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Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen

Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen

Titel: Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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vergessen, den Sicherungsstift einzustecken, so daß der Kupplungsstift sich durch das Rucken der Anhängerdeichsel lösen konnte. Eine ganz einfache Sache. Arnold hat sehr vernünftig reagiert. Er hat sich nicht an die Brust geschlagen oder sich selbst Vorwürfe gemacht, sondern nur ausgerufen: >Mein Gott, dadurch hätte ich sie umbringen können!<«
    »Allerdings!« bestätigte ich. »Wie schrecklich für den Ärmsten!«
    »Oh, er hat kein großes Drama daraus gemacht. In dieser Beziehung hat er Ähnlichkeit mit mir.«
    »Und was habt ihr dann getan?«
    »Da wir ohnehin schon am letzten Gatter waren, hat Arnold die Kleine aufgehoben und sich auf die Schultern gesetzt. Dann hat er mir zugewinkt, und Sally hat vergnügt gelacht. Und danach ist er nach Hause gegangen«, schloß Paul seine Geschichte.
    Ich nickte ihm lächelnd zu, und wir bedauerten es aufrichtig, als die Familie Long abreiste.
     
     
     

8
     
    Im Gegensatz zu uns war Larry froh, ihre Gäste abreisen zu sehen. Die Norths hatten ihre Pferde mustergültig behandelt und ihr Ferienhaus in tadellosem Zustand hinterlassen, aber niemand konnte vorgeben, die rückgratlose Mutter oder den herrschsüchtigen Vater zu mögen. Mit den Kindern sah die Sache anders aus. Mit der jüngsten Tochter und dem einzigen Sohn hatten wir nie viel zu tun gehabt, aber die beiden älteren Töchter hatten sich glänzend bei uns eingelebt. Louise verstand sich so gut mit meinen und Larrys Kindern, daß es überall lange Gesichter gab, als der Abreisetag herankam. Auch Tony war traurig, als Annette abreisen mußte: Sie war vierzehn Tage lang ständig mit ihr zusammen gewesen und hatte sie wie eine jüngere Schwester behandelt. »Das wäre alles nicht so schlimm, wenn sie nicht in ein so entsetzliches Leben zurück müßte«, klagte Tony mir gegenüber.
    »Unsinn!« wehrte ich ab. »Sie stammt aus einer intakten Familie und ist in einem Internat. Nächstes Jahr studiert sie wahrscheinlich schon und hat bestimmt viel Spaß dabei.«
    »Aber sie will nicht auf die Universität. Sie will ihre Freiheit!«
    »Soviel ich weiß, gibt’s die an den Universitäten reichlich«, stellte ich fest.
    Aber Tony jammerte der schönen Zeit mit Annette so lange nach, bis ich schließlich die Geduld verlor und ihr vorwarf: »Du bauschst die Sache mit Annette unnötig auf. Warum interessierst du dich nicht lieber dafür, wie’s mit Joe und Miranda weitergehen soll? Diese Geschichte ist doch dramatisch genug!«
    »Ja, alle meine Freunde scheinen vom Unglück verfolgt zu sein«, behauptete Tony unsinnigerweise, obwohl der Gedanke an diese andere Affäre in unmittelbarer Nachbarschaft ihr Trost zu spenden schien.
    Miranda war Tonys beste Freundin. Die beiden Mädchen hatten drei Jahre lang gemeinsam als Verkäuferinnen gearbeitet, bis Tony geheiratet hatte. Miranda fehlte Tonys lebhafter Charakter, aber dafür war sie viel schöner. Sie hatte von ihrer Mutter die den Maoris häufig eigene würdevolle Eleganz geerbt, die durch die Größe und Schlankheit ihres Vaters, der ein aristokratischer englischer Taugenichts gewesen war, auf glücklichste Weise ergänzt wurde.
    Diese Kombination war beinahe vollkommen, so daß Miranda Dutzende von Verehrern hatte. Auntie behauptete manchmal, ihr Laden gehe vor allem deshalb so gut, weil sie klug genug gewesen sei, sich zwei hübsche Verkäuferinnen zu suchen. Das war natürlich nicht der eigentliche Grund für Aunties Beliebtheit, aber immerhin war es auffällig, wie viele Männer bei ihr einkauften, um ein paar Worte mit den hübschen Mädchen wechseln zu können.
    Die Freundschaft zwischen Tony und Miranda war auch nach Tonys Heirat bestehen geblieben. Meine Nichte hatte Miranda geholfen, ihre anfängliche Schüchternheit, die auf mangelndem Selbstbewußtsein beruhte, zu überwinden, und obwohl Miranda stets zurückhaltender als Tony war, hatte sie zahlreiche Verehrer. Für uns stand jedoch fest, daß nur einer davon wirklich in Frage kam: Joe Hinds, ein junger Farmer, der etwa gleichviel Maoriblut in den Adern hatte wie Miranda. In unseren Augen war Joe der richtige Mann für sie — zuverlässig, humorvoll, charakterlich einwandfrei und stolz darauf, zumindest zu einem Teil von den Eingeborenen Neuseelands abzustammen.
    War es möglich, daß in letzter Zeit Wolken am Horizont aufgezogen waren? Miranda war niemals unfreundlich zu Joe oder sonst jemand, aber sie wirkte desinteressiert, ja geistesabwesend. Man konnte nicht mehr darauf bauen, daß sie mit Joe zu

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