Übersetzt du noch oder verstehst du schon?
dann doch. Die Pressestelle von Procter & Gamble bezeichnete die Übersetzung als „Betriebsgeheimnis“, das man nicht öffentlich verraten möchte. Was zunächst nach einem Scherz eines einzelnen Mitarbeiters klang, entpuppte sich bei weiterer Nachfrage als Firmenpolitik, auch wenn man dabei am Wort „Betriebsgeheimnis“ letztendlich nicht festhalten wollte. Aber eine offizielle deutsche Lesart des Spruchs war vom Absender nicht zu erfahren.
Ersatzweise befragte amerikanische Muttersprachler halfen in diesem Fall weiter, stellten aber auch zwei mögliche Interpretationen fest:
Design-Verlangen (Verlangen nach Design)
aber auch
Verlangen/Sehnsucht nach Design/Gestalt(ung)
und
Gestalte (dein) Verlangen
Beinahe die Hälfte der deutschen Befragten (49 Prozent) glaubte auch zu wissen, was gemeint war. Im beschriebenen Sinne schafften es aber nur die eingangs erwähnten 24 Prozent. Keine Ahnung hatten auch mehrere Händler von BRAUN-Waren, die separat befragt wurden. Das dazwischenliegende Viertel kam auf wahrhaft desaströse Übersetzungen wie:
Designwüste
Gestaltungsdesaster
Design spielt (auch) eine Rolle
Zeichne Unordnung
Trotz aller wüsten Unordnung: Die englischen Vokabeln „design“ und „desire“ erfreuen sich in der deutschen Werbung auch über die Marke BRAUN hinaus großer Beliebtheit. So zum Beispiel beim Mode-Filialisten CASTRO mit „Designed for Desire“ . Ganz neu ist die Idee nicht, den gleichen Spruch benutzte auch schon die Telekom bei einer Werbung für das Handy „Siemens SL 55“ im Jahr 2002. Inzwischen baut Siemens schon lange keine Mobiltelefone mehr.
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SENSE AND SIMPLICITY
ODER: SENSIBLE SIMPLIZITÄT
Ähnlich wie bei BRAUN geht es hier um Werbung für Rasierapparate und Küchenkleingeräte der Marke PHILIPS. Tatsächlich übersetzten einige sehr wenige Befragte das englische Wort „sense“ mit dem landwirtschaftlichen Werkzeug „Sense“ – auch wenn nur wenige Männer über einen Bartwuchs verfügen, der ein solches Instrument rechtfertigen würde.
Das deutsche Wort „Sense“ ist in diesem Zusammenhang natürlich Quatsch. Vielmehr geht es um Gefühle (engl. „sense“ = „Gefühl/Sinnesempfindung“). Die eigentliche Herausforderung einer gerechten Übersetzung liegt aber gar nicht darin, Sense oder Sinn zu erkennen, sondern in der schlichten Vokabel „Simplicity“.
Das führte zu Interpretationen wie:
Sinn und Einfalt
Denke simpel
Die Sinne simpel ansprechend
Das Wort „simplicity“ mit „Einfachheit“ zu übersetzen, liegt zwar nahe, birgt aber die Gefahr, dass „Einfachheit“ leicht mit „Primitivität“ und/oder „Anspruchslosigkeit“ interpretiert wird. Gemeint ist aber Einfachheit im Sinne von Unkompliziertheit.
Weil es keine wörtliche Übersetzung gibt, die die Intention von PHILIPS genau trifft, übersetzt man dort diesen Claim nicht gerne. Die am nächsten liegende Übersetzung lautet im übertragenen Sinn:
Gefühlvoll und unkompliziert
Insgesamt glaubten 59 Prozent der Befragten zu wissen, was PHILIPS damit meint, tatsächlich konnten aber nur knapp weniger als die Hälfte der Befragen (48 Prozent) ungefähr der Intention des Unternehmens folgen. Womöglich ist der Claim zu kompliziert.
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POWERED BY EMOTION
ODER: WIE STARK IST FERNSEHEN IN DEUTSCHLAND?
Der Spruch „Powered by emotion“ bzw. seine in der Studie offenbarten Fehlübersetzungen brachten SAT.1 in die Schlagzeilen. Besonders die politisch nicht ganz korrekte – wenn auch nachvollziehbare – Übersetzung:
Kraft durch Freude
Die in dieser Form zwar nur von einigen wenigen Befragten gelieferte Übersetzung macht ein Problem deutlich, das allenthalben auftaucht: ein „gesundes Vokabel-Halbwissen“, das quer durch alle Bildungsschichten anzutreffen ist. Davon sind fast alle betroffen, die nicht gerade beruflich häufig Englisch sprechen müssen, die diese Sprache nicht studiert oder die nur wenig Zeit im englischsprachigen Ausland verbracht haben. Den Vokabeln nach ist die Übersetzung ja nicht völlig falsch. „Power“ kann „Kraft“ oder „Strom“ bedeuten, „by“ durchaus schon mal als „durch“ übersetzt werden und eine „Emotion“ könnte auch „Freude“ sein.
Andere kamen bei ihrer Übersetzung weniger in die Nähe einstmaliger Freizeitorganisationen, aber auch sie interpretierten nicht unbedingt im Sinne von SAT.1:
Strom bei Emotion
Drück die Düse
Nur ein Drittel (33 Prozent) konnte auf Anhieb die gewünschte Übersetzung
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