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Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Titel: Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kienzle
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irgendein Thema. Aber ich finde es töricht, sich ständig einzumischen.
    Sie haben sich intensiv mit Philosophie auseinandergesetzt und mit grundlegenden ethischen Fragen. Eine Stimme aus dieser Ecke könnte den einen oder anderen Disput durchaus befruchten.
    In ästhetischen Belangen, die das Ethische streifen, habe ich auch etwas zu sagen. Da bin durchaus politisch gestrickt. Aber ich werde zum Beispiel regelmäßig gefragt, was ich von den aktuellen ägyptischen Verhältnissen halte. Da halte ich doch die Klappe! Sie kennen sich da doch viel besser aus! Da haben manche Schriftsteller einen fürchterlichen Hochmut gegenüber den Journalisten, die das meistens sehr viel besser wissen.
    »Teilnahmslos schaute die Vergangenheit auf die Gegenwart.« Mit diesem Satz beschreiben Sie in Ihrem Buch »Blumenberg« Kairo. Das hat mich sehr beeindruckt. Das ist eine der schönsten Beschreibungen von Kairo, die ich bislang gelesen habe. Sehr genau beobachtet. Waren Sie da?
    Ja, öfters.
    Diese Teilnahmslosigkeit der Ägypter, in der es keine Beziehung zu geben scheint zwischen ihrer Vergangenheit und der Gegenwart …
    Das fällt auch nur einem Fremden auf – weil diese Gegenwart natürlich so bestürzend ist. Und man denkt: »Die wuseln da herum als wäre da nichts.«
    Für mich ist Kairo ja die faszinierendste Stadt, die ich kennengelernt habe.
    Für mich auch. Mein damaliger Freund ist Schweizer und spricht perfekt arabisch. Er hat für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit gearbeitet. Deswegen war ich in den 1980ern öfter in Kairo und habe ihn besucht. Er war in der Regel nur mit Ägyptern zusammen.
    Heute sind auch Fachleute über die Entwicklungen im Nahen Osten verwirrt.
    Dann muss man als Schriftsteller ned au no dumm rumschwätza. 7 Weil wir zu wenig wissen und zu wenig Verbindung zu dem Thema haben. Es gibt einzelne Schriftsteller, die kennen sich da wirklich aus, wie mein doch sehr verehrter Herr Mosebach, der über viele Dinge schreibt, weil er die Welt auch wirklich bereist und sehr genau hinschaut. Der ist ein interessanter Korrespondent. Oder zum Beispiel Navid Kermani, der lange Artikel über Afghanistan, Usbekistan, über Indien geschrieben hat. Das ist große Klasse. Aber er setzt sich dem aus und er kennt das. Bei vielen, die da so rumplappern, denke ich: »Haltet die Klappe! Da habt ihr nichts zu sagen.«
    Sie haben erzählt, dass Sie deshalb so eine flammende Schwäbin geworden sind, weil Sie sich angepasst haben. Heute verlangt man von Menschen mit einem multikulturellen Hintergrund, dass sie sich deutlich zu Deutschland bekennen. Der ehemalige Kultusminister Mayer-Vorfelder und andere fordern von Fußballnationalspielern das Singen der Nationalhymne vor Länderspielen. Beruhigt es Sie, dass von Poeten nicht verlangt wird, Nationalhymnen zu singen?
    Ich würde wahrscheinlich mitsingen im Ernstfall. Ich spiele aber auch nicht Fußball. Ich finde den Herrn Löw sehr schön, aber das ist eher eine außerfußballerische Sicht. Und wenn Herr Mayer-Vorfelder sänge – das fände ich das Allerschlimmste.
    1 Schwäbisch für: Geizkragen
    2 »Da in der Zuckerdose, da ist noch etwas für euch!«
    3 1736 wurde Joseph Süß Oppenheimer, ein Jude, zum Geheimen Finanzrat und politischen Ratgeber von Herzog Karl Alexander ernannt. Da Karl Alexander lange vorher vom protestantischen zum katholischen Glauben übergetreten war, gab es in Württemberg die kuriose Situation, dass ein katholischer Herrscher, der von einem Juden beraten wurde, über eine protestantisch-pietistische Bevölkerung regierte. Das führte zu erheblichen Spannungen, und als Karl Alexander 1737 durch einen Schlaganfall starb, entlud sich der Unmut der Pietisten: Oppenheimer wurde festgenommen. Um Beweise für eine Anklage zu sammeln, bedienten sich die Pietisten der Aufforderung zur Denunziation, die öffentlich verlesen und an den Rathäusern in ganz Württemberg ausgehängt wurde. Im Februar 1738 wurde Oppenheimer an dem Galgen, der am heutigen Südeingang des Stuttgarter Pragfriedhofs stand, erhängt.
    4 »Das tut man nicht, das ziemt sich nicht!«
    5 Schwäbisch für: scharfe Zunge
    6 »Wenn du deine Nase in mein Hinterteil steckst, dann hast du eine Nase im Hinterteil und ich habe eine Nase im Hinterteil. Aber ich bin relativ besser dran!«
    7 Schwäbisch für: dumm daherreden



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