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Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Titel: Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kienzle
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Organization) = Nichtregierungsorganisation
    7 Schwäbische Wortschöpfung, die sich aus den Wörtern »Schwert« und »Mund« zusammensetzt



Felix Huby
Der Serien-Täter
    Niemand hat so erfolgreich gemordet wie er. Jahrelang war er als »Triebtäter« erfolgreich – Eberhard Hungerbühler alias Felix Huby, Ernst Bienzle, Max Palu, Jan Casstorff, Rosa Roth und Peter Heiland. »Oh Gott, Herr Pfarrer!« Er musste zum Schreibtisch-Mörder werden, um seinen Kommissaren immer neue Leichen zu beschaffen. 1977 hat der langjährige »Spiegel«-Korrespondent für Baden-Württemberg seinen Kommissar Ernst Bienzle zum Leben erweckt – das erfolgreichste seiner Fernsehgeschöpfe. Dann ging es Schlag auf Schlag. Er hängte seinen Journalistenberuf an den Nagel und schrieb TV-Serien und Romane. Seitdem gehört er zu den vielbeschäftigten deutschen Drehbuchautoren. Sogar »Schimanski« 1 hat er miterfunden. Mit schwäbischem Fleiß hat Felix Huby die deutsche Krimiszene aufgemischt. Nur wenige Verbrechen gab es auf dem Bildschirm, an denen er nicht beteiligt war. Im Jahr 2008 wurde »Bienzle« nach 25 Folgen schließlich in Rente geschickt – er hätte gerne noch weitergemacht.
    Seit Jahren lebt der Schwabe Eberhard Hungerbühler gutbürgerlich in der zweitgrößten schwäbischen Großstadt, in Berlin – seiner Frau zuliebe, einer Ostpreußin. Er ist einer von 170000 Schwaben in der deutschen Hauptstadt – um die Ecke wohnen Joschka Fischer und Wolfgang Schäuble. Dort, im grünen Stadtteil Wilmersdorf, entstehen seine Geschichten am Computer. Gebrauchsliteratur, wie er selber sagt.
    Seine Helden haben immer ein Herz für Schwächere, aber sie verkörpern oft auch platte Klischees. Schwäbische Klischees.
    HERR HUBY, niemand hat das Bild vom Schwaben in den letzten Jahren so geprägt wie Sie.
    Das sagen Sie.
    Ich muss gestehen: Ich bin ja auch ein Bienzle-Fan. 2 Nur dieser Vermieter 3 ist mir irgendwann auf den Keks gegangen. Das war ein schreckliches Schwabenklischee.
    Ich mache ja viele Lesungen aus meinen Romanen. Interessant ist – außerhalb Schwabens hieß es immer: »Dieser Hauswirt, das ist eine tolle Figur.«
    Weil er das Klischee vom hässlichen Schwaben bestätigt hat?
    Vom hässlichen? Vom sparsamen Schwaben!
    Vom sparsamen?
    Er sagt zum Beispiel: »Gehen Sie die Treppe bitte rechts rauf und links runter – damit sich die Treppe in der Mitte nicht so abnutzt.« Das habe ich nicht erfunden! Das hat ein Vermieter zu uns gesagt. Meine Frau ist Zeuge.
    Gibt es diese Art von Schwaben heute noch?
    Ich schreibe gerade meinen Lebensroman, wenn man so will. Und da kommt das alles wieder. Mit allen Brechungen. Diese Klischees gab es ja eigentlich nie in dieser Reinform. Gucken Sie mich an: Ich bin Schwabe und bin absolut nicht sparsam. Sodass meine Frau, die Ostpreußin ist und viel sparsamer als ich, sich manchmal sogar ärgert.
    Es gibt Statistiken, die sagen, dass die Badener sparsamer sind als die Schwaben. Und die Saarländer wesentlich mehr Wohnbesitz haben als die Schwaben.
    Ach ja?
    Die Sparsamkeit ist einer dieser vielen merkwürdigen Mythen.
    Ich habe dem Hausbesitzer Sätze in den Mund gelegt, die habe ich nicht erfunden – das ist richtig. Aber dennoch war das eine klischierte Figur. Das macht man im Fernsehen natürlich oft. Das muss man machen in der Fernsehunterhaltung.
    Im neuen Stuttgarter »Tatort« kommen Schwaben ja fast nicht mehr vor. Da dürfen höchstens mal untergeordnete Figuren einen Satz schwäbisch sprechen. Ist das noch authentisch?
    Das entspricht schon einer geänderten Wirklichkeit: In Stuttgart selber wird ja nicht mehr so viel schwäbisch gesprochen. Das merke ich immer, wenn ich in Schulen lese. Also wenn ich zum Beispiel in Hechingen lese oder in Blaubeuren, da schwätzen die Kinder noch schwäbisch. In Stuttgart trifft man das kaum noch. Nicht nur wegen dieser vielen »Menschen mit Migrationshintergrund«, wie es jetzt immer heißt. Auch die schwäbischen Kinder, also die Kinder aus schwäbischen Familien, wollen nicht mehr schwäbisch sprechen.
    Ich habe mit »Menschen mit Migrationshintergrund« gesprochen – Sibylle Lewitscharoff, Fredi Bobic, Cem Özdemir. Sie bekennen sich ganz ausdrücklich zu ihrem »Schwabesein« und haben einen unverkennbaren schwäbischen Akzent.
    Für mich ist der Dialekt eine wunderbare Ausdrucksform. Ich kann im Dialekt vieles sagen, was ich im Hochdeutschen so nicht sagen könnte.
    Zum Beispiel?
    Wie sagt ein Schwabe, wenn ein Seil unter großer

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