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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Un­ter­su­chun­gen auf streng ge­hei­mer Ba­sis sind an­ge­lau­fen. Ich er­war­te stünd­lich den Be­richt der Fach­leu­te. Vor­her kön­nen Sie nicht star­ten. Sei­en Sie aber ver­si­chert, daß wir Ih­nen in den ver­gan­ge­nen vier Wo­chen ei­ne di­cke Sup­pe ein­ge­brockt ha­ben.«
    Wenn ich noch nie im Le­ben et­was ge­glaubt hat­te – das nahm ich als ba­re Mün­ze hin. Mein Gau­men schi­en aus­zu­trock­nen. Der Kol­le­ge be­gann of­fen­sicht­lich un­ru­hig zu wer­den. Das wa­ren wirk­lich be­glücken­de Aus­sich­ten!
    Nach den In­for­ma­tio­nen zu ur­tei­len, gab es auf dem Erdtra­ban­ten mehr als ei­ne un­ter­lu­na­re Sta­ti­on. Wahr­schein­lich hat­ten wir bis­her nur einen Bruch­teil des Rät­sels ent­deckt.
    »Sie muß durch­kom­men«, mur­mel­te der Al­te geis­tes­ab­we­send. Er ging schon wie­der im Vor­zim­mer auf und ab. »Sie muß! Ihr Wis­sen ist un­be­zahl­bar. Wenn ich nur wüß­te, was sie der­art plötz­lich nie­der­ge­wor­fen hat! Da muß doch et­was sein, das wir ein­fach nicht ver­tra­gen kön­nen. Dr. Ofen­burg ver­mu­tet die Krank­heits­quel­le in der dor­ti­gen At­mo­sphä­re. Sie wer­den al­ler­hand zu tun be­kom­men, Kon­nat.«
    Ich lach­te miß­tö­nend. Die Er­re­gung schi­en mir auf die Stimm­bän­der zu schla­gen, wes­halb ich heil­froh war, daß sich in die­sem Au­gen­blick die Tür öff­ne­te.
    Dr. Bul­be er­schi­en. Er wirk­te völ­lig ver­än­dert. Sein Ge­sicht war hart und ver­bis­sen. Mir war, als hät­te er so­eben einen schwe­ren Kampf aus­ge­foch­ten.
    Der Al­te stand steif und reg­los. Nur sei­ne Au­gen frag­ten.
    »Hoff­nungs­los, Sir«, teil­te der Me­di­zi­ner mit. »Wir kön­nen nichts, aber auch gar nichts zu ih­rer Ret­tung tun. Da wir die Gift­stof­fe im Kreis­lauf ver­mu­ten, ha­ben wir das Blut völ­lig er­neu­ert. Die Herz-Lun­gen-Ma­schi­ne steht be­reit. Die Le­bens­flüs­sig­keit wird stän­dig aus den Plas­ma­vor­rä­ten er­neu­ert und in die Sau­er­stoff­wä­sche ge­nom­men. Das Blut­bild ist hun­dert­pro­zen­tig ein­wand­frei. Ner­ven­re­fle­xe sind nor­mal, doch die stei­gen­de Apa­thie bleibt be­ste­hen. Nur das He­ber ist et­was ab­ge­klun­gen. Mir scheint, als sä­ße die Ur­sa­che im fei­nen Ge­we­be des Hirns. Ei­ne wi­der­spruchs­vol­le Dia­gno­se, könn­te man sa­gen. Ich kann Ih­nen aber nicht mehr mit­tei­len.«
    »Ist sie ver­neh­mungs­fä­hig? Ei­ni­ger­ma­ßen klar den­kend?« frag­te der Chef in ge­dämpf­tem Ton­fall.
    »Ja, et­wa wie ein Schlaf­wand­ler. Die Sym­pto­me deu­ten auf ei­ne all­mäh­li­che Aus­schal­tung des Wil­lens­zen­trums hin. Sie wird al­le nur ver­füg­ba­ren Re­ser­ven auf­bie­ten müs­sen, um Fra­gen und Ant­wor­ten lo­gisch ver­ar­bei­ten zu kön­nen.«
    »An­re­gungs­mit­tel?«
    »Nur auf Ih­ren Be­fehl hin, Sir«, ent­geg­ne­te er ka­te­go­risch. »Kreis­lauf­för­dern­de Mit­tel sind be­reits ver­ab­reicht wor­den. Sie ha­ben ih­ren Zu­stand er­heb­lich ver­bes­sert. Für Ih­re Zwe­cke aber nicht ge­nug.«
    Ge­ne­ral Re­ling, der Mann, der im In­ter­es­se der Sa­che und der west­li­chen Mensch­heit oft nicht lan­ge über­le­gen konn­te und sehr viel ge­wagt hat­te, wirk­te un­schlüs­sig. Er sah un­se­re Bli­cke und hör­te un­se­re hef­ti­gen Atem­zü­ge.
    »Wir – wir pro­bie­ren es so«, keuch­te er. Fei­ne Schweiß­per­len tra­ten un­ter dem Haar­an­satz her­vor. »Hal­ten Sie je­doch die stärks­ten Auf­peit­schungs­dro­gen be­reit. Das ist ein Be­fehl, den ich zu ver­ant­wor­ten ha­be.«
    »Ja­wohl, Sir«, sag­te der GWA-Me­di­zi­ner re­ser­viert. »Wenn Sie nun ein­tre­ten wol­len?«
    An mei­nen Bei­nen schie­nen Blei­ge­wich­te zu hän­gen, als ich hin­ter ihm den hel­len und lich­ten Raum be­trat. In dem Bett lag ei­ne blaß und ab­ge­zehrt wir­ken­de Frau mit hell­blon­den Haa­ren. Noch war die Herz­pum­pe ne­ben dem Bett nicht an­ge­schlos­sen wor­den, da das na­tür­li­che Or­gan sei­nen Dienst ein­wand­frei zu leis­ten schi­en. Da­für wur­de der Pa­ti­en­tin lau­fend fri­sches Blut zu­ge­führt, das im trans­pa­ren­ten Be­häl­ter der Sau­er­stoff­wä­sche ver­hal­ten

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