Über den Fluß und in die Wälder
gesellte, obgleich er sich dank der silbernen Deckel auf den Schüsseln nicht im Zimmer verbreitete. «Es sieht wunderbar aus», sagte das Mädchen. «Danke vielmals, Gran Maestro. Soll ich mal Amerikanisch reden?» fragte sie den Colonel.
Sie schnellte ihre Hand dem Gran Maestro leicht und geschwind wie ein Rapier entgegen und sagte: «Gratuliere, Freund. Der Fraß ist einmalig.»
Der Gran Maestro sagte: «Danke, my Lady.»
«Hätte ich Fressen statt Fraß sagen sollen?» fragte das Mädchen den Colonel.
«Die beiden sind auswechselbar.»
«Haben sie im Westen, als du ein Junge warst, so gesprochen? Was würdest du beim Frühstück sagen?»
«Das Frühstück wurde vom Koch angerichtet oder angeboten. Er würde sagen: Kommt’s und holt’s euch, ihr Schweinehunde, oder ich schmeiß es weg.»
«Das muß ich für unseren Landaufenthalt lernen. Wenn wir mal den englischen Gesandten und seine langweilige Frau zum Essen da haben, werde ich dem Diener, der das Essen ankündigt, beibringen, daß er sagt: Kommt’s und holt’s euch, ihr Schweinehunde, sonst schmeißen wir’s weg.»
«Der wird abwerten», sagte der Colonel. «Auf jeden Fall wär’s ein interessantes Experiment.»
«Sag mir was auf echt amerikanisch, was ich zu dem Pockennarbigen sagen kann, wenn er reinkommt. Ich werde es ihm ins Ohr flüstern, als ob ich mit ihm ein Rendezvous verabreden wollte, so, wie man’s früher machte.»
«Es hängt davon ab, wie er aussieht. Wenn er sehr übernächtig aussieht, könntest du ihm zuflüstern: ‹Hör mal, Mac, du hast dich doch als starker Mann verdingt, was?›»
«Das ist wunderbar», sagte sie und wiederholte es mit einer Stimme, die sie Ida Lupino abgelauscht hatte. «Kann ich das zu dem Gran Maestro sagen?»
«Gewiß. Warum nicht? Gran Maestro!»
Der Gran Maestro kam heran und neigte sich aufmerksam vor.
«Hör mal, Mac. Du hast dich doch als starker Mann verdingt, was?» schnauzte ihn das Mädchen an.
«Das hab ich wahrhaftig», sagte der Gran Maestro. «Ergebensten Dank, daß Sie es so genau formulieren.»
«Wenn der da reinkommt und du mit ihm sprechen willst, nachdem er gegessen hat, flüster ihm einfach ins Ohr: ‹Wisch dir das Ei vom Kinn, Jack. Brust raus und hau ab.›»
«Das werde ich mir merken und es zu Hause üben.»
«Was wollen wir nach dem Frühstück machen?»
«Wollen wir rauf gehen und das Bild betrachten und sehen, ob es bei Tageslicht Wert hat, ich meine, etwas taugt?»
«Ja», sagte der Colonel.
27
Sein Zimmer oben war bereits aufgeräumt, was den Colonel freute, da er befürchtet hatte, den Schauplatz möglicherweise in großer Unordnung zu finden.
«Stell dich mal daneben», sagte er. Dann fiel ihm ein, «Bitte» hinzuzusetzen.
«Es ist natürlich gar kein Vergleich», sagte er. «Ich habe nicht Ähnlichkeit gemeint. Die Ähnlichkeit ist frappant.»
«Sollte denn überhaupt ein Vergleich sein?» fragte das Mädchen und warf den Kopf zurück und stand da in dem schwarzen Sweater des Porträts.
«Natürlich nicht. Aber gestern abend und bei Morgengrauen habe ich mit deinem Porträt gesprochen, als ob du’s wärst.»
«Das war nett von dir und zeigt, daß es seinem Zweck gedient hat.»
Sie lagen jetzt auf dem Bett und das Mädchen sagte zu ihm: «Machst du eigentlich nie die Fenster zu?»
«Nein. Du?»
«Nur wenn’s regnet. Wie ähnlich sind wir einander?»
«Ich weiß es nicht. Wir hatten noch nie recht Gelegenheit, um das festzustellen.»
«Wir haben noch nie eine richtige Gelegenheit gehabt, aber ausreichend für mich, um es zu wissen.»
«Und wenn du’s weißt, was, zum Teufel noch mal, hast du dann schon?» fragte der Colonel.
«Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich etwas mehr als vorher.»
«Gewiß. Danach sollten wir streben. Ich halte nichts von begrenzten Zielen. Manchmal ist man jedoch dazu gezwungen.»
«Was ist deine schwerste Sorge?»
«Die Befehle von anderen zu befolgen, und deine?»
«Du.»
«Ich will nicht deine Sorge sein. Ich bin oft genug ein armseliger Hundsfott gewesen. Aber ich war nie die Sorge eines anderen Menschen.»
«Und jetzt bist du meine.»
«In Ordnung», sagte er. «Lassen wir’s dabei.»
«Es ist nett von dir, daß du es dabei läßt. Du bist sehr lieb heute morgen. Ich schäme mich so, daß alles so ist. Bitte halt mich sehr fest, und laß uns nicht reden und nicht daran denken, daß alles anders hätte sein können.»
«Tochter, das gehört zu den wenigen Dingen, in denen ich mich auskenne.»
«Du weißt
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