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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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liebt.«
    »Ich weiß. Das passiert uns allen, und es ist immer niederschmetternd. Ich vergesse nie die Ferien auf Mallorca …«
    »Bitte, bitte, bitte , erzähl mir jetzt nicht von dem rothaarigen Jungen in Spanien, der dich zwanzig Minuten lang angemacht und dir dann das Herz gebrochen hat, weil er am nächsten Tag nicht aufgetaucht ist. Wenn das das einzige Erlebnis ist, das du ausgraben kannst, um mir zu zeigen, dass du verstehst, wie ich mich fühle, kann ich nur sagen, du hast keine Ahnung, was ich durchmache.«
    »Du hast recht. Entschuldige«, sagte Alberta demütig. »Ich habe es nur angesprochen, um zu zeigen, wie leicht man sich in Menschen irren kann. Irgendwann passiert das jedem einmal, und natürlich ist es schrecklich enttäuschend.«
    »Es passiert mir immer, und enttäuschend ist nicht mal ansatzweise eine Beschreibung für das, was es ist. Es ist ein bisschen mehr als enttäuschend, wenn man entdeckt, dass der Mann, den man glaubt zu lieben, sich als totales Schwein entpuppt. Das Resultat ist sehr einsam .«
    »Oh, Süße, ich weiß was Einsamkeit ist …«
    »Nein, Mum, das weißt du nicht! Du hast nie allein gelebt. Du bist ein Springer !«
    »Ich bin was?«
    »So nennen Kitty und ich Frauen wie dich. Frauen wie du können nicht allein leben. Frauen wie du springen von einem Mann zum anderen. Also, wenn es mit Mr. Rotschopf nichts wird, fährst du wieder nach Hause und verliebst dich in Daddy. Und als Daddy stirbt, ziehst du bei Tony ein. Und wenn Tony stirbt, wirst du wahrscheinlich bei jemandem anders unterkommen. Du hat keine Ahnung von Einsamkeit. Ich weiß nicht mal, warum ich mir überhaupt die Mühe mache, mit dir darüber zu reden.«
    »Nun, ich …«
    »Hör zu, es tut mir leid, vergiss alles, was ich gesagt habe, mir geht es im Moment echt schlecht. Ich muss Schluss machen, ich muss arbeiten. Mach dir keine Sorgen um mich, ich komme schon wieder auf die Beine. Bis bald.«
    Was hieß, vielleicht würde sie vor Weihnachten noch einmal kommen. Alberta betrachtete das Telefon und fragte sich, woran es lag, dass sie so nutzlos für ihre einzige Tochter war. Dianas Tochter lebte in Manchester und schaffte es trotzdem, einmal im Monat nach Hause zu kommen. Dianas Tochter rief ihre Mutter mindestens dreimal in der Woche an.
    Alberta war ganz allein dafür verantwortlich. Ihre Tochter hatte sie schon immer ein wenig eingeschüchtert. Selbst als Kind wusste Hannah schon erstaunlich genau, wer sie war, wohin sie wollte und was sie wollte. Alberta konnte sich nicht erinnern, dass es je eine Zeit gegeben hatte, in der sie nicht das Gefühl hatte, dass Hannah sie ziemlich dumm fand.
    Sie trank noch einen Schluck Wein und verfluchte sich für ihre Unfähigkeit. Sie hätte Hannah sagen sollen, dass sie wenigstens früh genug erkannt hatte, dass Alfie nicht der Richtige für sie war. Sie hätte Hannah sagen sollen, dass sie noch jung war und eines Tages jemanden finden würde, der ihrer würdig war. Sie hätte ihr sagen sollen, dass für jeden irgendwo ein Seelenverwandter wartete.
    Alberta schniefte und versuchte mit aller Macht, den Gedanken abzuwehren, der ihr wie eine Flutwelle in den Kopf schoss. Es brachte gar nichts, damit zu hadern, dass ihr Seelenverwandter vor zwanzig Jahren gestorben war.

12
    ~~
    Engel der Gejagten
    P hilippa genoss ihr Witwendasein nicht so sehr, wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie war immer davon ausgegangen, dass Michael zuerst sterben würde; er war immerhin neun Jahre älter als sie. Oft hatte sie sich das Leben nach Michael vorgestellt, und obwohl es eine Weile her war, seit sie sich darauf mit beträchtlicher Ungeduld gefreut hatte, war es ihr nie, selbst in den letzten, eher angenehmen Jahren, in den Sinn gekommen, dass sie es schwierig finden würde, ohne ihn zu sein.
    Natürlich hatte sie nicht voraussehen können, dass sein Ableben einen Riesenskandal nach sich ziehen würde. Und selbst da ging sie noch davon aus, dass das Leben bald wieder zur Normalität zurückkehren würde. Nun, da hatte sie sich geirrt, wie sie sich so oft in ihrem Leben geirrt hatte. Christopher brachte den Namen seines Vaters kaum über die Lippen, Alberta war nach wie vor am Boden zerstört, und die meisten Leute im Dorf konnten ihr immer noch nicht wieder in die Augen sehen.
    Die Zeit war eine große Heilerin, wie Philippa wohl wusste. Ihre Kinder würden irgendwann ihr Gleichgewicht wiederfinden, nach einer Weile würden ihre Freunde aufhören, auf sie zu reagieren, als wäre sie ein

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