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Übersetzt du noch oder verstehst du schon?

Übersetzt du noch oder verstehst du schon?

Titel: Übersetzt du noch oder verstehst du schon? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd M. Samland
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zweite Anlauf mit der englischen Sprache in Deutschland. Der erste erfolgte vier Jahre zuvor mit den (auch) nicht sehr originellen Worten „Fashion & more“ (Mode und mehr).
    Der Spruch „Fashion for living“ war Gegenstand eines Vortests im Rahmen der großen 2003er Claimstudie. Dazu wurden Passanten in der Kölner Fußgängerzone (Schildergasse) vor einer C&A-Filiale gebeten, ihre Deutsch-Interpretationenzu dem für Englisch-Kenner nicht sonderlich schweren Spruch abzugeben.
    Tatsächlich konnte das auch knapp mehr als die Hälfte richtig übersetzen. Bei der anderen Hälfte gab es in Einzelfällen durchaus stilblütenartige Übersetzungsversuche wie:
Mode zum Wohnen
Leben nach deiner Fasson
    Gemeint war schlicht und einfach:
Mode zum Leben
    Allerdings hielt sich der Spruch nicht lange. Bereits 2005 stellte C&A seinen Claim wieder auf Deutsch um mit dem Spruch: „Preise gut. Alles gut.“ Darauf folgte 2008 noch ein kurzer Versuch in Englisch mit „We are family“ , der aber 2009 wieder aufgegeben wurde. Seitdem heißt es bei C&A in reinstem Deutsch: „Mode günstig kaufen“.
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    THE ARCHITECTS OF FABRICS
    ODER: DER VERSUCH EINER MODEARCHITEKTUR

    ALLEGRI ist (tatsächlich) eine italienische Modemarke mit junger, hochwertiger Prêt-à-porter-Mode für Sie und Ihn, die hauptsächlich in Hochglanz-Modezeitschriften wirbt und zwar immer mit dem Claim „The Architects Of Fabrics“ .
    Bei dem Spruch macht es einen großen Unterschied, ob man nur die reinen Worte ohne entsprechende Bildanzeigen testet oder das Ganze im Zusammenhang mit den dazugehörigen Werbemotiven.
    Ohne Bilder lag bei einer Stichprobe von 102 Befragten die Fehlerquote (im Sinne des Absenders) bei etwa neunzig, mit Bildern nur bei ca. achtzig Prozent. Die häufigste falsche Antwort lautete:
Die Architekten der Fabriken
    „Fabrics“ sind aber im Englischen keine Fabriken, sondern „Textilwaren/Kleiderstoffe“. Daher lautet die richtige Interpretation:
Die Architekten des Stoffes
    Was den meisten verwirrten, um Verstehen ringenden Lesern verschlossen blieb. Wären Sie draufgekommen?
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    NOT FOR EVERYBODY
    ODER: ANZIEHEND ODER AUSZIEHEND?

    Ähnlich wie es keinen RENÉ LEZARD und CARLO COLUCCI gibt, existiert leider auch kein BRUNO BANANI. Mit ihrem mutigen – weil sexuell nicht ganz unanstößigen – Namen zählt die Marke sicher zu den Erfolgsgeschichten des Aufbaus Ost, hat sie doch ihren Ursprung in einem volkseigenen Trikotagen-Betrieb (VEB Trikotex) in Mittelbach bei Chemnitz. Dort begannen die Unternehmer Wolfgang Jassner und Klaus Jungnickel 1993 unter dem neuen Namen zunächst Designer-Unterwäsche für Herren zu produzieren.
    Inzwischen ist die BRUNO BANANI UNDERWEAR GmbH nach Chemnitz umgezogen und produziert auch Damenkollektionen und Bademoden. Der Markenname wird weiterhin lizenziert für den Vertrieb von Düften, Brillen, Uhren usw.
    Seit 2002 benutzt BRUNO BANANI den Claim „Not for everybody“. Der Clou des Claims liegt in seiner Doppeldeutigkeit. Deshalb wurden bei dem entsprechenden Claimtest die Probanden auch nicht gebeten, den Claim „zu übersetzen“, sondern sie wurden gefragt, ob sie den Spruch verstehen.
    Als „verstanden“ galten nur die Antworten derjenigen, die erkannt hatten, dass man „Not for everybody“ sowohl als „nicht für jeden“ als auch sehr wörtlich mit „nicht für jeden Körper“ übersetzen kann. Dieses Wortspiel verstanden selbst auf Nachfrage nur ca. fünfzehn Prozent der Befragten. Es war wahrscheinlich auch nicht für jeden gedacht.
    ♦ ♦ ♦
    REAL CLOTHES FOR REAL PEOPLE
    ODER: REALLY DESIGNED IN GERMANY

    Im Gegensatz zu BRUNO BANANI und RENÉ LEZARD ist Michael Mickalsky „real“. Er zählt inzwischen zu den bekanntesten deutschen Modedesignern und legt selbst großen Wert auf Authentizität. Studiert hat er in London und war lange für ADIDAS als Global Creative Director tätig. Michalsky hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, kreierte unter dem Label „Mitch&Company“ Mode für TCHIBO und hat seit 2006 seine eigene Modemarke MICHALSKY. Inzwischen gibt es unter dieser Marke auch Taschen, Sonnenbrillen und Parfüm. Der Spruch seiner Marke lautet seit Längerem: „Real clothes for real people“ . Für jemanden, der lange in London gelebt hat und viel in der internationalen Künstler- und Musikszene unterwegs ist, ist der Spruch klar und eindeutig. Und auch von sonstigen Kennern der englischen Sprache wird er sicher als einfach eingestuft.
    Bei

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