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Ueber Gott und die Welt

Ueber Gott und die Welt

Titel: Ueber Gott und die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Spaemann
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Platon bin ich aber auf der sicheren Seite. Hier habe ich meine Aufzeichnungen und brauche nur nachzublättern, um ein Zitat zu finden.
    Und im Übrigen: In diese Zeit fielen meine Studien über das politische Denken in Frankreich, das durch die Bonald-Arbeit für mich von wachsendem Interesse war. Ein Vortrag vor der Groupe d’études allemandes in Paris über die deutsche Philosophie der Gegenwart gab mir den Anlass, meine Vorstellungen von der philosophischen Situation Deutschlands zu einem plausiblen Bild zu ordnen. Der Vortrag istwieder erschienen im ersten Band von »Schritte über uns hinaus«. Auch erinnere ich mich an ein Podiumsgespräch mit Alfred Grosser an der Sorbonne über die geistige Situation Deutschlands.
    Sie haben vier Jahre lang als Lektor gearbeitet. Im Jahr 1956 zieht es Sie aber wieder nach Münster an die Universität. Was war geschehen?
    Auf Dauer war mir doch bewusst geworden, dass ich zurück zur Universität strebte. Ich besuchte den Philosophen Max Müller in Freiburg, bei dem ich hoffte, Fuß fassen zu können, musste aber schnell einsehen, dass die Assistentenstellen lieber mit eigenen Promovenden des Professors besetzt werden.
    Aber dann geschah eines Tages etwas Überraschendes. Ich erhielt einen Brief aus Münster von dem neu berufenen Lehrstuhlinhaber für Pädagogik Ernst Lichtenstein. Darin fragte er mich, ob ich Interesse daran hätte, Assistent am Pädagogischen Seminar zu werden und mich zu habilitieren. Ich antwortete prompt, machte aber zwei Bedenken geltend. Erstens: Ich hätte nie Pädagogik studiert. Zweitens, wenn ich mich habilitiere, dann müsste das in beiden Fächern sein, Pädagogik und Philosophie.
    Lichtenstein suchte einen Assistenten, der in der Philosophie bewandert war. Einen Praktiker der Pädagogik hatte er bereits. So war er mit meinen Vorstellungen ohne Vorbehalt einverstanden. Der Vorschlag, sich an mich zu wenden, war von Joachim Ritter gekommen.
    Übrigens war damals Rita Kickuth, später Rita Süssmuth, studentische Hilfskraft dieses Instituts, an dem auch Ulrike Meinhof studierte.
    Wieder so ein Zufall!
    Ja, wie so oft in meinem Leben. Ich kam 1956 zurück nach Münster, musste mich im Fach Pädagogik einarbeiten und viel lesen. Prüfungen für Lehramtskandidaten – das sogenannte Pädagogikum – hatte ich abzunehmen und Proseminare abzuhalten.
    In diesen für Sie beruflich bewegten Zeiten, zwischen 1949 bis 1956, etablierte sich die westdeutsche Bundesrepublik. Wie stark war damals Ihr Interesse an Politik?
    Nach meinen publizistischen Exkursen in der Zeitschrift »Ende und Anfang« und dem Studienaufenthalt an der Schweizer Universität 1948 trat eine Zäsur ein. Ich brach nach einem Jahr Fribourg meine dortigen Studien ab, weil mein Vater krank wurde. Politische Themen, die mich unmittelbar berührten, wie vorher die Frage einer liberalen oder sozialistischen Orienierung der Bundesrepublik, traten für mich zurück.
    Die überragende Figur der deutschen Politik dieser Jahre war Konrad Adenauer. Die meisten Philosophen Ihrer Generation lehnten den katholischen, nach Westen orientierten Politiker ab und optierten für Kurt Schumacher, den Vorsitzenden der SPD. Wie war Ihre Haltung zum ersten Bundeskanzler?
    Offen gestanden: Ich habe Konrad Adenauer eigentlich immer bewundert. Das war einer der ganz wenigen Punkte, in denen ich mit meiner Frau nicht übereinstimmte. Ihr lag viel an der Wiedervereinigung und wenig an der Westbindung. Sie meinte auch, dass die Westbindung die Wiedervereinigung verhindere. Wenn Adenauer überall herumziehe, »Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit« predige und die Wiedervereinigung als oberstes Ziel deutscher Politik anpreise,dann – das war ihre feste Überzeugung – sei das eine Lüge. Er könne das doch selbst nicht glauben. Als sie dann sehr viel später, im Jahr 1990, die Wiedervereinigung erlebte, gestand sie: »Ja, ich habe mich damals geirrt.«

    DIE BOMBE
    Präsident Barack Obama hat ernsthafte Schritte zur Rückgewinnung einer atomwaffenfreien Welt vorgeschlagen und will, so heißt es, damit beginnen, die amerikanische Kapazität zur hundertmaligen gänzlichen Vernichtung der Menschheit auf die Kapazität zur einmaligen gänzlichen Vernichtung der Menschheit zu reduzieren.
    Ich habe den größten Teil meines Lebens im Schatten der Bombe verbracht, und das heißt auch, in einem durch die Existenz der Bombe auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs gesicherten Frieden. Mit dieser Paradoxie mussten wir auf

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