Ueber die Wupper
ist, hab ich mich
hundertmal gefragt, ob ich … «
»Ja?«
»Vergessen
Sie's.«
Max ließ einen
Finger auf dem Rand seines Glases kreisen. Nach einer Weile blickte
er ihr direkt in die Augen. »Sagen Sie mir, wo ich Christine
finden kann?«
Sie ließ sich
mit ihrer Antwort Zeit. Dann sagte sie: »Kommen Sie um sieben
wieder. Ich versuche, Christine bis dahin zu
erreichen.«
»Sie wollen
zuerst mit ihr sprechen.«
»Ja. Ich glaube,
das ist besser.«
Max warf einen Blick
auf die Preistafel über der Tür und kramte in seiner
Hosentasche.
»Lassen Sie Ihr
Geld stecken. Männer auf Kaution trinken
gratis.«
»Sie riskieren,
daß das meine Stammkneipe wird.«
Der Scherz griff
nicht. Max löste sich von der Theke und ging. Der Dielenboden
knarrte.
Als er an der Tür
war, rief sie ihm nach: »Falls ich nicht hier sein sollte,
fragen Sie die Jungs nach mir. Die sagen mir dann
Bescheid.«
»Und nach wem
soll ich fragen?«
»Fragen Sie nach
Margit.«
10
Draußen merkte
Max, daß er schon wieder angestochen war. Wenn die
Verabredung um sieben einen Sinn haben sollte, mußte er was
essen. Er ließ die Solex stehen und ging zu Fuß die
kurze Strecke zum Ebertplatz hinauf.
Die nächsten
zweieinhalb Stunden versaß er in einem höllisch
verdreckten Imbiß in Sichtweite des Busbahnhofs und testete
die Belastbarkeit seines Magens mit zweimal Pommes rot-weiß
und sechs Tassen Spülwasserkaffee. Sollte in Remscheid je die
Cholera ausbrechen, Max wüßte, wo sie ihren Anfang
genommen hätte.
*
Das Brick House war
bereits gut gefüllt. Gespräche und Gelächter.
Zigarettenrauch hing wie Trockeneisnebel im Raum. Die Tuba am Regal
über der Theke schimmerte im Licht der Wandleuchten und der
Spots. Hinter der Theke waren sie zu zweit. Max fragte den
Schwarzhaarigen nach Margit.
Der betätigte
irgend etwas unterhalb der Spüle und sagte: »Sie kommt
gleich. Ein Bier?«
Max orderte ein Alt.
Pünktlich zum zweiten erschien Margit.
»Ich hab mit
Christine gesprochen«, sagte sie.
»Und?«
»Viel weiß
sie nicht. Aber sie ist bereit, mit Ihnen zu sprechen. Kommen
Sie.«
An einem der Tische an
der Rückwand saß ein Mädchen, das Max schon vorher
aufgefallen war. Stabil gebaut, bananengelbe Leggins, schwarzes
Jon-Bonjovi-T-Shirt und eine Kurzhaarfrisur mit einer einzelnen
langen Strähne.
»Christine, das
ist der Typ«, sagte Margit und setzte sich an Christines
Seite.
Christine warf einen
raschen, beinahe ängstlichen Blick auf Max und sah sofort
wieder in ihre Cola.
Max nahm
gegenüber Platz. »Nett, daß du gekommen
bist.«
Christine sagte
nichts, studierte nur das Zitronenstück im Glas.
Max kam direkt zur
Sache. »Ich versuche herauszufinden, wo Tanja sich
aufgehalten hat, nachdem sie von zu Hause abgehauen war. Kannst du
mir dabei helfen?«
Christines Antwort war
nicht zu verstehen, aber da sie gleichzeitig den Kopf
schüttelte, tippte Max auf nein.
Er beugte sich vor.
»Wann hast du sie denn zuletzt gesehen?«
Jetzt blickte
Christine auf, aber zu Margit. Die nickte ihr aufmunternd
zu.
»Am
Freitag«, sagte Christine leise. »Da haben wir uns hier
getroffen.«
»Seid ihr den
ganzen Abend hiergeblieben?«
Erneutes
Kopfschütteln. »Ein paar Jungs, die wir von früher
kannten, wollten unbedingt nach Wuppertal.« Die Strähne
war im Weg und wurde aus dem Gesicht gewischt. »Da sind wir
mitgefahren.«
»Und wohin
da?«
Es dauerte. Dann sagte
sie: »Ins Spitz.«
»Wo ist das? Ich
meine, welche Straße?«
Diesmal
schüttelte sie die Strähne mit einer unwilligen
Kopfbewegung aus den Augen. »Weiß ich nicht. Aber in
der Nähe vom Alten Rathaus. In Elberfeld.«
»Okay, weiter.
Was habt ihr da gemacht?«
Wieder dauerte es. Max
studierte derweil den Gipsgecko, der über Christine an der
Wand klebte.
»Nichts
besonderes. Was getrunken und so.« Wie zur Bestätigung
nahm Christine einen Schluck aus dem Glas. Dann wandte sie sich
wieder an Margit. »Da war so ein Typ, ein Fotograf, der ist
voll auf Tanja abgefahren. Hat ihr gesagt, sie sähe aus wie
Claudia Schiffer. Der wollte sogar Probeaufnahmen mit ihr
machen.«
Max war auf einmal
ganz Ohr. Margit auch, wie es schien.
»Und, ist was
daraus geworden?« fragte Max. »Ist sie mit ihm
mitgegangen?«
»Nein, wir
mußten doch wieder nach Hause.« Die Haarsträhne
hing jetzt im Colaglas. »Aber Tanja war total aufgeregt. Sie
hat auf der Rückfahrt nur noch davon geredet, daß das
die Chance ihres Lebens sei, ganz groß
rauszukommen.«
»Haben
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