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Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Titel: Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kienzle
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Sie wollen ihre Regeln hier durchsetzen. So ist das Feindbild entstanden.
    Die wollten die Berliner Luft – und Stuttgarter Regeln?
    Genau. Aber das sind natürlich nicht nur Schwaben. Das sind Westdeutsche. Genauso Pfälzer und andere. Aber das wird alles auf »den Schwob« fokussiert.
    Warum ausgerechnet auf die Schwaben?
    Vielleicht hat das auch mit dem Klischee zu tun. Es war ja schon immer so, dass die Schwaben die Freiheit zwar liebten – aber am Ende dann doch keine Experimente wollten.
    Die Schwaben waren ja in der Geschichte nicht sehr aufmüpfig. Man muss schon zurückgehen bis ins 16. Jahrhundert: der »Geißpeter« von Beutelsbach. Das war der erste und fast einer der letzten Rebellen – dann kommt schon der Palmer.
    Ist das nicht auch ein Klischee? Ich habe ja ein Theaterstück über den Georg Elser 13 gemacht. Man muss sagen: Auch das ist ein Stück schwäbische Geschichte.
    Das stimmt.
    Dieser Elser ist eine unglaubliche Figur. Den kann es wirklich nur in Schwaben geben. Ein Tüftler.
    Noch Jahrzehnte nach dem Krieg wurde er ja in Deutschland völlig missverstanden. Oder ignoriert.
    Er hat aus ganz pragmatisch-menschlichen, moralischen Motiven gehandelt. Der hat gesagt: Das darf nicht sein! Das, was die Nazis anstellen, das darf nicht sein.
    Das gehört sich nicht.
    Die machen Krieg! Die machen uns kaputt! Die müssen weg! Und da hat der für sich beschlossen, dieses Attentat auf Hitler zu begehen.
    Ein menschenscheuer Einzelgänger. Ein typischer Schwabe eigentlich?
    Ja. Dieses Zurückziehen auf sich selber. Sich was vornehmen, dranbleiben, stur sein dabei. Das ist schon spannend – dieses Eigenbrötlerische, das ist vielleicht doch für den Schwaben typisch. Gleichzeitig ist er leider ein Ausnahmefall …
    Historische Stoffe werden ja mit Vorliebe von Guido Knopp im ZDF beackert. Ansonsten hat die »Verkommissarisierung« im deutschen Fernsehen ja schreckliche Ausmaße erreicht. Fast so schlimm wie diese Kochsendungen. Gibt es keine anderen Stoffe, die man erfolgreich verfilmen kann?
    Es ist unglaublich teuer, gute historische Filme zu machen. Aber gute moderne Filme könnte man machen. Diese »Verkommissarisierung«, wie Sie es nennen, liegt an der Faulheit und an der Dummheit der Redakteure. Wenn man sich mal vorstellt: Im ZDF gibt es SOKO. 14 Sehr erfolgreich. Also macht jetzt die ARD »Heiter bis tödlich« – auch wieder eine SOKO-Serie, die heißt nur anders. Um die gleiche Sendezeit! Da könnte einem der Arsch schwätza!
    Wenn man selber Programm-Macher wäre, würde man doch sagen: Leute, wo sind die Alternativen? Nein, man versucht das Gleiche zu machen, was die anderen schon so erfolgreich gemacht haben. Unglaublich! Fresst Scheiße, Millionen Fliegen können sich nicht irren! Statt wirklich mal zu überlegen: Was gibt es denn noch für Stoffe?
    Wenn Sie noch beim »Spiegel« gewesen wären, dann hätten Sie als kritischer »Spiegel«-Journalist wahrscheinlich nach 25 Folgen aber auch gesagt: »Weg mit dem Bienzle!«
    Wahrscheinlich, ja. Das ist gut möglich. Aber das ist schwer zu beurteilen, weil ich den Bienzle so wahnsinnig gerne gemacht habe.
    Trauern Sie dem nach?
    Ja.
    Und doch gibt es noch Überraschungen im deutschen Fernsehen: der Kommissar Kluftinger. Ein Riesenerfolg – obwohl der Film für die meisten Norddeutschen kaum zu verstehen war.
    Das stimmt. Kluftinger ist allerdings auch ein Krimi, Herr Kienzle. Also noch ein Kommissar!
    Aber sehr unkonventionell, dieser Allgäu-Bienzle.
    Ja, ich schätze das sehr. Ich mag auch den Knaup, der den spielt. Es ist eine Überraschung für mich, dass der Allgäuer ist.
    Sie sehen da doch einen Trend hin zum Regionalen, Authentischen?
    Ich würde es hoffen. Aber einen Trend? Ich selber würde gerne einen Film über Hölderlin 15 machen. Ein wahnsinnig spannender Stoff! Ich würde das gern mal ein bisschen anders erzählen. Ich bin ja der Meinung, dass Hölderlin nicht verrückt war, sondern dass bei ihm alles spekulativ war.
    Er hat sich also nur verstellt?
    Er hat das alles eingesetzt. Es gibt da ein paar Belege. Ich bin mal gespannt, ob man irgendjemanden findet, der diesen Film machen möchte.
    Was fasziniert Sie an dieser Geschichte und dieser Figur?
    Mich fasziniert natürlich, was er geschrieben hat. Aber eben auch die Figur. Diese Figur, die sich überhaupt nicht anpassen konnte. An nichts. Das finde ich schon spannend.
    Kann man mit Fernsehfilmen und -serien mehr erreichen als mit Journalismus?
    Absolut! Das sage nicht nur

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