Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht
Buch
Albion’s Seed: Four British Folkways in America
stellt David Hackett Fischer überzeugend dar, warum das kulturelle Erbe lange Schatten wirft. (Wenn Sie mein Buch
Tipping Point
kennen, dann wissen Sie, dass die Darstellung von Paul Revere auf Fischers Buch
Paul Revere’s Ride
basiert.) Fischer zeigt, dass in den ersten anderthalb Jahrhunderten der Besiedlung vier klar zu unterscheidende Einwanderergruppen
von den britischen Inseln nach Nordamerika kamen: zuerst die Puritaner, die sich in den Dreißigerjahren des 17. Jahrhunderts
von East Anglia kommend in Massachusetts niederließen; dann die Adeligen und die Pachtsklaven, die Mitte des 17. Jahrhunderts
aus Südengland nach Virginia kamen; die Quäker, die Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts aus den Midlands nach Delaware
auswanderten; und schließlich die keltischstämmigen Auswanderer aus Südschottland und Nordirland, die im 18. Jahrhundert in
den Appalachen siedelten. Fischer weist nach, dass diese vier Regionen bis heute durch die Kultur ihrer jeweiligen britischen
Einwanderer geprägt werden.
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Cohen hat zahlreiche Experimente durchgeführt, um diese Charaktereigenschaften der Südstaatler nachzuweisen, und stößt jedes
Mal auf das gleiche Phänomen. »In einem Experiment haben wir unsere Versuchsteilnehmer fortwährend belästigen lassen«, berichtet
er. »Sie kommen ins Labor und sollen ein Bild zu einer Kindheitserinnerung zeichnen. Neben ihnen sitzt einer unserer Mitarbeiter
und stört sie ununterbrochen. Er unternimmt alles, um die Testperson zu ärgern. Er zerknüllt seine Zeichnung, wirft sie in
Richtung Papierkorb und trifft dabei die Testperson. Er nimmt ihm die Stifte weg und gibt sie ihm nicht wieder. Er nennt unsere
Testperson ›Schleimer‹ und sagt: ›Ich schreib deinen Namen auf dein Bild‹ und schreibt ›Schleimer‹ unter die Zeichnung. Studenten
aus dem Norden neigen dazu, ihre Verärgerung zu zeigen, aber nur bis zu einem gewissen Punkt, dann nimmt ihr Ärger wieder
ab. Südstaatler reagieren zunächst weniger verärgert, doch irgendwann holen sie die Nordstaatler ein und lassen sie weit hinter
sich. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie in die Luft gehen, ist erheblich größer, sie zeigen weit größere Ausschläge und reagieren
viel explosiver.«
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Wie werden diese Verhaltensweisen von einer Generation zur anderen weitergegeben? Durch gesellschaftliches Erbe. Denken Sie
beispielsweise an Dialekte, die über lange Zeiträume hinweg erhalten bleiben. Die Sprache der Appalachenbewohner erinnert
noch heute in vielem an die der ersten schottisch-irischen Siedler. Die Mechanismen, die für die Weitergabe von sprachlichen
Mustern verantwortlich sind, spielen vermutlich auch bei der Weitergabe von emotionalen und Verhaltensmustern eine Rolle.
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|159| Kapitel 7
Flugzeugabstürze und Kultur
»Kapitän, das Wetterradar hat uns heute sehr geholfen.«
1.
Am Morgen des 5. August 1997 wachte der Flugkapitän des Fluges 801 der Korean Airlines um 6 Uhr auf. Seine Familie gab den
Ermittlern später zu Protokoll, an diesem Morgen sei er für eine Stunde ins Fitnessstudio gegangen und habe nach seiner Rückkehr
den Plan für den Nachtflug nach Guam studiert. Um 3 Uhr nachmittags sei er nach Seoul gefahren, früh genug, so seine Frau,
um seine Vorbereitungen im Kimpo International Airport fortzusetzen. Er war seit vier Jahren bei Korean Airlines beschäftigt
und zuvor Pilot der südkoreanischen Luftwaffe gewesen. Insgesamt hatte er 8 900 Stunden Flugerfahrung, davon 3 200 auf Jumbojets.
Einige Monate zuvor war er von seiner Fluggesellschaft mit einem Sicherheitspreis ausgezeichnet worden, weil er den Ausfall
eines Jumbo-Triebwerks bei niedriger Flughöhe erfolgreich gemeistert hatte. Er war 42 Jahre alt und bei bester Gesundheit,
wenn man von einer leichten Bronchitis absieht, die zehn Tage zuvor diagnostiziert worden war.
Um 19 Uhr trafen sich der Kapitän, der Erste Offizier und der Bordingenieur, um die Papiere für den Flug in Empfang zu nehmen.
Sie sollten eine Boeing 747 fliegen, das Modell, das in der Flugwelt als »Klassiker« bekannt ist. Die Maschine befand sich
in ausgezeichnetem Zustand, sie war zuvor das offizielle Flugzeug des südkoreanischen Präsidenten gewesen. Flug 801 verließ
das |160| Gate um 22:30 Uhr und hob 20 Minuten später ab. Der Start verlief ereignislos. Kurz vor 1:30 Uhr setzte das Flugzeug zum Landeanflug
an und sank durch
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