Überwacht: S.M.A.R.T. - virus inside (Thriller) (German Edition)
»Allein hättest du noch Jahre gebraucht, du Anfänger.«
Nachdem Juri in den Computer des Hackers eingedrungen war und ihn so manipuliert hatte, dass er ihn später bei Bedarf jederzeit wieder überwachen könnte, hatte er selbst das Schloss geöffnet.
Während der Computerspezialist seine Sachen so schnell wie möglich zurück in seinen Koffer packte, holte der Andere eine Pistole heraus und schraubte einen Schalldämpfer darauf.
»Muss das sein? Wir sollen Krasnikov doch nicht gleich umbringen! Der Boss will ihn lebend, hast du das vergessen?«
»Ich habe dir nicht vorgeschrieben, welche Werkzeuge du für deine Arbeit zu nehmen hast, also mach das auch nicht mit mir!«, entgegnete der Andere trocken.
»Ich denke, wir sollen nur seinen Computer finden ...«
»... und ihn gleich mitbringen, wenn er hier ist oder noch auftaucht.«
Juris Hals fühlte sich plötzlich so an, als würde ihn ein dicker Kloß verstopfen. Dass die etwas von ihm wollten, hatte er schon fast befürchtet. Aber gleich einen Killer auf den Hals gehetzt zu bekommen, hatte er nicht erwartet. Doch momentan war er ihnen noch einen Schritt voraus. Ob das reichen würde, musste sich noch zeigen.
Vorsichtig stießen die Einbrecher die Wohnungstür auf. Automatisch ging die Flurbeleuchtung an und tauchte alles in ein bläuliches Licht. Reflexartig richtete der Bewaffnete den Lauf seiner Pistole mit dem Finger am Abzug in den Raum hinein.
»Ganz ruhig, das ist nur das Licht«, flüsterte der Andere.
Langsam und vorsichtig betraten beide den Vorsaal der Wohnung und verschwanden so aus dem Sichtfeld der Kamera an der Tür. Allerdings war es für Juri mithilfe der Bewegungssensoren, die eigentlich für die Steuerung der Beleuchtung verwendet wurden, nicht schwer, sie weiter zu verfolgen. Die Eingangstür verschlossen die Zwei sofort leise hinter sich, sobald sie drinnen waren.
Juri konnte die Einbrecher als rote Punkte auf dem Grundriss seiner Wohnung herumwandern sehen. Einer von ihnen betrat gerade das Schlafzimmer. Hier war es für Juri wieder leicht, sie zu beobachten. Mit der Kamera des Smart-TV-Geräts war es ihm möglich, fast den ganzen Raum zu überblicken. Den Ton konnte er von der Sprachsteuerung der Hi-Fi-Anlage abgreifen.
Es war der Einbrecher mit der Waffe, der in diesem Zimmer herumschnüffelte. Juris Blick fiel auf die etwas überdimensionierten Lautsprecher, die rechts und links neben seinem Bett standen. Unter seinem Bett war ein noch größerer Subwoofer verbaut, der schon bei kleinen Lautstärken alles zum Vibrieren brachte.
Ein verrückter Gedanke huschte ihn durch den Sinn. Er öffnete schnell ein Steuerfenster, verband sich mit der Anlage und blätterte dann in seiner digitalen Musiksammlung. Bei einer Orgelfuge von Bach blieb er stehen. Dann drehte er am Lautstärkeregler. Bisher hatte Juri noch niemals die volle Lautstärke ausprobiert, da in einem Miethaus mit über zwanzig Einheiten sofortiger Ärger vorprogrammiert wäre.
Er selbst hatte die Lautstärke bisher stets weit unter fünfundzwanzig Prozent gehalten und das war schon ordentlich laut gewesen. Doch jetzt drehte er weiter. Fünfzig Prozent. Das müsste höllisch laut sein. Doch Juri drehte langsam weiter. Fünfundsiebzig Prozent! Das sollte ganz sicher durch das gesamte Gebäude zu hören, wenn nicht sogar zu spüren, sein. Doch Juri drehte weiter bis zum Anschlag. Wenn er jetzt die Musik einschalten würde, dann müssten wahrscheinlich selbst bei den entfernten Nachbarn die Gläser im Wandschrank anfangen zu klappern. Aber wehe dem, der direkt vor den Lautsprechern stehen würde.
Ein beinahe hämisches Lachen zuckte über Juris Gesicht, als er den Play-Button drückte.
In der Nähe von Paris
Donnerstag, kurz nach Mittag
Fast eine halbe Stunde lang hatte Loreen bitterlich geweint, bis sie es endlich schaffte, sich wieder zu beruhigen. Aber irgendwie hatte es ihr auch ganz gut getan, weil dadurch die extreme Anspannung zumindest etwas nachgelassen hatte.
Jetzt, wo sie versuchte, wieder Herr über sich selbst zu sein, merkte sie, wie schwer ihr das fiel. Noch nie war sie in so einer ausweglosen Situation gewesen. So sehr sie auch nachdachte, ihr wollte nichts und niemand einfallen, was oder wer ihr helfen könnte.
Sie war so überhastet aufgebrochen, dass sie noch nicht einmal jemandem gesagt hatte, dass sie überhaupt wegfahren würde, und schon gar nicht, dass sie nach Paris fliegen wollte. Diejenigen, die sie etwas besser kannten, kämen
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