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Ueberdosis

Ueberdosis

Titel: Ueberdosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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braucht, aber nicht, wenn der eigene Onkel Geschäftsführer eines Pharma-Unternehmens ist. Und die anderen Grundstoffe wie Jod und Phosphor und …
    Die Rechnung! durchfuhr es Markesch. Die Rechnung der Chemikaliengroßhandlung! Michael Maaßen hat bei ihr größere Mengen Salzsäure und Phosphor gekauft – beides Grundstoffe für die Amphetaminherstellung!
    Ist das die Lösung? War dieser ›Pit‹ in Wirklichkeit Michael Maaßen? Hat er nach dem Treffen im El Lobo für die Spanier gearbeitet? Aber warum wurde er umgebracht? Weil er aussteigen wollte?
    Immerhin erklärte die Amphetamin-Connection, woher Michael Maaßen das Geld für die Apartmentmiete und zum Lebensunterhalt gehabt hatte. Die Herstellungskosten für ein Kilo Amphetamin betrugen vermutlich nur einen Bruchteil der zwanzigtausend Mark, die der Verkauf des reinen Stoffs brachte. Er dachte wieder an die nächtlichen Experimente im Labor der Maaßen-Pharma. Wenn Michael Maaßen das Zeug tatsächlich dort produziert hatte, dann nur mit Wissen seines sauberen Onkel Lukas.
    Kein Wunder, daß Hommberg bestrebt war, alle Nachforschungen über den Tod seines Neffen zu unterbinden. Und Susanne Großmann mußte ebenfalls eingeweiht gewesen sein, vielleicht sogar beteiligt, und wurde jetzt von den Spaniern gezwungen, ihr Wissen für sich zu behalten.
    Markesch zahlte und verließ das Kellerlokal.
    Er war sehr zufrieden mit sich. Pfeifend schlenderte er durch den Regen, passierte das Severinstor, unter dem die Nachtschwärmer noch immer auf den Beginn der Trockenzeit warteten, und hielt Ausschau nach Sophie, konnte sie aber nirgendwo entdecken. Wahrscheinlich war ein minderjähriger Märchenprinz in einem weißen Ruderboot vorbeigepaddelt und hatte sie mit auf sein Wasserschloß genommen.
    Auf dem Weg zum Martin-Luther-Platz machte er noch einmal in der Endstation Halt und trank ein halbes Dutzend Tassen Kaffee, um die Wirkung des Scotch zu neutralisieren. Als sich das Lokal mit fortschreitender Nacht füllte und die Gespenster der Südstadt immer zahlreicher wurden, setzte er den Weg zu seinem Auto fort.
    Der Martin-Luther-Platz war in Dunkelheit getaucht. Der Regen sprach mit tausend feuchten Stimmen und der Wind schüttelte das Herbstlaub aus den Baumkronen.
    Markesch griff nach den Autoschlüsseln.
    Etwas Hartes traf ihn mit betäubender Wucht am Hinterkopf. Schmerz explodierte in seinem Schädel. Er stöhnte und sackte zusammen. Eine Schuhspitze bohrte sich in seine Seite. Keuchend rollte sich Markesch herum, kam halb mit dem Oberkörper hoch und wurde von einem brutalen Tritt ins Gesicht wieder zu Boden geschmettert. Er schmeckte Blut. Sein Kopf lag in einer Pfütze, und das kalte Wasser brannte in seinen Augen. Verschwommen nahm er zwei Gestalten wahr; die eine groß und schlank, ein schwarzer Schemen im Schwarz der Nacht, die andere untersetzt und stämmig.
    Wieder ein Tritt, diesmal in die Leistengegend.
    Ihm wurde übel vor Schmerz.
    Eine Hand packte ihn am Kragen und zerrte ihn hoch, ein Gesicht tauchte dicht vor ihm auf. Schmale Lippen, buschige Brauen, dunkle Augen.
    »Du nicht hören, amigo«, sagte der Mann mit rauher, kratziger Stimme. Sein Atem roch nach Brandy, und zwischen seinen schmalen Lippen blitzte ein Goldzahn. »Du sehr dumm. Ich dir guten Rat geben und du nicht hören. Du jetzt muchos problemas, si? Du brauchen Hilfe, si? Damit du vergessen noestro amigo Maaßen. Wir dabei helfen. Du vergessen, sonst tot, comprende?«
    Markesch stöhnte.
    Der Spanier schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. »Comprende, amigo?«
    »Zur Hölle mit dir«, krächzte Markesch.
    Mit letzter Kraft trieb er dem Spanier das Knie in den Magen. Der Mann stieß einen erstickten Schrei aus und ließ ihn los.
    »Hijo de puta!«
    Dann prasselten Schläge auf Markesch nieder, mit der flachen Hand, der Faust, einem Schlagring, und den Schlägen folgten Tritte, von gepreßten Flüchen begleitet, und Markesch schmeckte Blut, und überall war Schmerz, und der Regen rauschte, der Regen …

 
7
     
    Das Erwachen war qualvoll.
    In seinem Kopf pochte Schmerz, und sein Gesicht schien sich in eine aufgedunsene brennende Masse verwandelt zu haben. Jeder Atemzug schickte neue Schmerzwellen durch seinen geschundenen Körper.
    Stöhnend öffnete Markesch die Augen.
    Und ihm wurde klar, daß er tot war. Er mußte tot sein. Es war die einzige vernünftige Erklärung für das, was er sah. Er war zutiefst erschüttert; nicht über die Tatsache seines Todes; auch nicht über die

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