Ultimo
Zoff, glotzt hingebungsvoll auf ihren Busen und schluckt eine Magentablette.
„Wir könnten auch noch zusammen ausgehen“, schlägt er vor. „Die Nacht ist jung, und Salzburg hat ein wahnsinnig aufregendesNachtleben.“
„Ich bin schon verabredet“, wimmelt sie ihn ab. „Tut mir leid. Aber Sie sind ja noch länger hier.“
„Gott bewahre“, sagt Zoff. „Ich will endlich weg hier. Sollte Ihnen zu Frau Wagner noch etwas einfallen, können Sie mich unter dieser Telefonnummer erreichen.“ Lächelnd übergibt er der jungen Dame seine Visitenkarte. Dann ruft er den Oberkellner herbei und bezahlt die Rechnung.
„Ich habe selten eineVerabredung so genossen wie diese“, behauptet er, steht auf und schüttelt ihr die Hand.
„Es war auch wirklich sehr schön mit Ihnen, Herr Oberstleutnant“, haucht sie artig, erhebt sich ebenfalls und klimpert mit den Lidern. „Melden Sie sich ruhig wieder einmal bei mir.“
„Das werde ich“, verspricht Zoff und sein Grinsen verliert sich. „Ganz sicher.“
Galant bringt er die Dame vor die Tür. Dort stutzt er. „Jetzt habe ich meine Visitenkarten liegen lassen“, raunt er bedauernd. „Wie ungeschickt von mir. Da muss ich Sie also allein gehen lassen. Auf Wiedersehen.“
Mit einem amüsierten Lächeln nickt ihm Susanne Vogt zu und trippelt davon, während sich Zoff umdreht und wieder im Restaurant verschwindet.
An der Theke wartet der Kellner schon auf ihn. „Es ist alles noch unberührt. So wie besprochen“, murmelt er und schreitet voran. Augenblicke später stehen sie an jenem Tisch, an dem Zoff kurz zuvor mit seinem weiblichen Gast das Abendessen genossen hat. Lächelnd schlägt der Oberstleutnant die Stoffserviette über Susanne Vogts Besteck, wickelt es ein, ohne dabei das Metall mit seinen Fingern zu berühren und steckt die Beute ein. „Ich bringe das selbstverständlich wieder zurück“, verspricht er und gibt dem Ober ein ordentliches Trinkgeld.
Draußen ist es stockfinster und auchschon wesentlich kälter als zuvor. Frierend macht sich Zoff auf den Weg.
Zwanzig Minuten später ist er in seinem Hotel und deponiert das Besteck in seinem Zimmertresor.
***
Unterdessen steigt Susanne Vogt in ein Taxi und lässt sich nach Hause fahren.
„Deine Sorge war unbegründet, Karl“, raunt sie und kichert inihr Mobiltelefon. „Der Typ ist uns nicht gewachsen. Ein Durchschnittsbulle mit leichten Anzeichen von Notgeilheit. Lächerlich.“
„Notgeilheit? Wieso Notgeilheit?“, erkundigt sich Pimminger misstrauisch.
„Zoff ist das Gehirn zwischen die Beine gerutscht. Der hätte gern was mit mir. Läuft aber nicht. An meine Haut kommst nur noch du, sonst keiner.“
„Ich werde ganz kribbelig, wenn wir miteinander telefonieren“, erwidert der Major.„Hast du Zeit für mich?“
„Immer“, versichert sie ihm. „In einer halben Stunde bin ich daheim. Ich warte in meinem Bett auf dich.“
***
Der Tag beginnt mit dichtem Schneetreiben.
Auf den rutschigen Fahrbahnen staut sich der Verkehr. 20Meter voraus kümmert sich eine Streifenwagenbesatzung um einen Auffahrunfall. Einer der Uniformierten nimmt die Daten der Beteiligten auf,der zweite versucht, die übrigen Verkehrsteilnehmer an den beschädigten Fahrzeugen vorbeizulotsen.
„Gut, dass wir zu Fuß unterwegs sind“, murmelt Zoff und wirft Polli einen fragenden Blick zu. „Du weißt, wie wir jetzt weiter vorgehen?“
Der Chefinspektor nickt.
Als sie das Landeskriminalamt erreichen, eilt Polli über die Treppe in die zweite Etage, um die Soko Rieder zur Morgenbesprechung um sich zu scharen. Zoff fährtzwei Stockwerke höher und latscht bis ans Ende des langen Gangs, wo die Spurensicherung residiert. Ein kurzes Klopfen.
„Herein!“
„Guten Morgen“, schnauftder Oberstleutnant und legt dem grauhaarigen Kollegen wortlos einen Plastikbeutelauf den Schreibtisch.
„Daktyloskopieren?“, fragt der seltsam zerbrechlich wirkende Experte, nimmt die Tüte hoch und hält sie prüfend ins Licht.
„In der Serviette ist ein Besteck eingewickelt“, erläutert Zoff. „Die Fingerabdrücke auf demMetall stammen von einer einzigen Person. Vergleicht sie mit den Abdrücken auf der SIM-Karte des Mobiltelefons im Mordfall Rieder.“
„Ich nehme an, es eilt.“
„Und wie. Die Sache ist streng vertraulich. Niemandaußer uns zweidarf davon wissen. Auch kein Kollege.“
„Ich bin kein Plaudertäschchen“, beruhigt ihn der Spezialist, kratzt sich am grauen Oberlippenbart und legt die Kunststofftüte auf
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