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Ueberleben als Verpflichtung - den Nazi-Moerdern entkommen

Ueberleben als Verpflichtung - den Nazi-Moerdern entkommen

Titel: Ueberleben als Verpflichtung - den Nazi-Moerdern entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Deutschkron
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Wahrung der Menschlichkeit, der Menschenrechte und der Gleichberechtigung. Seine feindliche Haltung gegenüber Israel und den Juden ist durch seine Bindung an die Sowjetunion zu erklären. Sie ist aber durch nichts zu entschuldigen. Das gleiche gilt natürlich auch für die jungen Deutschen in der Bundesrepublik. In ihrem Übereifer, die Welt zu verändern, erlaubten sie niemandem und nichts, an ihrem Glauben zu rütteln, daß eine Änderung der gesellschaftlichen Formen unweigerlich zum Sozialismus führen muß. Darüber vergaßen auch sie die Maxime des Sozialismus. Beide aber haben mehr getan, als nur Grundsätze zu mißachten. Die DDR half dabei, daß das Bild vom häßlichen Deutschen lebendig blieb, und dies nicht nur in Israel. Niemand unterschätzt ihre politische und wirtschaftliche Abhängigkeit von der Sowjetunion. Aber vielfach gingen die DDR-Vertreter in ihrer Ablehnung noch über die der UdSSR hinaus. Es störte sie nicht, daß es dabei um den Staat ging, der die Überlebenden des von den Deutschen verübten Holocausts aufgenommen hatte; vielleicht hatte diese maximale Pflichterfüllung gegenüber der Sowjetunion doch etwas mit einer allgemein gültigen deutschen Gesinnung zu tun.
    Die jungen Deutschen, die einst auf dem Wege zur Annäherung zwischen Deutschen und Juden, die Vorhut bildeten, zeigten sich später, ungeachtet der schrecklichen Vergangenheit, rücksichtslos, mitleidlos und gnadenlos gegen den Staat Israel und seine Menschen sowie kritiklos auf der Seite derer, die ihnen nun als Unterdrückte erschienen. Um ihres Weltbildes willen, in dem für Abweichungen kein Platz war, setzten sie die eben zögernd angeknüpften Kontakte zwischen Deutschen und Juden aufs Spiel. Da sie sich nicht als Erben der schrecklichen Nazivergangenheit sahen, war ihnen das gleich. Sie mißachteten, daß andere Völker das anders sahen. Damit behinderten diese Jungen, die sich Linke nannten, die Bereitschaft einer Annäherung, zu der viele Menschen gegenüber der nach dem Massenmord geborenen Generation bereit waren. Darin liegt eine Schuld.

Hoffnung auf eine neue Generation
So entstand „Sara“
    Ich lernte Volker Ludwig zufällig bei einem meiner Besuche in Berlin kennen. Es muß im Jahr 1987 gewesen sein. Ich lebte seit 1972 in Tel Aviv, und ich wußte nichts über das GRIPS Theater und seine Arbeit. Als Volker Ludwig bei dieser Gelegenheit von der Möglichkeit einer Dramatisierung meines Buches I ch trug den gelben S tern für sein Theater sprach, war ich skeptisch. Frühere Versuche, mein Leben in einem Film darzustellen, waren aus vielerlei Gründen gescheitert. Nicht zuletzt auch an von mir abgelehnten kitschigen Vorlagen. Noch skeptischer wurde ich, als ich erfuhr, daß das GRIPS gewissermaßen ein Produkt der 68er-Bewegung ist, jener Bewegung, die für meinen Entschluß, nach Israel auszuwandern, ausschlaggebend gewesen war.
    Als ich in den fünfziger Jahren nach Deutschland zurückkehrte, hatte ich zu meinem Entsetzen feststellen müssen, daß der Geist der Bundesrepublik sehr stark von alten Nazis bestimmt wurde. Sie nahmen hohe Positionen in der Regierung ein, die sich nach der zwölfjährigen Nazidiktatur und dem verlorenen Krieg zum Aufbau einer Demokratie verpflichtet hatte. Niemand setzte ihnen wirksamen Widerstand entgegen. Um so begeisterter war ich, als junge Deutsche 1968 gegen die restaurative Entwicklung in ihrem Lande revoltierten. Sie waren die ersten, die Fragen an ihre Elterngeneration richteten, wie sie sich in der Nazizeit verhalten und weshalb sie zu den Verbrechen geschwiegen hatten. Zugleich unternahmen sie den Versuch, sich mit jener schrecklichen Vergangenheit ihres Landes auseinanderzusetzen. Soweit folgte ich den Jungen bedingungslos und mit viel Verständnis.
    Doch dann wandten sie sich der Weltpolitik zu, urteilten und verurteilten, oft in völliger Unkenntnis der Fakten. So auch im Fall Israels. Seiner Abhängigkeit von den USA wegen sei Israel ein imperialistischer Staat, den es zu bekämpfen gelte. Und das taten sie dann auch in einer Art, die weit über die Grenzen der fairen politischen Auseinandersetzung hinausging. Ich stellte fest, daß niemand aus dieser Bewegung an dieser Haltung zu Israel, das damals noch sozialistischer war als alle jene Länder, die den 68ern als Vorbilder dienten, Kritik übte oder sie wenigstens zu relativieren suchte. Auf diese jungen Menschen hatte ich angesichts der reaktionären Tendenzen in der Bundesrepublik gebaut. Meine Entscheidung, nach

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