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Ueberleben als Verpflichtung - den Nazi-Moerdern entkommen

Ueberleben als Verpflichtung - den Nazi-Moerdern entkommen

Titel: Ueberleben als Verpflichtung - den Nazi-Moerdern entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Deutschkron
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ist kein Zufall, daß gerade ich bei der Zusammenstellung dieses Buches auch diese Spuren menschlichen Verhaltens erwähnen wollte: In den schrecklichen Jahren des Naziterrors haben Menschen in Berlin den Mut und die Kraft besessen, meine Mutter und mich mehrere Jahre hindurch unter Einsatz ihres eigenen Lebens vor dem Zugriff der Nazis zu schützen. Für sie war auch damals das Gesetz der Menschlichkeit oberste Maxime ihres Handelns.
    Zum Schluß möchte ich all denen danken, die mir bei dieser Arbeit geholfen haben. Es sind ihrer zu viele, um sie alle einzeln nennen zu können. Mein Dank gilt auch dem Institut für Zeitgeschichte in München, der Wiener Library in London, dem Institut Yad Vashem in Jerusalem, die mir durch die Einsichtnahme in ihre Akten und die Überlassung von Dokumenten und Material die Arbeit erleichtert haben. Besonders aber danke ich meinem Verleger, daß er das Wagnis unternahm, dieses Buch, das keine angenehme Lektüre sein wird, herauszugeben.
    Durch die vorliegende Erklärung der Rechte des Kindes, die sogenannte „Genfer Deklaration“, anerkennen Männer und Frauen aller Völker, daß die Menschheit dem Kinde ihr Bestes schuldet und bekräftigen diese ihre Pflichten ohne Rücksicht auf Rasse, Nationalität und Bekenntnis:
    1) Dem Kinde muß die normale körperliche und geistige Entwicklung ermöglicht werden.
    2) Das Kind, das hungert, muß gespeist, das kranke Kind muß gepflegt, das zurückgebliebene gefördert, das verirrte auf den rechten Weg geführt, das verwaiste und verlassene aufgenommen und versorgt werden.
    3) Dem Kinde muß in Zeiten der Not zunächst geholfen werden.
    4) Das Kind muß zur Selbsterhaltung befähigt und vor jeder Ausbeutung geschützt werden.
    5) Das Kind muß in dem Bewußtsein erzogen werden, daß es seinen Mitmenschen nach bestem Wissen und Können zu dienen habe. [2]
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    [2] Im Februar 1923 von der Kinderschutzkommission des Völkerbundes proklamiert und von der 5. Versammlung des Völkerbundes am 26.9.1924 einstimmig angenommen. Am 20. November 1989 wurden die UN-Konventionen über die Rechte des Kindes verabschiedet. Sie enthalten wesentliche Bestimmungen zum Überleben, Entwicklung und Schutz des Kindes.
Legalität vor Moral
    Der Durchschnittsdeutsche hat sich stets dadurch ausgezeichnet, daß er sich strikt an Vorschriften und Regeln hält. Für ihn gibt es keine Deutungen, keine Auslegungen, sondern nur eine Anlehnung an die Vorschrift. Gesetze sind heilig, werden ohne Murren befolgt, Menschen, die dagegen verstoßen, können von diesem Volk keine Gnade erwarten. Bei dem Abgeordneten, der vom Bonner Krankenhausbett aus alle falsch parkenden Autos notierte und die Nummern der Polizei zu Strafverfolgung übergab, konnte es sich wohl nur um einen Deutschen handeln. Herbert Schneider (CDU) kam übrigens ins Gerede, als ein Bundeswehrgeneral in ihm seinen Denunzianten aus der Nazizeit erkannte. Diese obrigkeitstreue Haltung hat es den Nazis auch möglich gemacht, so uneingeschränkt und ohne nennenswerten Widerstand zu regieren. Und dies mittels einer Gesetzgebung, die in viel Hinsicht kriminell zu nennen war. Die Menschen, eine Minderzahl, die Bedenken gegen das nazistische Recht hatten, endeten entweder im KZ oder litten zumindest Gewissenqualen. Als die Alliierten in Nürnberg die Führer des Dritten Reichs vor Gericht stellten und aburteilten, lehnten sich viele Deutsche gegen diese Art der Rechtsprechung auf mit der Begründung, sie sei nirgends kodifiziert und damit nicht rechtmäßig. Da zeigte sich abermals des Deutschen Hang zur Gesetzestreue, unabhängig von der Tatsache, daß jedem rechtlich Denkenden die Unmenschlichkeit, mit der diese Naziführer ganze Völker auszurotten suchten und auch ausgerottet haben, bewußt gewesen sein muß. Natürlich haben bei der Ablehnung der Nürnberger Prozesse auch andere Faktoren mitgespielt. Über die mangelnde Rechtmäßigkeit klagten übrigens besonders führende Kirchenmänner, deren Aufgabe doch wohl mehr moralischer als gesetzlicher Art sein durfte. In der Tat haben auch die Nürnberger Prozesse im Endeffekt recht wenig dazu beigetragen, das deutsche Volk von Nazismus zu heilen.
    Die Deutschen glauben indes heute, gute Demokraten geworden zu sein. Es wird fair gewählt, es wird im Parlament ebenso fair gestritten, es wird in den Parteien hart um Meinungen gerungen – alles Faktoren, die diese Annahme rechtfertigen. Und doch scheint es so, daß man zwar die Regeln der Demokratie fein memoriert hat,

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