Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Titel: Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kienzle
Vom Netzwerk:
und du bist mitten in der Stadt. Das sind wirkliche Parks!
    Sie schwärmen ja richtig.
    Ja, das ist toll. Da kann man auch nur mal für eine halbe Stunde hingehen.
    Aber London ist doch teuer.
    Des isch ned ganz billig. 2
    Sehr schwäbisch, wie Sie das ausdrücken.
    Man muss eine gewisse Großzügigkeit entwickeln. Wenn du hier bist, dann kannst du nicht jedes Mal in dich hinein gucken, ob dir das Herz blutet. Das Wohnen ist sündhaft teuer. Und wenn du dann die Bauqualität siehst! Das Sanitäre und die Fenster! Das kannst du dir nicht vorstellen! Die Häuser da drüben, wo ich wohne, haben einfach verglaste Fenster. Das sind Schiebefenster, im Winter dichte ich die mit Tesafilm ab. Aber nicht, dass ich die Wohnung um 500 Pfund im Monat hätte, die kostet fast 500 Pfund am Tag!
    Wie erklären Sie sich das? Hohe Mieten und billige Qualität?
    Irgendwann haben sich die Londoner mal entschlossen, dass man den Zustand, wie er vor 100 Jahren war, bewahren muss.
    Fenster könnte man ja ersetzen?
    Natürlich ist das komisch! Man hätte ja auch sagen können: Wir machen es wie vor 250 Jahren oder zu der Zeit, als es noch gar keine Fenster gab. Nein – der Status quo ist die Ultima Ratio. Hier darfst du nichts umbauen.
    Das macht auf der anderen Seite den Charme der Stadt aus, die dadurch authentisch ist.
    Des macht den Charme aus. Und außerdem wird es in London auch nie so richtig kalt – weil die Häuser so viel Wärme abstrahlen.
(Er lacht.)
Die Hälfte der Energie, die hier verbraucht wird, geht ins Freie. Des isch oglaublich! 3
    Es ist erstaunlich, dass jemand wie Sie, der schon so lange im Ausland ist, ein lupenreines Schwäbisch spricht. Als wären Sie nie von Stuttgart weg gewesen. Wie kommt das?
    I hab’ ja g’sagt: Ich bin ein bekennender Schwabe. Ich habe es noch nie mögen, wenn Leute, die aus Stuttgart raus und zum Beispiel nach Hamburg gezogen sind, ein Jahr später dann nicht mehr schwäbisch g’schwätzt haben. Plötzlich haben die hochdeutsch gesprochen. Ich fand das immer komisch. Mein Englisch ist auch schwäbisch. Wenn ich englisch rede, hört jeder, woher ich komme.
    Heute gibt es junge Manager, die sich ihr Schwäbisch wegtrainieren – weil sie denken, das würde ihren Erfolg behindern. Hat das Schwäbisch Ihren Erfolg je behindert?
    Überhaupt nicht! Die Leistung zählt, das Wissen, das Authentische. Die Mundart unterstreicht eigentlich die Ehrlichkeit und die Authentizität.
    Sprechen Sie Dialekt mit Ihrer Familie?
    I schwätz so wie wir jetzt schwätzet. 4 Unsere Kinder können zwar akzentfrei Englisch. Aber sie können kein Wort Schwäbisch. Sie können mich aber nachmachen.
    Die verstehen Sie?
    Die verstehen alles wunderbar.
    Der schwäbische Humor ist ja ziemlich derb. Der britische eher sophisticated. 5 Wie kommt ein Schwabe damit klar?
    Die Engländer haben einen entwaffnenden Humor. Während der »Paralympics« 6 gab es im Fernsehen jeden Abend eine Sendung, die hieß: »The last leg«. 7 Da saßen Leute, die nur einen Fuß oder nur einen Arm hatten und ihre Prothesen zeigten. Die hatten eine solche Power und konnten über sich selber lachen – das war bewundernswert. Die Sendung hatte einen Riesenerfolg.
    Wenn du bei uns in Deutschland eine Sendung machen würdest mit diesem Inhalt und mit diesem Titel »Das letzte Bein«! Dann würde es in Deutschland heißen: Das ist diskriminierend. Die Engländer können das. Das war wirklich toll.
    Was können Sie im Dialekt ausdrücken, was Ihnen im Englischen oder Hochdeutschen nicht gelingt?
    Auf Schwäbisch kann ich zu einem freundlich sagen: »Du bisch a Sauseggl.« 8 Und dann ist das nett gemeint und er schmeißt mir nicht gleich den Hammer an den Kopf. In diesen Feinheiten kann ich mich im Englischen, aber auch im Hochdeutschen, nicht ausdrücken. Aber grundsätzlich versuche ich in jeder Sprache, die Dinge möglichst einfach auf den Punkt zu bringen. Je einfacher, desto schwieriger ist es. Wie schon Adenauer gesagt hat: Mit hundert Worten ein ganzes Land regieren. Die Engländer haben die Tendenz, mit vielen Worten wenig zu sagen. Das ist zumindest sehr häufig so. Wenn du hier irgendeine Rede hörst, dann fragst du dich: Was hot der jetzt g’sagt? Was war des jetzt? Da ist der Schwabe pragmatischer.
    Schwätzt Ihr »Vantage« 9 schwäbisch?
    Das kann ich jetzt so nicht sagen, der schwätzt scho’ englisch. Aston Martin represents the Best of British. Sie haben es ja vorhin gehört. Unser Sound isch engineered, da habe ich einen

Weitere Kostenlose Bücher