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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Er
verschluckte sich.
    Locke
erzählte.
    „Au Backe!“
Mike richtete seine grünen Augen voller Verzweiflung zur Decke. „Hängt ihr also
wieder drin — in einer Sache. Der Rote! Die Mafia! Heißer geht’s nicht, wie?
Gunter kriegt noch mehr graue Haare. Helga wird eines Tages vor lauter
Nervosität einem Terrier die Flügel stutzen und einen Papagei gegen Staupe
impfen. Und ich falle durchs Abitur, weil ich Nervenfieber habe. Denn
Schwesterchen und künftiger Stiefbruder greifen immer dort helfend ein, wo’s
gleich um Kopf und Kragen geht. Warum interessiert ihr euch nicht für
Video-Filme, Diskos und Haschisch? Ihr seid nicht normal.“
    Sie lachte.
„Gegen Video-Filme habe ich nichts. Und Diskos kenne ich von innen. Aber Hasch
ist was für Versager und Bescheuerte. Hältst du mich dafür? Dann gestatte, daß
ich meine Skistiefel anziehe und dich vors Schienbein trete.“
    „O bitte,
nein! Ich kriege schon auf dem grünen Rasen meinen Teil. Darf ich dir ein Brot
mit Leberwurst belegen?“

    „Vielen
Dank. Es würde mir zu sehr nach deinem Daumen schmecken. Außerdem habe ich
italienisch gegessen, wie bereits erwähnt. Ich will nur noch ein Glas Milch.
Dann turne ich mit Mausi.“
    Lockes
weiße Maus hieß eigentlich Helena, wurde aber vorwiegend Mausi genannt. Der
kleine Nager lebte großartig in seinem Käfig über ihrem Bett. Auf der Tretmühle
konnte sich Mausi bewegen. Außerdem durfte sie mehrmals täglich ins Freie, um
dann von Lockes Rocksaum bis hinters Ohr zu klettern oder — noch lieber — an
Stricken entlang, die Locke zwischen den Händen spannte.
    Im Bett las
Locke noch. Sie las überhaupt sehr viel. Zu später Stunde fiel ihr ein, daß sie
ihre abendlichen Yoga-Übungen vergessen hatte. Aber dafür war sie nun zu müde.
Sie schlief bald ein — lange bevor Gunter nach Hause kam: auf Zehenspitzen
schleichend, um sein Töchterchen nicht zu wecken.
    Nur in
Mikes Zimmer brannte noch Licht.
     
    *
     
    Am Samstag
war Gunter im Pressehaus. Als Leiter der Lokalredaktion mußte er sich seine
Freizeit stehlen. Aber Diebstahl war nicht seine Masche, was er manchmal
bedauerte.
    Mike fläzte
auf der Terrasse. Noch schien die Sonne. Das wollte er ausnutzen, denn grauer
Himmel war angesagt. Auf dem Tisch stapelten sich Schulbücher mit gewichtigem
Inhalt. Aber bis jetzt hatte er sie nicht angerührt, sondern seit zwei Stunden
Zeitung gelesen.
    Locke
nutzte den Vormittag, um ihr Zimmer aufzuräumen. Das zog sich hin bis zum
Nachmittag, und das Ergebnis entmutigte. Ihre Jungmädchenbude sah immer noch
aus wie ein modernes Museum. Das war typ-bedingt. Sie sammelte nämlich. Etwas
wegzuwerfen, kostete sie Überwindung und Herzblut.
    So mehrten
sich denn auf ihren 28 Quadratmetern die Puppen und Plüschtiere, die Bücher,
Anstecker, Zuckerstückchen, seltene Münzen und Bleistifte. Außerdem hingen
selbstgenähte, weitschwingende Röcke überall dort, wo man was hinhängen konnte.
    Mike
schaute herein.
    „Hm.
Weniger geworden ist es nicht. Aber du hast alle Bleistifte gespitzt, wie?
Tolle Leistung. Es müssen weit über hundert sein.“
    „Raus!“
    Vom
Nachmittag war schon eine Menge weg, als ihr — siedendheiß — die Verabredung
mit Kathie Weber einfiel.
    Himmel!
Über diesen albernen Hausputz vergißt man das Wichtigste!
    Sie wählte
den Strohhut mit rotem Band, rief Mike zu, sie wäre jetzt weg, und schrieb auf
die Schiefertafel: ... bin bei Kathie Weber in Ober-Plösel, telefonisch nicht
erreichbar, rückkomme mit Tom — irgendwann! Schönes Wochenende
allerseits!
    Sie ließ
ihren Roller in der Garage. In diesem Falle waren die öffentlichen
Verkehrsmittel günstiger, nämlich der Bus, mit dem sie bis zum S-Bahnhof fuhr,
und der Zug, der schon wartete.
    Landbevölkerung
füllte die Waggons. Weil Samstag war, hatten sich Familien mit Kind und Kegel
zum Stadtbesuch aufgerafft. Aber jetzt flüchtete man zurück, denn der Himmel
sah nach Regen aus. In den Gepäcknetzen lagen Einkaufstüten, aus denen auch
manchmal was rausfiel.
    Locke fand
einen Sitzplatz, aber nur, weil ein Junge ihres Alters sofort aufstand. Er war
Kavalier. Er bot ihr den Platz an. Dann stellte er sich in die Nähe und
schielte unentwegt zu ihr her.
    Der Zug
fuhr. Zig Stationen lagen an der Strecke. Die S-Bahn hielt buchstäblich an
jeder Schafherde. Und jedesmal quollen Menschen ins Freie.
    Auch der
junge Kavalier stieg aus, aber erst im letzten Moment. Beinahe hätte er seine
Station verpaßt, war er doch in Lockes Anblick

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