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Ufer von Morgen

Ufer von Morgen

Titel: Ufer von Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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antwortete Wilson. Den anderen nickte er zu. Man hielt es nicht für nötig, die Arbeiter einzeln zu begrüßen. Nur Ralph wurde, zum Zeichen dafür, daß er die Woche 11,21 Dollar mehr in der Lohntüte hatte, besonders behandelt.
    Fletcher starrte auf das gelbe Blatt, den zweiten Durchschlag der Ladeanweisung. Das Original auf weißem Papier ging an den Computer, bei dem schließlich auch die anderen Durchschläge landeten. Der erste Durchschlag auf rosa Papier gehörte dem Mann, der die Ladeverschläge auf seiner Runde überprüfte. Der dritte Durchschlag auf grünem Papier kam in einen ledergebundenen Aktendeckel, der auf einem Schreibtisch im Ladebereich lag und von allen eingesehen werden konnte.
    »Lassen wir den Trödel rollen«, sagte Fletcher. »Schon drei nach acht. Der Chef wird uns gleich in den Arsch treten.«
    Das Frachtgut stapelte sich bereits. Wilson nahm seinen Handwagen und lief zu den Förderbändern, die die Ware verteilten: Betten und Frisierkommoden aus dem fünften Stock, Teppiche und Lampen aus dem vierten, kleine Einzelmöbel aus dem dritten, ungestrichene Waren und Regale aus dem zweiten. Wilson kniete sich neben eine große Linoleumrolle. Er hob den gelben Anhänger auf und sah die zwölf, die ein Arbeiter der Nachtschicht darauf gekritzelt hatte. Verschlag zwölf, hieß das. Wilson hob die Rolle mit einer leichten Bewegung auf die Schultern und trug sie zum Verschlag zwölf.
    Sam Fuseli hatte ihm diese Bewegung an seinem ersten Arbeitstag beigebracht. »Was’nlos, Howie, bist du doof? Willst dir ‘nen Bruch heben? Schau her, so hebt man das hoch.« Und er gab ihm eine einfache, wirkungsvolle, wortlose Einführung in die Kunst, wie man Muskeln spannt und das Gleichgewicht hält.
    Wilson legte das Linoleum in Verschlag zwölf nieder und kehrte zu den Förderbändern zurück. Ein Modell 1449, Verschlag achtzehn. Es war in zwei Stücken verpackt, Kopfstück und Rahmen. Er schleppte den Rahmen zum richtigen Verschlag und sah, daß das Kopfstück schon von jemand anderem hergebracht worden war.
    Hin und her, hin und her. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sich die Firma überlegte, ob die Laderampe nicht automatisiert werden sollte. Die Gewerkschaft hatte natürlich Krach geschlagen, und außerdem hatte sich die Idee als unpraktisch erwiesen. Eine Anlage einzurichten, die die Anhänger lesen und die Waren in die entsprechenden Verschlage leiten konnte, hätte eine Investitionssumme von fast einer Million erforderlich gemacht, und es war unwahrscheinlich, daß die sich je auszahlen würde. Die Arbeit konnte billig und wirkungsvoll von Männern geleistet werden, man hatte deshalb die Idee einer Automatisierung wieder begraben.
    Wilson schleppte Möbelstücke hin und her. Er spitzte die Ohren, lauschte auf Bruchstücke von Gesprächen, die ihm weiterhelfen konnten, und brachte die Männer mehr und mehr dazu, ihm mitzuteilen, was hinter ihren Stirnen vor sich ging.
    »Und was hat Ella dann gesagt?«
    »Sie hat gesagt, keine Hochzeit, wenn Mama nicht dabei ist. Und es kostet hundert, hundertfünfzig Eier, die alte Dame von Texas rauffliegen zu lassen. Das sind Tausende von Kilometern, weißt du.«
    »Klar, weiß ich. Was wird also?«
    Ein Achselzucken. »Ich sag’ ihr, das können wir uns nicht leisten. Ihr ist’s wurscht. Mama muß dabei sein. Zum Teufel damit also, sag’ ich. Geh und heirate Charlie, wenn du Lust hast. Ich stapfe raus und sag, daß ich mich besaufe. Zwei Sekunden später kommt Ella hinter mir her, schleppt mich wieder ins Haus rein. Okay mit Mama, sagt sie –«
    Wilson hörte während der Arbeit zu. Die Intelligenzquotienten der Männer hatte er von ganz unten bis etwa auf 110 geschätzt, wobei sich die meisten in der Gegend zwischen 75 und 90 bewegten. Es waren starke, gesunde Männer, die jung heirateten und für große Familien waren. Im großen und ganzen waren die Männer glücklich. Als Wilson das herausfand, war er zunächst überrascht. Er hatte sie von draußen, aus der Abgeschiedenheit der akademischen Welt, gesehen und geglaubt, daß Männer, deren einziger Zweck im Universum darin bestand, Kisten mit Möbeln umherzuschieben, Kohle aus der Erde zu graben oder Gebäude abzubrechen, unglücklich und immer todmüde sein müßten. Dazu kamen noch die Grenzen, die ihnen durch ihr niedriges Einkommen und die großen Familien gesetzt wurden. Und der Gedanke, daß sie ihre Entwicklungsmöglichkeiten nicht völlig ausleben konnten.
    Er hatte sich jedoch getäuscht. Die

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