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Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Titel: Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kienzle
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Ordnung. Ich habe immer einen guten Job gemacht und dass der so eine Außenwirkung bekommen hat, dass man so eine riesige Bestätigung erfahren hat, das ist wunderbar. Aber wissen Sie: Ich bin heute auch g’scheit genug um zu wissen, dass an dem Tag, wo der Erfolg nicht mehr da ist, egal wo Sie sind, egal wie lange Sie irgendwo waren …
    … ist man weg vom Fenster.
    Da muss ich sagen, dass ich verstehen kann, wenn junge Menschen, Fußballer zum Beispiel, auch hohe Forderungen stellen, solange sie ihre beste Zeit haben. Das war in meiner Generation noch etwas anders.
    Ich bin einer ganzen Kolonne von Luxusautos hinterhergefahren auf dem Weg zu Ihnen. Was bedeutet Luxus für Sie?
    Wenn ich mir das leisten würde, was ich mir leisten kann, dann würde ich ein luxuriöses Leben führen. Da bin ich aber vielleicht tatsächlich Schwabe – das will ich gar nicht.
    Sie haben gesagt, dass Sie ein Genussmensch sind, das wird auch deutlich. Wann und wie genießen Sie?
    Ich genieße den Moment. Gerade die Unterhaltung mit Ihnen. Das ist doch ein nettes Gespräch! Vorhin war ich zu Hause. Meine Enkelin ist gerade zu Besuch, die ist acht Monate alt. Mir geht das Herz auf, wenn ich das Kind sehe! Es gibt so vieles, was man genießen kann, man muss es nur sehen. Genuss ist auch eine Kopfsache. Und jetzt freue ich mich, wenn gleich der Service beginnt und ich in der Küche stehen kann – dann berausche ich mich an der Arbeit. Auch das ist Genuss.
    1 Bedeutendster Gourmetführer in Europa



Rezzo Schlauch
Der »Bud Spencer aus
Hohenlohe«
    Bei einer Studentenveranstaltung wurde er einmal ironisch als »Rezzo
von
Schlauch« angekündigt. Irgendwie passt es zu ihm, dem schillernden »Ritter wider den tierischen Ernst«. Sein Name wurde Programm. Der stammt schließlich von einem leibhaftigen fränkischen Ritter aus Bächlingen. Dort, in Hohenlohe, am Nordrand Baden-Württembergs, wuchs er auf. Rezzo Schlauch – Dickkopf und Bonvivant, gerade und kantig – mischte als Realo die Grünen auf und brachte es zum Staatssekretär im Wirtschaftsministerium in Berlin. Ein Unikum.
    »Zwei Zentner für Stuttgart«, warb er 1996 bei seiner OB-Kandidatur in der Landeshauptstadt. Und fast hätte er auch gewonnen. Die Ernte aber fuhr 16 Jahre später Fritz Kuhn ein. Die Strategie war aufgegangen. Schlauch: »Es macht keinen Sinn, nur die Stimmen zwischen Rot und Grün auszutauschen. Wir müssen ins bürgerliche Zentrum.« Ex-Ministerpräsident Oettinger nannte ihn in den 90er-Jahren den »Bud Spencer aus Hohenlohe«. Ähnlich unkonventionell wie der Filmheld schlug er gelegentlich in der Politik zu. Mit dem irrlichternden Oettinger hätte er gerne Schwarz-Grün in Baden-Württemberg gemacht. Aber der konnte sich in seiner CDU nicht durchsetzen. Die politische Landschaft in Baden-Württemberg würde heute anders aussehen. Auch eine Bonusmeilen-Affäre hat Rezzo Schlauch politisch überlebt. Er war First Class nach Thailand in den Urlaub gejettet. 2005, nach dem Ende von Rot-Grün, zog er sich aus der Politik in mehrere Aufsichtsräte zurück, was von seiner Partei kritisch beäugt wird. Ihm ist das ziemlich egal.
    Jetzt sitzt er mir im italienischen Restaurant der Stuttgarter Markthalle gegenüber. Die Jugendstilhalle steht für südliche Lebenslust, für Multikulti und Genuss. Lange war sie eine Oase im früher eher tristen Stuttgart. Es gibt übrigens auch Maultaschen. Einen Stock tiefer. Rezzo Schlauch ist an diesem Morgen entspannt und gut drauf. Die Sonne scheint kräftig, trotzdem hat er einen dünnen blau-weiß-roten Schal um den Hals geschlungen. Ein Markenzeichen. Familiär hat er die italienischen Kellner, die die Tische eindecken für das Mittagessen, begrüßt. Gut gelaunt bestellt er einen Espresso und ein Glas frisch gepressten Orangensaft. Je weiter der Abstand zur Politik, umso schöner werden seine Geschichten.
    HERR SCHLAUCH, guten Morgen – immer wieder schön hier in der Markthalle. Warum haben Sie ausgerechnet diesen Ort für unser Gespräch gewählt?
    Das ist meine Insel hier in Stuttgart. Wenn ich früher von Bonn oder Berlin gekommen bin, am Wochenende, dann brauchte ich irgendwas G’scheit’s zum Essen. Und deshalb bin ich immer hier einkaufen gegangen – die italienischen, spanischen, griechischen und sonstigen Köstlichkeiten. Dann habe ich hier noch einen Kaffee getrunken, manchmal vielleicht auch einen Prosecco. Und oft habe ich auch Freunde getroffen. Das ist das Tor zum Mediterranen in »Schtuggard«. Und das

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