Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)
des Managements, die Leute dazu zu bringen, ihr Ziel zu erreichen. Ohne ein motiviertes Team geht gar nichts.
Und die Investoren kommen aus Kuwait.
Die Investoren lassen wir hier mal weg.
Die kann man aber nicht weglassen.
Besitzverhältnisse haben zunächst mal gar nichts mit dem Produkt zu tun. Bei einer Aktiengesellschaft haben Sie ja auch eine diverse Halterstruktur. Sie müssen akzeptieren, dass es eine Firmenkultur gibt, die gelebt wird. Und die ist zum Beispiel bei Mercedes ganz anders als bei Porsche.
Was ist bei Mercedes anders?
In jedem Unternehmen gibt es eine andere Firmenkultur. Die von BMW etwa unterscheidet sich völlig von der bei Audi – obwohl beide Unternehmen nur 70 km voneinander entfernt sind. Auch die Kultur, die es hier bei Aston Martin gibt, ist eine völlig andere als die in Maranello. 12 Und die kann auch nicht von einem Manager, der aus einer anderen Kultur stammt, verändert werden. Ein Manager, der neu in ein Unternehmen kommt, muss im Sinne der Firmenkultur arbeiten, wenn er erfolgreich sein will.
Sie bauen etwas, was keiner braucht und was unheimlich teuer ist. Haben Sie als Schwabe kein schlechtes Gewissen?
Noi. Überhaupt ned! Wir reduzieren uns als Gesellschaft in Europa doch schon seit ein paar Hundert Jahren nicht mehr auf das Nötigste. Auch der Schwabe tut das nicht. Er baut wunderbare Häusle und hat an Gardda 13 und im Keller jedes Werkzeug, das er beim Baumarkt kaufen kann – obwohl er’s vielleicht nur einmal im Leben braucht.
Aber Schwabe und Luxus gehen doch eigentlich nicht zusammen? Der Schwabe ist doch eigentlich sparsam.
Natürlich werfe ich mein Geld nicht zum Fenster hinaus. Aber wenn ich weiß: Das ist ein Fellbacher Lämmler, eine Spätlese, da ist jede einzelne Beere handgepflückt und die Rebe ist von einem hervorragenden Winzer fachkundig beschnitten, sodass der Ertrag reduziert und die Qualität gesteigert wurde – dann weiß ich auch als Schwabe, dass dieser Wein sein Geld wert ist. Und den genieße ich dann, wenn ich Wein mag – und mir das leisten kann.
Ich merke, Sie kennen sich noch gut aus im Schwabenland.
Einen Kleinwagen baut man in 20 Stunden. Um einen Aston Martin herzustellen, braucht man etwa 300 Stunden. Vieles ist handgearbeitet. Das hat einen Wert. Und für einen Wert musst du etwas bezahlen.
Und das kann der Schwabe goutieren?
Ich bin sehr wohl der Meinung, dass der Schwabe das nachvollziehen kann.
Verkaufen Sie denn viele von Ihren Autos in Stuttgart und Umgebung?
Wir bauen gerade in Stuttgart am Flughafen, übrigens nicht weit von einer Porsche-Niederlassung, einen Aston-Martin-Showroom.
Das ist ja eine Provokation!
So können wir künftig deutlich mehr Autos in Stuttgart und Umgebung verkaufen. Im Vergleich zu Porsche sicherlich immer noch wenig. Aber wir sind ja auch eine exklusive Marke.
Glauben Sie, dass die Schwaben, die Ihr Auto kaufen, auch damit fahren?
Aber sicher!
Ich bin demnächst bei einem Schwaben in Berlin. Ein äußerst erfolgreicher schwäbischer Selfmademan. Er hat gesagt, dass er sich mal einen Bentley gekauft und sich dann aber geschämt hat, damit in Berlin rumzufahren. Er hat ihn wieder verkauft.
Sie können einen Bentley nicht mit einem Aston Martin vergleichen. Ein Bentley hat einen anderen Auftritt. Und Berlin ist ein schwieriges Pflaster für Luxus. Es wird einem dort vielleicht nicht so leicht gemacht, Exklusivität zu leben. Aber ich kann Ihnen etwas sagen: Unsere Kunden in Berlin und anderswo erzählen mir immer davon, wie positiv unsere Autos bei den Menschen ankommen. Übrigens auch in Stuttgart. Wenn dort ein Aston Martin vorfährt – an der Tankstelle oder sonstwo –, da kommen auch hier die Leute und sagen: »Du hascht aber a klasse Audo!« 14
Wo ist die Grenze für Exklusivität und wie bestimmt man die?
Das ist eine interessante Frage. Exklusivität kann man in Sichtbarkeit ausdrücken. Wenn etwas nicht sichtbar ist, ist es nicht nur nicht exklusiv, sondern auch schlichtweg nicht existent. Also braucht man Sichtbarkeit, um exklusiv zu sein. Aber diese Sichtbarkeit hat auch ihre Grenzen, sonst wird das Exklusive zerstört. Wenn ich hier in London, in einer Zehnmillionenstadt, 500 Autos verkaufe, dann ist das immer noch exklusiv. Wenn ich hier 5000 Autos verkaufen würde, dann wären wir zwar um einiges sichtbarer, dafür aber nicht mehr so exklusiv.
Das ist die Grenze der Exklusivität?
Schauen Sie: In Indien, in Mumbai und in Delhi, verkaufen wir im Moment gerade mal zehn
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