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Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Titel: Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kienzle
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liberaler Klub. Und ich war politisch immer interessiert.
    Wenn Sie politisch interessiert gewesen wären, dann wären Sie doch nie in einer »schlagenden Verbindung« gelandet! Ich bin damals als junger Mensch völlig unpolitisch da reingeraten.
    Wir waren vom Elternhaus her politisch geprägt. Bei uns hat man diskutiert! Freiburg 68!
    Dahrendorf!
    Dahrendorf – Dutschke. 6 1968 bin ich zu dem legendären Rededuell zwischen Dahrendorf und Dutschke gegangen, vor die Freiburger Stadthalle. Dort habe ich das Duell miterlebt, auf dem VW-Käfer. Mein Herz schlug für Dutschke! Aber ich hatte einen Riesenrespekt vor dem Dahrendorf. Der war so brillant! Und das war für mich lange Zeit der Impuls, FDP zu wählen. Ich habe sozialliberal gewählt. Erststimme SPD und Zweitstimme FDP. Wissen Sie, dass Hohenlohe der letzte Wahlkreis in ganz Deutschland war, wo die FDP ein Direktmandat hatte?
    Der Müller! Der wurde betrunken mit Prostituierten im Dienstwagen erwischt. Den Polizisten hat er gesagt: »Ich bin immun!« Deshalb haben sie sich nicht getraut, ihm den Führerschein abzunehmen. Hinterher hat er dann freiwillig auf sein Landtagsmandat verzichtet. Das »Skandäle« 7 habe ich noch als »Abendschau«-Korrespondent verfolgt. Wenn Sie sozialliberal gewählt haben: Warum sind Sie eigentlich nicht in die SPD eingetreten?
    Mir waren die zu eng.
    Zu eng – in welchem Sinn?
    Als ich ins Parlament gekommen bin, 1984, hier in den Landtag, da habe ich mit meinen Kollegen irgendwann nach zwei Monaten einen Test durchgeführt – den habe ich später übrigens immer wieder wiederholt. Ich habe gefragt: »Mit wem von den anderen habt ihr eigentlich Lust, ein Bier zu trinken?« Vor dem ersten Sozi kamen fünf, sechs Schwarze infrage!
    Eine interessante Methode – sind Sie Biertrinker?
    Im Hohenlohischen gibt es viele kleinere Brauereien, heute noch.
    Haben Sie mit dem Uli Maurer mal ein Bier getrunken?
    Mit dem Herrn Maurer – furchtbar.
    Der hat verhindert, dass Sie zum Stuttgarter OB gewählt wurden.
    Genau, der war das. 8
    Warum hat er das verhindert? War das Kleingeistigkeit?
    Nein – der Herr Maurer hat immer eine politische Erklärung.
Maurer hat gesagt, wenn ein Grüner hier OB wird, dann landen wir auf Jahre hinaus vom zweiten auf dem dritten Platz. Sie wissen ja, wo die SPD heute steht …
    Sie haben einmal gesagt: »Der Rommel und der Späth haben die Schwaben von ihrer Spießigkeit befreit.«
    Die haben das Fenster aufgemacht. Die haben Frischluft reingelassen.
    Warum ist Schwarz-Grün in Baden-Württemberg bis heute nicht zustande gekommen?
    Weil mein lieber Freund Oettinger …
    Zu schwach war?
    … keine Traute hatte. Und weil ihm Mappus die Prügel zwischen die Beine geschmissen hat. Der Oettinger hatte bei seiner ersten Wahl über 44 Prozent – das war das letzte gute Wahlergebnis der CDU. Mit einem solchen Ergebnis hätte er es machen können! Er hätte die einmalige Chance gehabt.
    Ich habe dem Oettinger gesagt – dem ich mich befreundet fühle: »So einen Typ wie den Kretschmann bekommst du von niemandem. Nicht einmal von deinem eigenen politischen Lager kriegst du einen solchen verlässlichen, loyalen Typen, der intellektuell Substanz hat. Mach das!« Aber er hat es nicht gemacht.
    Warum nicht? Woran ist das gescheitert?
    Der Mappus hat seine konservativen Truppen in die Schlacht geschmissen, unter anderem in Oberschwaben. Er hat zur Schlacht gerufen: »Ich konzentriere mich auf die Konservativen!« Während der Oettinger unser stärkster Konkurrent in den urbanen Zentren war, hat der Mappus gesagt: »Stadt interessiert mich nicht, ich hole die konservativen Wähler auf dem Land!« Ich habe damals einem Staatsminister der CDU gesagt: »Eure Rechnung geht nicht auf. Das, was ihr an ein paar Konservativen irgendwo auf dem Lande gewinnt, das verliert ihr in der Stadt dermaßen, dass euch das blaue Wunder kommt!« Da sagte er: »Da hast du schon recht, und es kommt noch schlimmer. Oberschwaben ist heute auch nicht mehr das Oberschwaben von vor zehn Jahren!«
    Zu Oberschwaben – was halten Sie von Ihrem ehemaligen Kollegen, dem Oberschwaben Oswald Metzger?
    »Und jährlich kandidiert das Murmeltier!«, kann ich dazu nur sagen. Das ist ein Egomaniac. Den habe ich in meiner Zeit als Fraktionsvorsitzender immer wieder geschützt. Der ist ja x-mal ausgerastet. Einmal hat er den Schröder in den »Tagesthemen« als »europapolitischen Geisterfahrer« bezeichnet! Nachts um zwölf Uhr klingelte bei mir das Telefon:

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