Ultimo
Also zurück zu den Fakten. Ist Bettina Wagner Mitglied in einem Bogenschützenverein? Gibt es Hinweise darauf, dass sie mit einer Armbrust umgehen kann? Hat sie jemals wer mit so einem Ding gesehen?“
Polli schüttelt den Kopf.
In diesem Augenblick erscheint Britta Seitz und setzt sich zu ihnen. Sie scheint ziemlich aufgekratzt zu sein.
„Du lächelst so“, wundert sich Zoff. „Was ist denn?“
„Ihr erinnert euch an das Wertkartentelefon, das wir in BettinaWagnersBüro fanden?“, fragt sie. „Das Handy, mit dem Rieder in die Mensa bestellt wurde. Auf der SIM-Kartefand ich zwei Fingerprints. Den Abdruck eines Daumens und eines Zeigefingers.“
„Weiß ich doch“, unterbricht Zoff sie ungeduldig.
„Ich habe sie mit den Prints verglichen, die wir Bettina Wagner nach der Festnahme abgenommen haben“, stellt Britta ruhig fest, nimmt einen ordentlichen Schluck aus ihrem Cocktailglas und stellt den Drink beiseite. „Die Fingerabdrücke auf der SIM-Karte stammen nicht von ihr.“
„Was soll denn das jetzt wieder heißen?“, fragt Polli ganz verblüfft.
„Weiß ich nicht“, erwidert Britta und wirft Zoff einen kecken Blick zu.
„Sag du es mir.“
Am nächsten Morgen regnet es, die Temperatur fällt, und erste Flocken fallen.
Britta fährt zurück nach Graz. Im Landeskriminalamt Salzburg schartPolli die Soko Rieder um sich, sammelt ihre schriftlichen Berichte ein, diskutiert mit den Kollegen, und erteilt neue Aufträge.
Und Zoff?
Der fährt zum Friedhof.
Was für ein erbärmliches Sauwetter! Immer heftiger bläst der Wind, von Minute zu Minute wird es noch kälter, und das eher lockere Schneegestöber geht in immer dichteren Schneefall über.
Die Leute frieren.
Trotzdem bekommt Rieder ein imposantes Staatsbegräbnis und jenes Maß an öffentlicher Aufmerksamkeit, die einem solchen Anlass zukommt. Kamerateams aus halb Europa, Dutzende Journalisten, Abordnungen vonArmee und Polizei,die Creme der österreichischen Politik und über 3.000Schaulustige geben ihm die letzte Ehre. Auch der Bundeskanzler ist dabei und hält eine ergreifende Rede. Ein großer Mann sei aus dem Leben gerissen worden, sagt er. Ein wahrer Demokrat und guter Freund. Die Witwe steht inmitten der Verwandten und beißt sich die Lippen wund. Mit gesenktem Haupt.
Gegen elf ist alles vorbei.
Zoff marschiert gerade über den Parkplatz und sucht nach seinem Dienstwagen, als ihm Major Pimmingerauffällt, der vor einem schwarzen BMW steht. Susanne Vogt sitzt am Steuer. Die beiden unterhalten sich durchs offene Seitenfensterund Pimminger gestikuliert und lacht.
Pimmingerund diese Vogt. Und beide in ganz ausgezeichneter Stimmung. Merkwürdig, denkt sich Zoff, und die Räder in seinem Gehirn beginnen sich zu drehen.
Die beiden scheinen einander näher zu kennen.
Ob da mehr dahinter steckt?
Zoff und Polli sind in Itzling.
Das Wirtshaus ist ziemlich voll.
Mühsam gelingt es den beiden Kriminalbeamten, noch einen Platz zu ergattern.
„Ich war ein Idiot“, ärgert sich Zoff, nachdem der Kellner ihre Bestellung aufgenommen hat. „Der Spinnenanschlag hier galt Rieder, nicht seiner Frau.“
„Du meinst, da hätte damals schon jemand versucht, ihn aus dem Weg zu räumen?“
Zoff nickt.Der Schweinsbraten kommt, und sie essen mit viel Appetit. Dann gönnen sie sich noch ein paar Schlückchen Bier, ehe Zoff den Gastwirt an den Tisch bittet.
„Ich habe da noch ein paar Fragen zu Ihrer Spinne“, sagt er.Sofort beginnt der Wirt wieder zu schwitzen.„Können wir das nicht endlich ruhen lassen?“, raunt er und misst die übrigen Gäste mit verstohlenem Blick.„Zum Mittagessen sind die Herren natürlich eingeladen. Inklusive Getränke.“
„Kommt gar nicht infrage“, stellt Zoff klar. „Wir bezahlen schon, was wir konsumieren. Wer wusste, wo ihr Terrarium steht?“
„Meine Frau und die Angestellten.“
„Sonst niemand?“
„Eigentlich nicht.“
„Und der Oberbürgermeister?“
„Ja, dem habe ich das Terrarium natürlich schon gezeigt. Das ist jetzt ein paar Monate her.“
„Wie ging das damals vor sich?“
„An diesem Tag war die Spinne das Stammtischthema, und Hannes wollte sie sehen.“
„Und seine Begleiter? Kamen die mit nach oben?“
„Nicht alle. Paul Freiher und die Kleine, die dem Hannes immer die Tasche trug.“
„Sie meinen Susanne Vogt?“
„Susi. Genau. Oben las ich ihnen aus dem Biologiebuch vor, in dem die Wirkung des Gifts beschrieben ist. Der Hannes lachte noch und riet mir, auf das Tier gut
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