Übersetzt du noch oder verstehst du schon?
Danach hieß es „ VO RWE GGEHEN“ , ein Wortspiel, das sich allerdings nur beim Lesen des entsprechend gestalteten Spruches erschließt (selbst dann, wenn die Landessprache verwendet wird).
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EXCELLENCE. SIMPLY DELIVERED.
ODER: WIE DIE POST EINFACH WIRD
Der Paketdienst der Deutschen Post heißt seit 2004 DHL und wirbt eigenständig um Kunden. Seit 2010 tut er das international mit dem Claim „Excellence. Simply Delivered“ , den die Agentur „180“ aus Amsterdam entwickelt hat. Man kann annehmen, dass damit in erster Linie Geschäftskunden angesprochen werden sollen. Da sich aber auch Anzeigen in Endverbrauchermedien mit dem Spruch schmücken, war ein Test gestattet, der in diesem Fall mit Kunden einer Postfiliale in Köln durchgeführt wurde.
Auf die Frage, was mit dem Spruch wohl gemeint sei, konnten ca. achtzig Prozent der Befragten keine korrekte Antwort geben. Hingegen waren Vermutungen wie folgende zu hören:
Exzellent einfach vom Leben
Die Klasse vom einfachen Leben
Offenbar bereitete die Vokabel „to deliver“ (liefern/abliefern) mehr Probleme als es die Urheber dieses Claims vermutet hatten. Dieser Spruch spielt mit der Bedeutungsbreite von „deliver“ und impliziert „Spitzenleistung (= Exzellenz), die unkompliziert erbracht (= abgeliefert) werden soll“. Hier treffen sich Anspruch und Ansporn in einem Spruch, der sich umso weniger an der Realität messen lassen muss, je mehr er sich hinter einer anderen Sprache versteckt.
Die Top Ten der Werbesprache
Endlich die Nummer zwei der aktuellen Top Ten:
MORE
„More“ heißt bekanntlich „mehr“, und „more“ wird immer mehr in der deutschen Werbung benutzt. Es gibt sogar eine Einzelhandelskette für Damenoberbekleidung mit dem Namen „more & more“. Das ist übrigens ein deutsches Unternehmen mit Hauptsitz im bayerischen Starnberg. Ansonsten wird „more“ gerne auch als „&/and more“ an Claims und Taglines angehängt, wenn man sagen möchte, dass man (eigentlich) noch mehr bietet. Die Datenbank Slogans.de zählt seit dem Jahr 2000 über 35 000 verschiedene Claims mit dem Wort „more“ allein in Deutschland.
Warum „more“ nun vorteilhafter als „mehr“ sein soll, lässt sich nicht eindeutig sagen. „Und mehr“ klingt in der Regel wenig kreativ, daher ist anzunehmen, dass die englische Übersetzung die jeweilige Werbeaussage interessanter machen soll.
Medien, Elektronik & mehr – Technik, die Sprache begeistert?
Wir verdanken den Amerikanern das Internet wie die meisten unser Leben beeinflussenden Innovationen, vom iPHONE bis zu FACEBOOK. Nicht immer haben sie alles erfunden, aber in den meisten Fällen haben sie es besser vermarktet. Da in Amerika bekanntlich hauptsächlich Englisch gesprochen wird, ist es nur logisch, dass auch bei uns in diesen Branchen der größte Schub an Neologismen (neuen Wörtern) englisch beeinflusst wird und die Werbung sich hier am ehesten englischer Vokabeln bedient. Zusätzliche Argumente für den Gebrauch von Englisch liefern die mit der Unterhaltungselektronik eng verbundenen Inhalte von Hollywood über MTV bis hin zu Videospielen.
Beim Gang durch die Auslagen großer Elektronikmärkte suggeriert allein der Blick auf die Verpackungen, Beschreibungen und Werbehinweise, dass zumindest die junge Generation anscheinend mehr Englisch als Deutsch spricht.
Ob das wirklich so ist und ob diese Generation eigentlich weiß, wovon geredet wird – wenn mit ihr Englisch gesprochen wird – das zeigt der Blick auf Claims dieser Branchen:
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BROADCAST YOURSELF
ODER: DAS BROTKASTEN-PHÄNOMEN
Die Ergebnisse der Claimstudie zu „Broadcast Yourself“ waren bereits Aufhänger vieler Medienberichte. Einige der Fehlübersetzungen wurden zunächst angezweifelt, weil sie so abstrus klangen, aber eigene Tests verschiedener TV-Sender undZeitungsredaktionen kamen exakt zu den gleichen Erkenntnissen. Was war passiert?
Das zu GOOGLE gehörende und weltweit führende Internet-Portal YOUTUBE wirbt international mit dem Spruch „Broadcast Yourself“. YOUTUBE kennt jeder, YOUTUBE nutzt jeder – zumindest jeder unter 35. Da sollten sich doch die Massen auskennen, auch – und gerade – mit der Werbung dieses Unternehmens. Dem war aber nicht so. Bei der großen 2009er Claimstudie mit über eintausend Interviews konnte nur knapp ein Drittel (dreißig Prozent) die englische Aufforderung des Claims sinngemäß übersetzen. Allerdings glaubten wesentlich mehr, nämlich 43 Prozent, sie
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