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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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spuckte in Zeldas Richtung.
    »Dieb, Mordsgesindel«, schrien ein paar Handwerksburschen und warfen mit faulen Eiern nach ihr, denen sie glücklicherweise ausweichen konnte.
    Die Männer ritten bis zum steinernen Portal des ehrwürdigen Rathauses, zerrten Zelda vom Pferd und führten sie direkt vor einen Tisch, hinter dem der Coroner Platz genommen hatte, ein feister Mann mit fettem Wanst und feuchten Lippen. Neben ihm saß ein Schreiber, zwei Stadtknechte standen hinter ihm, bereit, die verkündeten Urteile sofort zu vollstrecken.
    Neben Zelda stand ein älteres Weib, das aussah, als könnte es keiner Menschenseele etwas zu Leide tun, daneben eine Frau in mittleren Jahren, deren sorgfältig gestärkte Haube von ihrem Stand als Ehefrau kündete.
    Rechts von der Ehefrau stand ein zerlumpter Mann, dessen Fußknöchel in Eisen geschlagen waren. Eine Spur getrockneten Blutes zog sich von der Stirn durchsein Gesicht, und blutbefleckt war auch sein Hemd. Er stöhnte leise und leckte sich über die trockenen Lippen, doch niemand hatte Erbarmen mit ihm und reichte ihm ein wenig Wasser.
    Der Coroner schlug mit einem Holzhammer auf den Tisch, und sogleich verstummte die Menge.
    Die Gaukler und Feuerschlucker unterbrachen ihre Vorstellungen, die Wahrsager und Handleserinnen hörten auf zu orakeln, und der Bader ließ von der Behandlung seines nächsten Patienten ab.
    »Ich eröffne die heutige Gerichtsverhandlung für Bluecastle und Umgebung«, rief der Coroner mit Donnerstimme und ließ den Hammer noch einmal auf den Holztisch krachen.
    »Schreiber, rufe den ersten Fall auf.«
    Der Schreiber nickte, blätterte in einem großen Buch und hielt die gespitzte Schreibfeder in der Hand.
    »Als Erstes verhandelt das hohe Gericht den Fall der Wehfrau Elizabeth, die beschuldigt wird, das Neugeborene einer Handwerksgattin mit der Nabelschnur erdrosselt zu haben«, las der Schreiber vor.
    »Tritt hervor, Wehfrau Elizabeth«, befahl der Coroner, und die ältere Frau taumelte mehr vor den Richtertisch, als dass sie lief.
    »Bekennt Ihr Euch schuldig des Mordes an dem besagten Neugeborenen?«, fragte er.
    Die Wehfrau schüttelte den Kopf, Tränen rannen ihr über das Gesicht. »Ich bin nicht schuldig. Eine jede Frau weiß, dass sich so mancher Säugling bereits im Mutterleib die Nabelschnur um den Hals wickelt und daran stirbt. Bei dem besagten Neugeborenen war es so. Der Säugling kam bereits tot zur Welt.«
    »Könnt Ihr Zeugen dafür benennen?«
    Die Wehfrau nickte. »Die Nachbarin war zugegen, und auch die Magd war dabei.«
    Der Coroner sah zum Schreiber und forderte ihn auf: »Lasst die Zeugen herbeibringen. Wir wollen sie anhören und erst danach unser Urteil fällen. Bringt das Weib so lange ins Verlies.«
    Der Schreiber nickte und gab den beiden Männern, die Zelda aus dem Kloster abgeholt hatten, entsprechende Anweisungen. Dann rief er den nächsten Fall zur Verhandlung.
    »Das hohe Gericht wurde angehalten, das Urteil über die Leinwebersgattin Amanda zu fällen, die beschuldigt wird, unzüchtige Kleidung getragen und damit öffentlich fremde Männer zur Unzucht angestiftet zu haben. Amanda, tretet vor! Bekennt Ihr Euch schuldig?«
    Die Frau tat, wie ihr geheißen. Sie hielt den Kopf schamhaft gesenkt, und ihre Finger kneteten den Stoff ihres Kleides.
    »Ich bin schuldig!«, stammelte sie. »Ich gestehe, zwei Mal ohne Haube und mit unbedecktem Haar das Haus verlassen zu haben.«
    »So, so«, machte der Coroner und sah die Frau einen Augenblick lang an. »Ich verurteile Euch zu zehn Rutenschlägen auf den nackten Hintern«, bestimmte er und gab den Stadtknechten ein Zeichen.
    Ohne Widerstand ließ sich die Frau die Röcke über den Kopf schlagen, sodass ihr blanker Hintern für alle gut zu sehen war. Die Menge grölte und drängelte nach vorn.
    Dann nahm einer der Knechte die Rute und ließ sie niedersausen. Ein langer roter Striemen erschien auf dem hellen, weichen Fleisch und wurde von der Menge beklatscht und bejubelt.
    Die Frau stöhnte leise. Mit jedem Schlag wurde ihr Stöhnen lauter, und beim zehnten heulte sie laut auf.
    »Schreiber, der nächste Fall«, bestimmte der Coroner und hieß den Mann mit den Fußfesseln vortreten.
    »Alan, der Wilddieb, ist angeklagt, in den Wäldern des Earls of Bluecastle gewildert zu haben, und das nicht zum ersten Mal. Zweimal wurde er bereits von unserem Gericht verurteilt, doch schienen die Strafen nicht hoch genug gewesen zu sein«, las der Schreiber vor.
    »Alan, gebt Ihr zu, gewildert

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