Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht
vor und fragten sie, wie sie reagieren
würden:
Auf dem Wetterradar sehen Sie in 40 Kilometern Entfernung ein Gebiet mit heftigen Niederschlägen. Der Pilot hält mit einer
Geschwindigkeit von 0,73 Mach an seinem Kurs fest, obwohl für Ihre Region starke Gewitter vorhergesagt wurden und Sie bereits
leichte Turbulenzen verspüren. Sie wollen sicherstellen, dass Ihre Maschine das entsprechende Gebiet umfliegt. Frage: Was
teilen Sie dem Piloten mit?
Fischer und Orasanu sahen mindestens sechs Möglichkeiten, den Piloten zu einer Kursänderung zu bewegen und das schlechte Wetter
zu umfliegen. Jede der folgenden Aussagen ist indirekter als die jeweils vorhergehende:
Befehl:
»Kurs 30 Grad nach rechts.« Dies ist die direkteste und eindeutigste der denkbaren Aussagen.
Feststellung einer Notwendigkeit:
»Ich denke, wir sollten jetzt den Kurs ändern.« Beachten Sie das »wir« und die Tatsache, dass diese Aussage sehr viel unspezifischer
ist und weniger harsch klingt.
Vorschlag:
»Lassen Sie uns das schlechte Wetter umfliegen.« Diese Botschaft beinhaltet indirekt die Aussage, dass »wir« in einem Boot
sitzen.
Frage:
»In welcher Richtung möchten Sie ausweichen?« Das klingt noch weniger harsch als der Vorschlag, denn der Sprecher gesteht
die Entscheidung dem Kapitän zu.
Vorliebe:
»Ich würde es für sinnvoll halten, nach rechts oder links auszuweichen.«
Andeutung:
»Die Situation 40 Kilometer voraus sieht nicht gut aus.« Das ist die indirekteste Aussage von allen.
Fischer und Orasanu stellten fest, dass die überwiegende Mehrheit der Flugkapitäne in dieser Situation einen Befehl aussprechen
würde: »Kurs 30 Grad nach rechts.« Sie sprachen mit Untergebenen |175| und hatten keine Angst, den anderen vor den Kopf zu stoßen. Die Ersten Offiziere sprachen dagegen mit ihrem Vorgesetzten und
wählten mit überwältigender Mehrheit die indirekteste Aussage. Sie deuteten die Gefahr lediglich an.
Es fällt schwer, bei der Lektüre dieser Befragung von Fischer und Orasanu nicht ein wenig besorgt zu reagieren, denn eine
Andeutung ist die am schwersten zu verstehende und am leichtesten zu ignorierende Aussageform. Vor dem Absturz der Air-Florida-Maschine
vor Washington, D. C., im Jahr 1982 versuchte der Erste Offizier drei Mal, den Kapitän darauf aufmerksam zu machen, dass die
Flügel stark vereist waren. Aber hören Sie sich an, was er sagt:
Erster Offizier: Schauen Sie sich das an, wie das Eis da hinten, äh, wie es herunterhängt, sehen Sie das?
Dann:
Erster Offizier: Sehen Sie die ganzen Eiszapfen da hinten und so?
Schließlich:
Erster Offizier: Mann, das ist, das ist echt aussichtslos, diese Dinger abtauen zu wollen. Man kriegt nur ein falsches Gefühl
der Sicherheit, das ist alles.
Endlich, als die Maschine Starterlaubnis erhält, legt der Erste Offizier etwas zu und versucht es mit einem Vorschlag:
Erster Offizier: Lassen Sie uns die Flügel noch mal überprüfen, nachdem wir so lange hier gewartet haben.
Kapitän: Ich glaube, wir können gleich los.
Das Letzte, was der Erste Offizier dem Kapitän sagt, ehe das Flugzeug in den Potomac River stürzt, ist weder eine Andeutung
noch ein Vorschlag und schon gar kein Befehl, sondern eine schlichte Tatsachenbeschreibung. Diesmal ist der Kapitän ganz seiner
Meinung.
Erster Offizier: Larry, wir stürzen ab, Larry.
|176| Kapitän: Ich weiß.
Mangelnde Direktheit erklärt eines der merkwürdigsten Phänomene im Zusammenhang mit Flugzeugabstürzen. Bei kommerziellen Fluggesellschaften
teilen sich der Flugkapitän und der Erste Offizier in der Regel die Flugzeit. Interessanterweise passieren weit mehr Unfälle,
wenn der Kapitän selbst den Steuerknüppel in der Hand hält. Das scheint zunächst vollkommen absurd, denn schließlich hat der
Kapitän mehr Flugerfahrung. Aber denken Sie an den Absturz der Air-Florida-Maschine. Wenn der Kapitän in der Rolle des Ersten
Offiziers gewesen wäre, hätte er dann drei Mal eine Andeutung gemacht? Nein, er hätte einen Befehl erteilt, und das Flugzeug
wäre nicht abgestürzt. Flugzeuge sind sicherer, wenn der weniger erfahrene Pilot fliegt, da der Copilot in diesem Fall keine
Angst hat, den Mund aufzumachen.
Der Kampf gegen die Indirektheit war in den vergangenen 15 Jahren einer der großen Feldzüge der kommerziellen Luftfahrt. Jede
große Fluggesellschaft hat heute ein »Crew Resource Management Training«, in dem untergeordnete Besatzungsmitglieder lernen,
klar und deutlich zu
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