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Uferwald

Titel: Uferwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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dafür bekannt, dass er seine Einfälle postwendend ans »Tagblatt« schickte, in der Erwartung, dort damit in der Personality-Rubrik zu erscheinen. Matthes ging weiter, eine Blondine mit gekräuselter Mähne ließ ihren Blick über ihn hinweggleiten, können Frauen das riechen, überlegte er, dass einer nicht paarungsbereit ist?
    Er unterbrach seinen Gedanken. Vorne, wenige Schritte vom Oberbürgermeister entfernt, sah er Alexander Keull, heute kein Overall, sondern Jeans und eine schwarze Lederweste, warum auch nicht? Aber neben Keull stand Luzie, fast so groß wie dieser selbst und doch irgendwie an ihn angelehnt, das ist aber schnell gegangen, dachte Matthes, eigentlich hätte ihn das nicht überraschen dürfen, er war doch dabeigewesen, als der Funke übersprang, und wenn das passiert, dann ist es bei allen Geschlechtern gleich.
    Der Oberbürgermeister hatte ein Ende gefunden, Kunststudenten boten Tabletts an mit Württemberger Wein und Brezeln, Matthes erwischte ein Glas Mineralwasser und hielt sich in der Nähe seines Chefs auf, falls er noch gebraucht würde.
    »Gut, dich zu treffen«, sagte eine Stimme neben ihm. Er sah hoch, unwillig, die Stimme gehörte Luzie, oder sollte er sagen: dem Indisgretchen? Offenbar hatte sie sich von Keull gelöst oder dieser von ihr, störte sie beim Smalltalk mit potentiellen Kundinnen?
    »Das wäre hier nur schwer zu vermeiden gewesen«, antwortete er und blickte in Richtung Oberbürgermeister.
    »Ich hätte gerne etwas mit dir abgesprochen«, fuhr Luzie fort, »es ist mit zwei Worten erledigt.«
    »Du kommst selten mit nur zwei Worten aus«, antwortete Matthes, ging ihr aber in eine Nische zwischen zwei Stellwänden voran, wo sonst niemand stand. Auf der einen Wand waren Grashalme abgebildet, offenbar in einer hundert- oder tausendfachen Vergrößerung, Matthes war sich da nicht so sicher. An der anderen Wand hingen Farbkompositionen, aus waagerechten Balken bestehend, die entweder braun, orange und grün waren oder aber orange, lila und schwarz. Vielleicht waren sie auch nicht schwarz, sondern dunkelblau. Zwischen den beiden Stellwänden hindurch fiel der Blick auf den »Traumtänzer«, die Keullsche Plastik aus Blech und zerbeulter Stoßstange.
    Luzie war ihm gefolgt. »Es war doch dein Chef, der uns angewiesen hat, dass wir uns um eine angemessene Trauerfeier für Tilmans Mutter kümmern?«, sagte sie ohne weitere Einleitung. »Es wäre wichtig, dass er sich gegebenenfalls auch daran erinnert.«
    »Was ist das für ein Fall, der da gegeben ist?«, fragte Matthes.
    »Ich habe Zoff mit dem Geschäftsführer«, antwortete Luzie. »Er will, dass ich das Karnickel sein soll. Er behauptet, dass die ganze Sache die Heimstätten gar nichts angeht.«
    »Woran mein Chef sich erinnert«, sagte Matthes langsam, alsmüsste er nachdenken, »und woran nicht, das lässt er sich äußerst ungern vorschreiben. Warum sagst du dem deinen nicht einfach, dass man die Geschichte auch der Zeitung erzählen könnte?«
    Luzie blickte hoch. »Das meinst du nicht im Ernst... du willst wirklich, dass ich mich im gesamten Öffentlichen Dienst unmöglich mache? Von hier bis Flensburg?«
    »War nur ein Vorschlag.« Matthes zuckte mit den Schultern. »Wenn wir schon dabei sind, beim Unmöglich-Machen, meine ich... vorhin war ich bei diesem Polizisten, ich glaube, er hat nicht viel Ahnung, aber von mir muss ihm irgendwer erzählt haben. Ich nehme an, das bist du, der ihn freundlicherweise ins Bild gesetzt hat?«
    »Hast du sie nicht mehr alle?«, fragte Luzie zurück. »Ich hab nur ein paar Worte mit ihm gewechselt.«
    »Um jemanden zu outen, genügen ein paar Worte«, sagte Matthes. »Nach Lage der Dinge kannst nur du das gewesen sein.« Plötzlich wurde seine Stimme heftig. »Niemand sonst könnte das in dieser Stadt.«
    »Warum sollte ich so etwas tun?«
    »Das weiß ich auch nicht, wozu das gut sein soll«, antwortete Matthes, wieder mit gedämpfter Stimme. »Außerdem muss er etwas über die Abstimmung wissen, damals in der Neujahrsnacht. Er hat gefragt, ob wir uns darüber unterhalten hätten, wer im nächsten Jahr noch dabei sein wird.«
    »Das hat er so wissen wollen?«
    »Ob er exakt so gefragt hat, weiß ich jetzt nicht mehr. Aber es lief darauf hinaus. Und jetzt frage ich mich, wer ihn geimpft hat.« Matthes blickte hoch. Vor dem »Traumtänzer« stand ein Mann in Jeans und kariertem Hemd und sah sich um, mehr ratlos als inspiriert. Als er Matthes’ Blick auffing, nickte er zurück.
    »Warum

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