Ueberleben als Verpflichtung - den Nazi-Moerdern entkommen
an. Während die Israelis Grund hatten, um ihr Leben und ihr Land zu bangen, gingen Tausende junger Menschen in Deutschland auf die Straße, um gegen diesen Krieg zu demonstrieren. In Plakaten und Reden klagten sie Amerika an, es habe diesen Krieg gewollt, um seine Geschäftsinteressen auf dem Ölmarkt zu wahren. Eine Minderheit dieser meist sehr jungen Demonstranten protestierte auch gegen den Mann, der diesen Krieg verursacht hatte, als er ein anderes Land überfiel. Am kleinsten aber war wohl die Zahl derer, die ihre Solidarität mit Israel zur Schau trugen, das im Bereich der Raketen Saddam Husseins lag. In Israel begriff man diese Massendemonstrationen für den Frieden als eine klare Parteinahme für Saddam Hussein und war empört über die Skrupellosigkeit junger Deutscher.
Es versteht sich von selbst, daß die Rote-Armee-Fraktion (RAF) auf der Seite der radikalen Linken gegen Israel stand. Ihre Interpretation war eindeutig: Israel sichert die Interessen Amerikas im Nahen Osten und ist zu bekämpfen. Zur GUPS (Generalunion palästinensischer Studenten) und GUPA (Generalunion palästinensischer Arbeiter) unterhielten sie freundschaftliche Kontakte. Als die RAF 1970 in der Bundesrepublik ihrer Verbrechen wegen gejagt wurde, beschlossen ihre Mitglieder, eine Denk- und Ruhepause bei ihren palästinensischen Freunden in Amman einzulegen. Teilweise gelangten sie (unter ihnen Ulrike Meinhoff, Andreas Baader und Gudrun Ensslin) mit gefälschten Pässen über Ost-Berlin nach Beirut. Ihre Weiterreise gestaltete sich jedoch schwierig, denn im Libanon wie in Syrien und schließlich auch in Amman verwahrten sich die legalen Behörden gegen die Anwesenheit der in der Bundesrepublik gesuchten Terroristen. Aber der Einfluß ihrer palästinensischen Freunde im Nahen Osten war zu jener Zeit – Anfang 1970 – groß genug, um den Aufenthalt der führenden RAF-Mitglieder zu sichern. Beeindruckt von den Steckbriefen, in denen nach den deutschen „Freunden und Sympathisanten“ gefahndet wurde, boten die Palästinenser ihre ganze sprichwörtliche Gastfreundschaft auf. Aber die Leute von der RAF hatten weitreichendere Absichten. Sie wollten als Kämpfer von der PLO ausgebildet werden, um zu lernen, wie man als zukünftige „Stadtguerilla“ Bomben legt, wie man Sprengstoff herstellt und die verschiedenen Waffen handhabt. Die nun folgende Ausbildung in einem Militärlager nahe Amman entsprach nicht unbedingt diesen Zielen. Nachtmärsche, nächtliche Scheinalarme, stundenlange Läufe durch die Wüste schienen den Deutschen für ihre Aufgaben sinnlos zu sein. Ebenso problematisch gestalteten sich die ideologischen Diskussionen mit einigen Palästinensern. „Hitler gut!“ Solche und ähnliche Argumente fanden bei den Terroristen aus Deutschland wenig Gegenliebe. Als man sich schließlich trennte – es gelang der deutschen Gruppe noch vor dem Massaker der Palästinenser im September 1970 Jordanien zu verlassen –, versicherten sie einander trotzdem Solidarität nach dem Motto: „Euer Feind ist unser Feind“.
Die politischen Erklärungen der radikalen Linken in der Bundesrepublik gegen den israelischen Staat unterschieden sich in nichts von denen der DDR-Regierung, wobei sich diese Gemeinsamkeit allerdings nicht auf eine Zusammenarbeit gründete. Die Tatsache, daß die DDR sich nicht schämte, Israel und Juden zu diffamieren, wog um so schwerer, als es sich um einen deutschen Staat handelte, der aus dem verbrecherischen Naziregime hervorgegangen war und allen Grund gehabt hätte, zu den Überlebenden zu stehen. 1948 hatte die DDR die Gründung des Staates Israel noch begrüßt. Sie hatte dies in Übereinstimmung mit der Sowjetunion getan, die in den Vereinten Nationen für die Schaffung Israels votiert hatte. Eine der Ursachen dafür war, daß die Sowjetunion wie die meisten Völker der Dritten Welt den Deutschen die Ermordung des europäischen Judentums vorwarf und zu dieser Zeit keine judenfeindliche Politik betreiben konnte. Das änderte sich aber, als Moskau erkannte, daß die arabischen Staaten einen wichtigen Teil der Völker der Welt ausmachten. Sie im kommunistischen Sinne zu beeinflussen, wurde nun Ziel ihres weltpolitischen Wirkens. Die DDR übernahm die neue Linie ihres großen Bruders und befolgte sie skrupellos.
Beide – die DDR und die radikalen Jugendlichen in der Bundesrepublik – nannten sich Sozialisten. In Wirklichkeit war das Regime der DDR weit entfernt vom wahren Sozialismus mit seinen Grundsätzen zur
Weitere Kostenlose Bücher