Überfällig
Untersuchungen auf streng geheimer Basis sind angelaufen. Ich erwarte stündlich den Bericht der Fachleute. Vorher können Sie nicht starten. Seien Sie aber versichert, daß wir Ihnen in den vergangenen vier Wochen eine dicke Suppe eingebrockt haben.«
Wenn ich noch nie im Leben etwas geglaubt hatte – das nahm ich als bare Münze hin. Mein Gaumen schien auszutrocknen. Der Kollege begann offensichtlich unruhig zu werden. Das waren wirklich beglückende Aussichten!
Nach den Informationen zu urteilen, gab es auf dem Erdtrabanten mehr als eine unterlunare Station. Wahrscheinlich hatten wir bisher nur einen Bruchteil des Rätsels entdeckt.
»Sie muß durchkommen«, murmelte der Alte geistesabwesend. Er ging schon wieder im Vorzimmer auf und ab. »Sie muß! Ihr Wissen ist unbezahlbar. Wenn ich nur wüßte, was sie derart plötzlich niedergeworfen hat! Da muß doch etwas sein, das wir einfach nicht vertragen können. Dr. Ofenburg vermutet die Krankheitsquelle in der dortigen Atmosphäre. Sie werden allerhand zu tun bekommen, Konnat.«
Ich lachte mißtönend. Die Erregung schien mir auf die Stimmbänder zu schlagen, weshalb ich heilfroh war, daß sich in diesem Augenblick die Tür öffnete.
Dr. Bulbe erschien. Er wirkte völlig verändert. Sein Gesicht war hart und verbissen. Mir war, als hätte er soeben einen schweren Kampf ausgefochten.
Der Alte stand steif und reglos. Nur seine Augen fragten.
»Hoffnungslos, Sir«, teilte der Mediziner mit. »Wir können nichts, aber auch gar nichts zu ihrer Rettung tun. Da wir die Giftstoffe im Kreislauf vermuten, haben wir das Blut völlig erneuert. Die Herz-Lungen-Maschine steht bereit. Die Lebensflüssigkeit wird ständig aus den Plasmavorräten erneuert und in die Sauerstoffwäsche genommen. Das Blutbild ist hundertprozentig einwandfrei. Nervenreflexe sind normal, doch die steigende Apathie bleibt bestehen. Nur das Heber ist etwas abgeklungen. Mir scheint, als säße die Ursache im feinen Gewebe des Hirns. Eine widerspruchsvolle Diagnose, könnte man sagen. Ich kann Ihnen aber nicht mehr mitteilen.«
»Ist sie vernehmungsfähig? Einigermaßen klar denkend?« fragte der Chef in gedämpftem Tonfall.
»Ja, etwa wie ein Schlafwandler. Die Symptome deuten auf eine allmähliche Ausschaltung des Willenszentrums hin. Sie wird alle nur verfügbaren Reserven aufbieten müssen, um Fragen und Antworten logisch verarbeiten zu können.«
»Anregungsmittel?«
»Nur auf Ihren Befehl hin, Sir«, entgegnete er kategorisch. »Kreislauffördernde Mittel sind bereits verabreicht worden. Sie haben ihren Zustand erheblich verbessert. Für Ihre Zwecke aber nicht genug.«
General Reling, der Mann, der im Interesse der Sache und der westlichen Menschheit oft nicht lange überlegen konnte und sehr viel gewagt hatte, wirkte unschlüssig. Er sah unsere Blicke und hörte unsere heftigen Atemzüge.
»Wir – wir probieren es so«, keuchte er. Feine Schweißperlen traten unter dem Haaransatz hervor. »Halten Sie jedoch die stärksten Aufpeitschungsdrogen bereit. Das ist ein Befehl, den ich zu verantworten habe.«
»Jawohl, Sir«, sagte der GWA-Mediziner reserviert. »Wenn Sie nun eintreten wollen?«
An meinen Beinen schienen Bleigewichte zu hängen, als ich hinter ihm den hellen und lichten Raum betrat. In dem Bett lag eine blaß und abgezehrt wirkende Frau mit hellblonden Haaren. Noch war die Herzpumpe neben dem Bett nicht angeschlossen worden, da das natürliche Organ seinen Dienst einwandfrei zu leisten schien. Dafür wurde der Patientin laufend frisches Blut zugeführt, das im transparenten Behälter der Sauerstoffwäsche verhalten
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