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Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Titel: Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannine Klos
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kräftigen Umarmung.

    Als wir durch das Klinikgebäude gingen, machte sich mit jedem Schritt ein völlig neues Gefühl in mir breit, nämlich ganz großes Glück, dass ich nun endlich mein richtiges Kind kennengelernt hatte. Egal, was jetzt kommen würde, ich freute mich auf einmal unbändig darüber, mein Kind wiedergefunden zu haben.
    Eigentlich war es nicht der geeignete Moment, um Ann-Kathrin auf der Kinderkrebsstation zu besuchen. Aber was lief in unserem Leben gerade auch schon nach Norm. Nichts.
    Da man nur einzeln und ohne Kleinkinder auf die Station durfte, warteten Ralf und Leni draußen. Ich musste meine Hände desinfizieren, brauchte aber keinen Mundschutz. Dennoch sollte ich darauf achten, Ann-Kathrin nicht zu nahe zu kommen, um sie nicht unnötig zu gefährden.
    Ich hörte die Worte der Schwester wie durch eine Wand und nahm auch das sonstige Geschehen um mich herum, und vor allem die Tatsache, dass hier Kinder um ihr Leben rangen, überhaupt nicht wahr. Ich war von der Begegnung mit meiner Tochter nach einem halben Jahr Trennung völlig euphorisch. Ich konnte es kaum erwarten, meiner Schwester und meiner Nichte die Fotos von Lina zu zeigen.
    Ann-Kathrin machte auf den ersten Blick auch keinen sonderlich kranken Eindruck. Sie war blass, aber das war sie ohnehin immer, weil sie so ein heller Typ ist. Mit ihrem Laptop auf dem Schoß saß sie auf dem Bett und chattete – wie ein ganz normaler Teenager eben. »Wie war es denn?«, fragte sie neugierig. Und auch meine Schwester schien alles ganz genau wissen zu wollen.
    Ich setzte mich in den Ruhesessel, der in der Ecke stand, und fing an, ohne Punkt und Komma von meinem Erlebnis zu erzählen.

KAPITEL 19
    L ina sieht total lustig aus, so drollig mit diesem Riesenkopf und den Knopfaugen. Und sie ist so aufgeweckt«, sagte Ralf auf der Heimfahrt fröhlich.
    »Ja, aber es war total befremdend für mich«, brachte ich jetzt nur raus. Die Euphorie war auf einmal wieder verflogen. Meine Gefühle den Kindern gegenüber waren so komplex, und immer kam mal eine andere Seite mehr hervor.
    Ich wunderte mich über mich selbst. Von wegen, ich würde Lina nicht mehr hergeben wollen, wenn ich sie einmal auf meinem Arm hatte! Ich musste mich erst einmal an sie herantasten. Und Leni hätte ich auf keinen Fall jetzt schon loslassen können. Dafür hatte ich sie viel zu lieb.
    Dennoch spürte ich den Beginn eines Abnabelungsprozesses in mir. »Ab jetzt wird abgestillt«, sagte ich ganz resolut.
    Einerseits freute ich mich schon auf die Freiheiten, in deren Genuss ich dann wieder kommen würde. Andererseits machte ich mir etwas Sorgen darüber, ob Leni die Flasche überhaupt nehmen würde. Ich musste sie erst einmal daran gewöhnen. Und mit Fläschchengeben hatte ich bislang keine Erfahrungen gemacht. Ich wollte, dass alles perfekt war, wenn ich Leni Vanessa endgültig übergeben würde. Sie sollte mit dem Zufüttern keine Probleme haben. Es reichte ja schon, dass sie ein Kind bekommen würde, dass motorisch viel weniger entwickelt war als ihr falsches Kind.
    Wir beschlossen, noch kurz bei meinen Eltern vorbeizufahren und ihnen die Fotos zu zeigen. »Diese Stirn kommt mir bekannt vor«, stellte meine Mutter fest.
    Ralf zoomte Linas Gesicht ganz nah heran, und ich schaute genau hin. Dann betrachtete ich die Stirn meiner Mutter. Tatsächlich: Lina hatte genau die gleiche Stirn wie sie – erst fliehend und dann wie abgeschnitten, ein bisschen so wie Frankenstein. Endlich hatten wir eine markante Ähnlichkeit gefunden und freuten uns alle wie verrückt über das gemeinsame Frankenstein-Gen.
    Auch meine Schwiegereltern konnten es kaum erwarten, Lina zu sehen. »Man sieht die Ähnlichkeit, und wo sie hingehört«, stellten auch sie fest.
    Doch so ganz war ich mit meinen Zweifeln noch nicht durch. Wer weiß, wer weiß! Vielleicht haben die im Labor ja doch schlampig gearbeitet , grübelte ich in einem schwachen Moment und beschloss, ein paar Alben mit Babyfotos von mir herauszukramen. Beim Durchblättern fiel mir ein Foto sofort ins Auge: Da war ich ein halbes Jahr alt, lag bäuchlings auf der Wickelkommode und hielt meinen Kopf hoch. Meine Haare waren ziemlich dunkel. Auf dem Bild konnte ich Ähnlichkeiten zwischen mir und Lina erkennen. Auf jeden Fall passte dieses Kind vom Aussehen her zehn Mal mehr zu mir als Leni. Ich war erleichtert und froh, ein glaubhaftes Indiz gefunden zu haben.
    Das ist nun das richtige Kind , dachte ich. Es kann nicht noch mal ein Fehler passiert sein .

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