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Übersetzt du noch oder verstehst du schon?

Übersetzt du noch oder verstehst du schon?

Titel: Übersetzt du noch oder verstehst du schon? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd M. Samland
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So schuf die sachsen-anhaltische Stadt Aschersleben im Jahr 2007 Deutschlands erste „Drive Thru Gallery“ als öffentliche Kunstausstellung, die beim Vorbeifahren angeschaut werden kann.
    Tatsächlich gibt es in Amerika auch „Drive-ins“, obwohl deren beste Zeit eindeutig vorbei ist. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren war es schick, mit seinem Auto in ein Drive-in zu fahren. Dort bekam man dann ein Tablett an sein offenes Seitenfenster gehängt, auf dem die Speisen serviert wurden. Meist handelte es sich um Freiluft-Örtlichkeiten, die bei Regen stark unter Besuchermangel litten.
    Einige Schnellrestaurants in Deutschland entziehen sich der Problematik, entweder eine „falsche“ Bezeichnung oder eine (unübliche) deutsche Übersetzung zu wählen und geben ihren Auto-Schaltern eigene Namen, wie zum Beispiel „McDrive“ von McDONALD’s.

    Basiskappen
    Viele Geschäfte in Deutschland bieten „Basecaps“ an. So gibt es zum Beispiel bei BASECAP.COM eine große Vielfalt an Kopfbedeckungen. Darunter das „Basecap Memphis Navi“, das „Adidas Basecap rot“ oder das „Linkin Park Fan Basecap“. In allen Fällen handelt es sich um Schirmmützen, die in den USA als „Baseball Caps“ bekannt sind.
    Es ist ja durchaus verständlich, keine völlige Übersetzung vorzunehmen, denn die müsste dann „Schlagballmütze“ oder „Schlagballkappe“ heißen. Und damit ginge dieses gewisse amerikanische Gefühl, das gerne mitverkauft wird, verloren.Deshalb ist es nachvollziehbar, wenn man bei der Werbung für derartige – typisch amerikanische – Produkte die Originalbezeichnung beibehält. Allerdings wird es für englische Muttersprachler dann abstrus, wenn durch eine vermeintliche Abkürzung ein neuer Begriff geschaffen wird, wie in diesem Fall „base“.
    Das englische Wort „base“ kann viele Bedeutungen haben. Es steht für „Basis“, „chemische Base“, „Boden“, „Fundament“ und „Befestigung“ – als „Basis-Kappe“ oder „Basis-Mütze“ ist es allerdings in der englischen Sprache unbekannt.
    Formal korrekt wäre diese Bezeichnung „Basecap“ höchstens, wenn man damit eine entsprechende Kopfdeckung bezeichnet, die als Werbeträger für die Mobilfunkmarke BASE fungiert.

    Schöne Bauern gesucht
    In Deutschland gibt es hunderte von „Beauty-Farms“ – oder heißt es Beauty-Farmen? Schönheit, Schlankheit und „Wellness“ sind ein wachsender Markt. Der Trend kommt – wie so vieles – eigentlich aus den USA. Dabei fällt aber auf, dass es in den USA keine einzige „Beauty-Farm“ gibt. Wie kann das sein? Das liegt einzig und allein daran, dass dieser Begriff in den USA (wie auch in England) nicht existiert. „Beauty Farm“ ist ein Scheinanglizismus, den wir in Deutschland selbst geschaffen haben.
    Wer den Namen als erster ins Leben gerufen hat, lässt sich heute nicht mehr genau nachvollziehen. Vielleicht hat sich jemand von der alten Jugend-Fernsehserie mit dem Titel „Black Beauty“ inspirieren lassen. Da ging es um ein schönes, schwarzes Pferd, das natürlich auf einer Farm lebte.
    Die adäquateste Übersetzung in die englische Sprache wäre wohl „Spa“, wobei dieser Begriff auch nicht originär Englisch ist, sondern sich vom belgischen Kur- und Heilbad Spa ableitet.
    Die Deutsche Worterfindung schadet nicht, solange sie nur deutschsprachiges Publikum anspricht, anderenfalls wären im Zeitalter von FARM VILLE und anderen Internetspielen Verwechslungen vorprogrammiert.

Dienste, die etwas leisten – Service-Englisch oder Englisch-Service?
    Das Wort „Dienstleistungen“ wird allenthalben zu „Service“. Und das ist verständlich, denn Service klingt irgendwie geschmeidiger als sein etwas ungelenker deutscher Verwandter. Banken, Versicherungen und Energieversorger – viele dieser Dienstleister haben im letzten Jahrzehnt mit englischen Sprüchen experimentiert. Einige sind dabei geblieben, andere wieder zu Deutsch zurückgekehrt, und wieder andere entdecken gerade die englische Sprache neu.
    Die Anglisierung der Werbung geht einher mit dem Import von immer mehr englischen Vokabeln. Wenn aus der EDV-Abteilung eine „IT-Unit“ wird, ist es doch eigentlich fast logisch, dass aus der Baufinanzierung ein „easyhyp“-Produkt wird – oder? Dann kann doch gleich der dazugehörige Werbespruch auch auf Englisch formuliert werden?
    Aber offensichtlich gibt es Grenzen des Verstehens, wie die folgenden Beispiele eindrucksvoll zeigen.
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    BECAUSE CHANGE

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