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Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Titel: Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Raack
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Kleinigkeit« ich für ihn erledigen sollte. Das zeigt, wie blind ich damals für meine Umwelt war. Ich dachte wahrscheinlich noch immer, dass meine Heldentaten auf dem Rasen für die Einladung verantwortlich wären.
    Also flog ich in die Türkei. Tauschte meine versiffte Bruchbude gegen einen eleganten Bungalow und genoss ein paar Tage den Luxus von schönen Frauen und teurem Alkohol. Auf der Fahrt zum Istanbuler Flughafen drückte mir jemand eine vollgepackte Sporttasche in die Hand. Das war besagte Kleinigkeit: Ich sollte die Tasche durch den deutschen Zoll bringen.
    Noch immer verschwendete ich keinen Gedanken daran, was wohl in dieser Tasche sein könnte, der Rausch vernebelte mir die Sinne.
    Am Flughafen Düsseldorf fischte ich die Tasche vom Gepäckband und marschierte unbehelligt an den deutschen Zollbeamten vorbei. Links und rechts neben mir wurden die Leute rausgewunken, um ihre Taschen zu öffnen, für mich und die große Tasche interessierte sich merkwürdigerweise niemand.
    Erst im Taxi kamen mir Zweifel. Was hatte ich da eigentlich gerade quer durch Europa transportiert? Ich öffnete die Tasche. Sie war vollgepackt mit Ampullen und Spritzen, verschiedenfarbiger Inhalt waberte mir entgegen. Rasch schloss ich den Reißverschluss. Doping? Drogen? Steroide? Weiß der Teufel, was tatsächlich in dieser Tasche steckte, legal war es sicherlich nicht.
    Nur dem raschen Eingreifen meines Schutzengels war es zu verdanken, dass mich der Zoll nicht mit meiner heißen Fracht erwischt hatte. Bei meiner Vorgeschichte wäre ich sicherlich ins Gefängnis befördert worden. Zielsicher taumelte ich weiter dem Abgrund entgegen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ich entweder eingesperrt oder tot sein würde. Eine andere Alternative schien es in meiner Situation nicht mehr zu geben.
    Tagesbericht, Fachklinik Fredeburg
    2. bis 4. Juni 2000
    Im Großen und Ganzen bin ich auch gut über das Wochenende gekommen. Einige Zeit habe ich mich noch über Ingo aufgeregt, aber jetzt ist es mir gleichgültig, was er macht. Innerhalb der Gruppe wünsche ich mir, dass es noch lebhafter wird, denn ich will in den letzten Wochen noch sehr viel für mich selbst tun. Willi hat am Sonntag noch Kuchen in der Teeküche ausgegeben. Wir haben viel gelacht und rumgealbert. Aber einige gehen hier zum Lachen in den Keller. Ich denke, dass Humor zur Therapie gehört, aber viele können damit gar nicht umgehen.
    5. Juni 2000
    Über die heutige Gruppenstunde noch zu reden, hat für mich wenig Sinn. Ich will helfen, bekomme einen auf den Deckel, ich will andere auffordern, mitzureden, das passt auch nicht, ich will in Ruhe Anstöße geben, keiner sagt ein Wort, und dann denke ich doch zum Schluss: »Bin ich denn der einzige Alkoholiker hier im Raum?« Ich will hier für mich noch arbeiten und werde auch weiterhin meine Meinung sagen, auch wenn diese einigen nicht passt oder sie diese nicht hören wollen.
    6. Juni 2000
    Nach dem Gespräch mit meiner Therapeutin habe ich einiges verstanden. Wenn ich mal laut werde, dann sind gleich die Mitpatienten eingeschüchtert. Ich habe noch mit Dirk II gesprochen und mir auch seine Meinung eingeholt. Jetzt kann ich die Lage noch besser einschätzen. Letztlich muss ich aber selbst sehen, wie ich mit den einzelnen Situationen und meinen Gefühlen besser umgehen kann.
    9. bis 12. Juni 2000
    Mein Vater holte mich pünktlich am Freitagmorgen ab. Zu Hause sprach ich dann als Erstes mit dem Suchtberater in Hemer. Er fragte nach meiner Therapie und was danach geschieht. Wir verblieben bis auf Weiteres, da auch meine Versicherungsbelange nicht ganz geklärt sind. Am Samstag fuhr mein Vater mit mir nach Duisburg zum Spiel der Weisweiler-Elf. Alle freuten sich, mich zu sehen, und fragten nach den Fortschritten der Therapie. Fand ich super! Den Montag hatte ich eigentlich für meine Familie freigehalten, die aber leider nicht kam. Ich sprach mit meiner Frau und sagte ihr, dass ich traurig sei, dass wir uns nicht gesehen haben. Ich spreche jetzt aus, was mir gefällt oder auch unangenehm ist. Es waren schöne Tage. Jetzt fange ich an, die letzten Tage in der Klinik zu zählen. Ich bin froh, wenn ich alles überstanden habe.
    14. Juni 2000
    Heute Abend waren wir Billard spielen und Eis essen. Das war ein schöner Abend mit viel Spaß und guten Gesprächen. Ich merke aber, dass für mich so langsam das Ende der Therapie naht und ich auch nicht mehr auf die Gespräche eingehe.
    15. Juni 2000
    Ich denke, wenn meine Frau

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