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Ueberleben als Verpflichtung - den Nazi-Moerdern entkommen

Ueberleben als Verpflichtung - den Nazi-Moerdern entkommen

Titel: Ueberleben als Verpflichtung - den Nazi-Moerdern entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Deutschkron
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sie treu befolgt, sie auch hier und da mit Leben erfüllt, daß sie dennoch leere Floskeln bleiben in Fällen, wo Menschlichkeit gefordert wird. Der Birnbaum, der in einer Bonner Vorstadt auf Anordnung gefällt wurde, weil er niemandem gehörte und seine reifen Früchte „nur“ Kindern Freude machte, scheint mir ein treffendes Beispiel. Daß man den Kindern diesen niemanden gehörenden Baum hätte lassen können, kam den zuständigen Behörden nicht in den Sinn. Dem Gesetz nach war dieser Baum niemandes Besitz, also durfte seine Frucht auch niemandem gehören, auch spielenden Kindern nicht.
    Die Regeln der Demokratie, und nur die Regeln, sind es, denen man heute in Deutschland hörig ist. Die Moral, die diese Regeln in anderen Ländern mit Leben erfüllt, gehört in Deutschland nicht wie selbstverständlich dazu. Die nachfolgenden Berichte mögen dies deutlich machen.
Drohbrief an Inge Deutschkron von 1973
    Liebe schiefschnäuzige, lispelnde Judenschickse!
    Es war zum Übelwerden, Sie im Fernsehen (Frühschoppen) ertragen zu müssen.
    Sie soll der Teufel holen.
    Sie und den Verbrecher und Mörder Dajan!!
    Was sich der jiddische Staat und sein Einwohnergesindel an Frechheit leistet, schreit zum Himmel und fordert Rache. Ihr verdammte Saubande werdet eines Tages die Welt nicht mehr in Unruhe versetzen.
    Nur die Völker zersetzen, das könnt Ihr.
    Überall seid Ihr Schmarotzer. Die Brüder wie Merseburger, Cassdorf, Rohlinger, Löwenthal, Rosenthal [3] und wie die Gauner alle heißen kommen nach Deutschland, um Geld zu raffen. Pfui Deubel!
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    [3] Fernsehmoderatoren
    Sie sollten in Ihrem Namen die erste Silbe Deutsch ruhig streichen. Wir fühlen uns beleidigt, daß Sie sich so nennen.
    Wo haben Sie den Namen ergaunert?
    Sie werden nicht mehr viel im deutschen Fernsehen quasseln – mit Ihrer impertinenten Stimme, die einem auf die Nerven geht.
    Lispeln Sie in Israel!
    Schwarzer September
    Kampfgruppe Hessen
Ausgeschlagene Erbschaft – eine Deutschstunde
    Da waren sie wieder, die Augen, die mir in den vergangenen vierzig Jahren so oft im Traum erschienen sind. Dieses Mal sah ich sie auf dem Bildschirm. Den Ausdruck dieser Augen vergaß ich nie. Er gehörte zu denen, die uns „Judenpack“ nachriefen und vor Freude gackerten, wenn sie uns gezeichnet oder geprügelt sahen. Hörte ich die Alte nicht wieder „Judenpack“ schreien? Ach nein, es gab ja auch dank ihr kaum Juden in ihrem Umfeld. Sie hatte nun andere Opfer, die ihren Begriffen von deutschem Recht und deutscher Ordnung entgegenstanden. Über die hängenden Züge des Alters huschte ein Lächeln, ein zufriedenes, ein triumphierendes, als sie die Schläge verfolgte, die „deutsche“ Jungen den „Fidschis“ verabreichten. Mir aber schien die Fratze der kaltblütigen Mörderin, die in folgendem authentischen Bericht dargestellt wird, nur eine kleine Bewegung entfernt.
    „Jetzt zieht euch schön aus und faltet eure Kleider ordentlich zusammen, damit jeder seine Sachen nachher wiederfindet! Und dann gehen wir gleich unter die Dusche.“ Die Kinder fingen an, sich auszuziehen. Da warf ein fünfjähriges Mädchen plötzlich einen großen roten Ball. Die anderen liefen ihm nach, fingen ihn auf, warfen ihn in die Luft und spielten so eine Weile in der warmen Septembersonne. „Genug gespielt, laßt den Ball liegen! Jetzt beeilen wir uns, ins Bad zu kommen.“ Die Kinder gehorchten und stürmten die Treppe zur Gaskammer hinunter. Ein Zweijähriger kroch ihnen auf seinen unbeholfenen Beinen nach. Die KZ-Aufseherin sah das, übergab ihren Hund einem SS-Wächter und nahm das Kind auf den Arm. Die Stufen zur Gaskammer waren zu hoch für die kleinen Beinchen gewesen. Der kleine Mann spielte mit ihrem blonden Haar und streichelte das Zeichen an der Mütze. Er fühlte sich sichtlich wohl auf dem Arm der gutaussehenden Frau und lachte vor Vergnügen. Nach einem Augenblick waren die Feldmütze, das blonde Haar der KZ-Aufseherin und das kleine Köpfchen daneben unseren Blicken entzogen. Noch einmal sahen wir die Frau, als sie aus dem Krematorium herauskam, den Hund abholte und ruhig mit ihm ins Lager zurückging. Vor dem Krematorium lagen die Höschen, die schleifengeschmückten Kleidchen – ja, auch der rote Ball.
Bedauernde Gesten
    Das Bild auf dem Fernsehschirm wechselte. Da standen deutsche Politiker. Wie sie redeten, so beflissen und so eloquent über die Rechte oder die Rechtlosigkeit von Menschen in Deutschland, denen der Zufall geschlitzte Augen oder eine dunkle

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