Übersetzt du noch oder verstehst du schon?
dazu Befragten übersetzen, andere kamen zu Ergebnissen wie:
Höre niemals auf, (dich) auszustellen
Damit du nicht explodierst
Gemeint ist aber ein Appell an den Forschergeist der NORTHFACE-Kunden im Sinne von:
Höre niemals auf, zu erkunden (Erhalte deinen Forschungstrieb)
Was immerhin besser ist als zu explodieren.
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SOUND MIND, SOUND BODY
ODER: KÖRPERTÖNE GEHEN GAR NICHT
Die japanische Sportschuh- und Sportbekleidungsmarke ASICS besitzt sogar einen Markennamen, der aus einem bekannten Zitat hervorgegangen ist. Und zwar abgeleitet aus dem lateinischen Spruch „ A nima S ana i n C orpore S ano“. Was auf Deutsch sinngemäß heißt: „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ und gemeinhin dem römischen Dichter Juvenal zugeschrieben wird. Was heißt jetzt aber der Spruch „sound mind, sound body“ , mit dem die Marke seit 2007 in Deutschland – als Teil einer globalen Kampagne – wirbt?
Eine Umfrage vor einem großen Sportstudio sollte halbwegs die Zielgruppe der Marke abbilden. Bei einem kleinen Test mit 68 Befragten konnte allerdings kein Einziger den Spruch im Sinne der Marke übersetzen. Die meisten mutmaßten etwas wie:
Klingt der Geist, dann tönt der Körper.
oder
Mit Musik einen super Körper …
Niemandem war bekannt, dass die englische Vokabel „sound“ in seltenen Fällen auch als Adjektiv für „gesund“ stehen kann. So bildet der Claim den lateinischen Namensgeberspruch (gesunder Geist in gesundem Körper) ab. Wer hätte das gedacht?
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LIVE UNBUTTONED
ODER: WER HAT DIESE WERBUNG AUFGEKNÖPFT?
Bei der Jeansmarke LEVI’S beginnt der Streit der Experten schon gleich einmal, wenn es um die korrekte Aussprache des Markennamen selbst geht. Die meisten Deutschen sprechen den Namen deutsch wie „Lewis“ aus, nach dem deutsch-jüdischen Auswanderer Levi Strauss, der bekanntlich als Erfinder der Bluejeans im Allgemeinen und der Marke LEVI’S im Speziellen gilt. Amerikaner, Engländer und polyglotte Deutsche reden aussprachetechnisch von „Lieweiß“, wenn sie diese Jeansmarke meinen.
Ganze Generationen wissen auch, dass die LEVI’S 501 Kult ist und um richtig original zu sein, auf keinen Fall einen Reißverschluss haben darf, sondern nur Knöpfe an der Hosenleiste.
Die Werbung dazu verwirrt aber die deutsche Kundschaft ein wenig. „Button“ heißt bekanntlich „Knopf“. Zugegeben, das wissen nicht alle, aber viele werden damit konfrontiert, schließlich gibt es genug Gebrauchsanweisungen technischer Geräte, die über einen „Button“ verfügen. Die Vorsilbe „un-“ steht in beiden Sprachen, Deutsch wie Englisch, für eine Negierung. Und da das Wort „live“ („leben“, „lebendig“ aber auch „direkt“, z. B. bei TV-Übertragungen) als noch bekannter eingestuft werden kann, sollte die Übersetzung eigentlich kein Problem darstellen.
Aber was will uns „live unbuttoned“ nun sagen? Sollen wir etwa die kultigen Knöpfe abschneiden oder die Hosen einfach nicht mehr zuknöpfen? Eventuell hat es ja auch etwas mit den mehrfach gepiercten Girlies und Boylies zu tun, welche die entsprechende Werbekampagne schmücken. Vielleicht soll man ja demnächst die Knöpfe weglassen und Piercings in die Knopflöcher haken? Ein gewisser Aufforderungscharakter des Werbespruches ist ja unverkennbar.
Einige der über eintausend zu diesem Spruch befragten Deutschen (keine/r davon übrigens älter als 49 Jahre) fanden dazu Übersetzungen wie:
Leben ohne Knöpfe
Unbekleidet leben
Leben bodenlos
Leben am Knopf
Ohne Hintern leben/Keinen Arsch in der Hose haben
Da gab es offensichtlich auch Verwechslungen von „button“ (engl. Knopf, die Taste) und „bottom“ (engl. der Boden, aber auch das Gesäß).
Die beabsichtigte Übersetzung baut auf die im Englischen wesentlich deutlichere Doppeldeutigkeit des Begriffes „to be unbuttoned“ („nicht zugeknöpft sein“). Den deutschen Marketing-Verantwortlichen von LEVI’S wäre eine zu wörtliche Übersetzung à la „Sei nicht zugeknöpft“ nicht „cool“ genug. Sie sehen lieber eine sehr freie Interpretation:
Sei frei/Sei du selbst
Lebe ungezwungen
Gleichwohl wurde eine Übersetzung wie „Sei nicht zugeknöpft“ als der Absenderintention entsprechend gewertet. Trotzdem konnten erstaunlicherweise insgesamt nur vierzehn Prozent der Antworten als „richtig“ eingestuft werden. 24 Prozent glaubten zu wissen, was gemeint ist, allerdings lagen damit zehn Prozent von allen zumindest partiell falsch und
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