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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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einem Mann verheiratet war, der wie sie seine Jugend im Arbeitslager in Sibirien verbracht hatte. Wie sie hatte er nie über seine Vergangenheit gesprochen. Ist es nicht faszinierend, dass ein Paar so lange zusammenleben kann und so wenig voneinander weiß? Kannst du dir vorstellen, nach mehr als zwanzig Jahren herauszufinden, dass du und dein Partner ganz ähnliche Erfahrungen gemacht habt?«
    »Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen«, sagte Lionel. »Ich könnte keine Geheimnisse für mich behalten. Mit das Schönste an einer Familie war, abends nach der Arbeit nach Hause zu kommen und über alles, was mir durch den Kopf ging, sprechen zu können.«
    »Das weiß ich noch«, bestätigte Tony. »Es hat mich fürs ganze Leben gezeichnet. Ich weiß noch, wie ich meine erste Freundin nach der Schule mit nach Hause gebracht habe, und du kamst herein und hast gesagt, du würdest dir Sorgen machen, weil du nie mit mir über Geschlechtskrankheiten gesprochen hast. Das Mädchen konnte gar nicht schnell genug wieder draußen sein.«
    »Ich erinnere mich an sie«, sagte Lionel. »Sie war nicht die Richtige für dich. Ihre Augen standen zu eng zusammen, und sie hatte einen dummen Namen.«
    »Dad, sie hieß Fiona .«
    »Genau. Traue niemandem, der Fiona heißt.«
    »Ich bin mir nicht sicher, dass du da recht hast«, sagte Evie nachdenklich. »Im Jahr 2000 wurde im Royal College of Psychiatrists eine sehr interessante Studie vorgestellt. Offensichtlich assoziieren Psychiater mit dem Namen Fiona meistens etwas Positives. Bei einer Patientin, die Fiona heißt, ist es in ihren Augen weit weniger wahrscheinlich, dass sie eine Simulantin oder drogenabhängig ist.«
    »Ich hatte mal eine Freundin, die Fiona hieß«, sagte Alberta. »Ich mochte sie sehr. Sie ist Immobilienmaklerin geworden.«
    »Da hast du es«, sagte Lionel. »Womit alles gesagt wäre.«
    Es war ein schöner Abend, der Alberta umso mehr an den kinderlosen Zustand denken ließ, in dem sie bald leben würden. Nachdem sie an diesem Abend ihr Gesicht gereinigt hatte, warf sie Tony einen wehmütigen Blick zu. »Es wird so komisch ohne Jacob sein. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass er uns am Mittwoch verlässt. Warum kommst du nicht schon Donnerstagabend nach Hause? Wir könnten zusammen ausgehen, um uns aufzuheitern. Wir könnten das neue Fischrestaurant ausprobieren.«
    »Das ist eine gute Idee«, sagte Tony langsam. Er stieg ins Bett und rieb sich den Nacken. »Aber ich kann erst Freitag kommen.«
    Alberta kletterte neben ihn und griff nach ihrem Buch. »Dann gehen wir Freitag aus.«
    Tony machte seine Armbanduhr ab und schaute lange prüfend darauf, ehe er sie neben den Wecker legte. »Es könnte ein bisschen später werden. Ich gehe nachmittags zu Lydias Hochzeit.«
    »Lydias Hochzeit?«, wiederholte Alberta scharf. »Ich wusste nicht mal, dass schon ein Datum festgesetzt wurde. Bin ich nicht eingeladen?«
    »Doch, natürlich. Die Sache ist die, eigentlich wollte ich nicht hingehen, aber Lydia macht sich Sorgen wegen Dylan. Sie hat mich gebeten, ein bisschen auf ihn aufzupassen. Du weißt ja, dass er von Zeit zu Zeit ein wenig überreagiert.«
    Da hatte er recht. Nach ein paar Drinks wurde Dylan nicht nur extrem redselig, sondern auch extrem laut. Wenn Alberta an die Rede dachte, die er an seinem einundzwanzigsten Geburtstag gehalten hatte, schauderte sie immer noch. Sie war sehr lang und sehr freizügig gewesen, und am Ende hatte er sich bei allen für die Geschenke bedankt, aber dann verraten, dass das allerbeste Geschenk der bevorstehende Geburtstagsfick von seiner Freundin sei. Dann hatte er sein Glas erhoben und die Hoffnung geäußert, dass alle Anwesenden sich bald genauso gut im Bett amüsieren mögen wie er. Alberta hatte angesichts der entsetzten Blicke verschiedener älterer Gäste ihre Augen auf das Gesicht besagter Freundin gerichtet, die weiß wie die Wand geworden war und ganz und gar nicht so aussah wie ein Mädchen, dass sich auf einen guten Fick freute.
    »Nur interessehalber«, sagte Alberta, »wann genau hast du die Einladung zur Hochzeit bekommen?«
    »Das weiß ich nicht mehr.« Tonys Stimme klang verdächtig beiläufig. »Zu dem Zeitpunkt fand ich es nicht wichtig, da ich ja sowieso nicht hingehen wollte. Ich kann nicht sagen, dass ich mich darauf freue.«
    »Hattest du vor, es mir zu erzählen?«
    »Ja.« Tony warf ihr einen Blick von der Seite zu und wiederholte abwehrend: »Ja, natürlich hatte ich das vor. Es ist in dem

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