Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
Mensch, der immer nur Andeutungen macht. Ich fordere Sie ganz offen auf, unsere Gäste nicht mehr zu belästigen. Sie wünschen keinen Besuch.«
»Oh, ich will mich natürlich nirgends aufdrängen, aber ich dachte, es sei vielleicht angebracht, die Augen offenzuhalten, damit wir keine Überraschungen mit Leuten erleben, von denen niemand etwas weiß — auch Sie nicht, Mrs. Lee.«
Larry war rot angelaufen und achtete nicht mehr auf mich, obwohl ich ihr meinen Ellbogen in die Rippen stieß. »Wir wollen nicht, daß Sie rumschnüffeln und Gerüchte über unsere Mieter verbreiten! Unsere Gäste haben einen Anspruch darauf, unbehelligt zu bleiben — dafür bezahlen sie schließlich. Außerdem...«
Ich nahm Larry den Hörer aus der Hand. »Hier ist Susan Russell, Mrs. Burns«, meldete ich mich. »Sie können sich darauf verlassen, daß wir Sie verständigen, wenn wir Gäste haben, die Anschluß suchen. Vielen Dank, daß sie daran gedacht haben, Mrs. Burns.« Ich legte auf, während sie noch murmelte, sie sei nur mißverstanden worden.
Larry schüttelte lachend den Kopf. »Du nennst das natürlich taktvoll. Ich bezeichne es als geradezu unaufrichtig, Susan, und bin davon überzeugt, daß Paul der gleichen Meinung wäre.« Aber sie erzählte ihm natürlich nichts davon. Ich hatte wegen meiner Unaufrichtigkeit selbst ein schlechtes Gewissen; andererseits war es mir wenigstens gelungen, Mrs. Burns abzuwimmeln, ohne daß Larry und sie sich am Telefon angeschrien hatten.
Im allgemeinen hatten wir wie gesagt Spaß an unseren Gästen, obwohl es auch Ausnahmen gab, zu denen Colin und Amy Baker, ein Journalist und seine Frau, gehörten. Die beiden hatten sich für ein langes Wochenende angemeldet, weil er einen Artikel über das Leben auf dem Lande schreiben wollte. Ich freute mich auf die beiden, obwohl die Wochenendgäste einem unverhältnismäßig viel Arbeit machten. Die Mühe lohnte sich finanziell kaum, aber wir konnten es uns nicht leisten, Gäste abzuweisen, und ich wollte mir mit den Bakers besondere Mühe geben. Nach Larrys Schilderung schienen sie recht nett zu sein, aber um der Wahrheit die Ehre zu geben, war ich heilfroh, als sie wieder abreisten. Diese drei Tage waren mehr als genug gewesen.
»Mrs. Baker hat nochmal angerufen, weil es Schwierigkeiten gegeben hat«, sagte Larry am Tag vor der Ankunft meiner beiden Gäste. »Sie haben zwei Hunde und eine Katze, und die Bekannte, die auf die drei aufpassen sollte, ist krank geworden und kann nicht kommen.«
»Aber ich dachte, die Leute wüßten, daß wir nichts gegen Haustiere haben, solange sie sich anständig aufführen?«
»Das habe ich Mrs. Baker gesagt«, berichtete Larry weiter, »und sie ist natürlich sehr erleichtert gewesen. Die Hunde sind ein Boxer und ein Dackel — ein merkwürdiges Paar — , und ihre getigerte Katze fühlt sich überall daheim. Mrs. Baker hat mir geschworen, daß wir nichts von ihnen merken werden und daß sie dir unendlich dankbar ist, weil sie ihre Lieblinge mitbringen darf. Sie hat vor überströmender Dankbarkeit kaum noch zusammenhängend reden können.«
»Na ja, dann scheint sie ein bescheidenes kleines Frauchen zu sein. Hoffentlich hat sie keinen herrschsüchtigen Mann geheiratet. Das tun Frauen dieser Art leider oft.«
»Ich glaube nicht, daß Colin Baker ein Tyrann ist«, widersprach Larry. »Ich stelle ihn mir als sanften, geistesabwesenden kleinen Mann vor, der sich für Naturschönheiten interessiert und nicht sonderlich praktisch ist.«
Diese letzte Vermutung stimmte, aber ansonsten hatte sie sich in ihm getäuscht.
Amy Baker rief mich an, um sich nach dem Weg zu uns zu erkundigen. Offenbar war sie die praktisch Veranlagte in der Familie. Ich erklärte ihr, wie sie am schnellsten zu uns kamen, und fügte höflicherweise hinzu, daß ich ihnen gutes Wetter wünschte. Mrs. Baker versicherte mir, sie hätten immer viel Glück mit dem Wetter; bisher war ihnen offensichtlich noch kein Urlaub verregnet.
Aber diesmal war es soweit. Am Freitagmittag setzte Regen ein, der durch schneidend kalten Wind noch ungemütlicher wurde. Ein Wetter, bei dem man am liebsten vor dem Kamin hockte! Genau das konnten die Bakers tun, denn Paul hatte nach der Abreise unserer letzten Gäste eine neue Ladung Brennholz hinübergefahren und dabei irritiert gesagt, er verstehe nicht, wieso die Städter auf dem Lande das Gefühl hätten, nicht ohne ein loderndes Kaminfeuer auskommen zu können, obwohl sie zu Hause eine Zentralheizung hatten und
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