zu viel, um sein Selbstvertrauen schnell wiederzuerlangen.
    «Gibt es denn wirklich Kraftkekse?»
    «Gewiß. In denen ist was darin, das einen vor Erektionen bewahrt. Es ist wie die Atombombe, nur rückwärts gespielt.»
    «Das kann ich mir nicht vorstellen.»
    «Wir haben die fabelhaftesten militärischen Geheimnisse, die je eine Generalsfrau einer anderen mitgeteilt hat. Kraftkekse sind das wenigste. Nächstes Mal werden wir aus einer Höhe von 20000 Metern ganz Venedig mit Wurstvergiftung infizieren», erklärte der Colonel. «Kommt nicht viel bei raus. Sie geben euch Wurstvergiftung, und ihr gebt ihnen Karbunkel.»
    «Aber das wird ja grauenhaft sein.»
    «Es wird noch schlimmer sein», versicherte ihm der Colonel. «Dies ist nicht in den Geheimakten. Es ist alles veröffentlicht. Und während es vor sich geht, können Sie, falls Sie das Radio richtig einstellen, Margaret Truman das Star Spangled Banner singen hören. Ich glaube, das ließe sich arrangieren. Ich möchte die Stimme nicht als groß bezeichnen. Nicht was wir unter einer Stimme verstehen, wie wir früher die guten gehört haben. Aber alles ist heutzutage ein Trick. Eine Stimme kann beinahe vom Radio gemacht werden, und das Star Spangled Banner ist bis zum Schluß hin nicht umzubringen.»
    «Glauben

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