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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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Verlust.«
    Der traurige Fremde ergriff die Hand.
    »Nostradamus«, sagte er. »Michele de Nostradamus.«
    Der Händler nahm das Geld an und rief Nostradamus zurück, der sich mit der Schatulle bereits wieder zu dem Gedränge auf dem Markt umgewandt hatte.
    »Wartet! Zu diesem feinen Werk gehört noch etwas. Und einen Rat möchte ich Euch auch geben.«
    Nostradamus drehte sich um und sah den Händler, der freundlich lächelnd zwei kleine Schlüssel an einer goldenen Kette in die Höhe hielt.
    »Die Verzierungen der Schatulle kommen am besten im Licht des Vollmondes zur Geltung.«

 
     
    T. S. Orgel
     
    NARRHEITEN
 
 
    Ein warmer Wind strich über die nachtschwarzen Kanäle, stocherte vorsichtig in einige Bereiche der Dunkelheit, die jetzt, kurz vor Anbruch der Morgendämmerung, besonders düster wirkten, schaukelte ein paar Gondolas gegeneinander und rüttelte versuchsweise an einigen Fensterläden.
    Er war kein besonders aggressiver Wind. Er wirkte mehr wie ein verspäteter Nachtwächter, der unauffällig seinen letzten Rundgang hinter sich brachte, in der stillen Hoffnung, keine verdächtigen Dinge zu bemerken, die ihn daran hindern konnten, so schnell wie möglich ins Bett zu verschwinden.
    Etwa auf Höhe der Fondamenta Gherardini entdeckte er zwei Anhäufungen von schlechtem Geruch und Kleidungsstücken in kaum besserem Zustand. Vorsichtig umkreiste er sie, identifizierte sie als alte Bekannte in diesem Viertel und machte sich, die metaphorische Nase rümpfend, eilig auf den Weg in Richtung Meer.
    Ein matter Streif rosafarbenen Lichtes zeigte sich hinter den Dächern am östlichen Rand der Stadt.
    »Kein schön’sch Ende scho«, lallte der eine Haufen niedergeschlagen.
    »No«, murmelte der andere.
    »An sein’m Nam... Nam’stag ...«
    »Si.«
    »Manschmal glaube isch ... glaubisch ...« Der erste Haufen starrte unfokussiert zu den langsam verblassenden Sternen hinauf, als könne er dort irgendwo eine Tafel entdecken, die ihm seinen Text vorgab. »... glaub’sch, die Erschtn sterbn immer schu bescht.«
    Der zweite Haufen runzelte die Stirn und warf ebenfalls einen Blick auf die kosmische Texttafel. »Si«, sagte er schließlich.
    »Gut, das wir nich die Beschtn sinn ...«, seufzte der erste Haufen und drehte sich zu seinem Begleiter um.
    Es handelte sich bei ihm mit recht großer Wahrscheinlichkeit um ein Exemplar der menschlichen Rasse; hager, unrasiert, mit struppigem rotem Haupthaar und in jenem fortgeschrittenen Stadium der Trunkenheit, das manchmal erstaunlich klare Gedankengänge hervorbringt. Unter einem gebraucht wirkenden Lederwams trug es ein zerschlissenes Hemd aus knallbunten Flicken; dazu einen großen zerknitterten Hut mit einem farblich passenden Federbusch, der ihm das Aussehen eines geschmacksverirrten Gockels verlieh.
    »Weisschu, eins isch komisch. Isch mein er war doch immer topfpffff...it. Ein gantscher Kerl un’ eine Scheele von einem Wachmann. Hat niemand wasch tschuleide getan - alscho wenn er nisch gerade gekämpft hat, jedenfallsch. Un’ dann plötzlich ... Pffft, glaschiger Blick, un’ krawumm! Einfach scho, ohne Grund.«
    Er unterstrich seine Bemerkung mit einer ausladenden Geste, die ihn beinahe stürzen ließ. »Isch weisch nisch, Mordechai, isch weisch nisch. Dasch ischt doch nischt nor...normal.«
    Der so Angesprochene war etwas kleiner und breiter als sein Begleiter, allerdings deutlich moderner gekleidet - was bedeutete, dass die Farben seines Hemdes noch greller und bunter leuchteten und noch weniger zueinander passten. Er trug an der Seite einen schweren Degen, auf den er sich nun schwankend stützte, um an der nächsten Hauswand sein Hosenband aufzunesteln. »Si.«
    Ein Plätschern setzte ein.
    »Waschn winschigkleiner Armbrustbolss’n im Nack’n allesch aus ein’m gut’n Mann machen kann«, murmelte der andere Haufen weiter. »Dasch isch’n ... wie sacht der Capo imma...? Dasch isch’n Mischt ... Myschte ... Meischder ... alscho verdammt selscham isch dasch.«
    Das Plätschern ging unvermindert weiter und überbrückte eine ziemlich große, nachdenkliche Pause.
    »Si ...« Mordechai lehnte sich der Bequemlichkeit halber mit einer Schulter an eine in der Dunkelheit des Hauseingangs stehende Statue und lauschte dem selbst produzierten Geräusch. »Meinssu, wir hätten die Garde rufn solln, Don?«, fragte er schließlich.
    »Näää ...« Don torkelte zu ihm in den Hauseingang und lehnte die Stirn gegen den Bauch der Statue. »Der Capo hat geschacht, wir

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