Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ultimo

Ultimo

Titel: Ultimo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
Vom Netzwerk:
gehalten.
    Kleine weiße Atemwölkchen steigen auf, als Zoff die Luft stoßweise ausatmet. Vor Brechts Haus ist ganz schön viel Betrieb. Mehrere Einsatzwagen der Polizei, eine Ambulanz und ein paar zivile Fahrzeuge parken am Straßenrand. Jetzt gesellt sich auch noch der Leichenwagen dazu. Die Nachbarn stehen zusammen und tratschen. Erste Journalisten versammeln sich.
    Mürrischhält Zoffden vier Uniformierten vor Brechts Grundstück seine Dienstmarke unter die Nase, begrüßtBruno Polli und Paul Billek und stellt sich zu ihnen an die Einfahrt, von wo sie die Arbeit der Spurensicherung beobachten.Überall Absperrbänder. Über der Leiche ein weißes Zelt, das den unmittelbaren Tatort blickdicht abschottet.
    „Wieso erschießt jemand einen bestechlichen Bullen, verdammt noch einmal?“, überlegt Zoff laut. „Und was wollte dieser Neumeier von Brecht, so früh am Morgen? Hat er seinen Chef umgelegt? Du hast doch eine Schusshandbestimmung angeordnet?“
    „Selbstverständlich“, erwidertPolli . „Keinerlei Pulverspuren an Neumeiers Händen. Alles in Ordnung.“
    Eine dunkelblaue Limousine trifft ein. Der Staatsanwalt.
    Ungekämmt und unrasiert wirft er einen skeptischen Blick zum Himmel und schließt die Knöpfe seines braunen Mantels. Er scheint ziemlich sauer zu sein.
    „Das hätte so ein schönes Wochenende werden können“, ärgert sich der spindeldürre junge Jurist und reicht Zoff die Hand. „Ärgerlich, dieser Mord. Hier, in diesem gottverlassenen Nest, wo seit Menschengedenken nichts Aufregendes passiert ist. Wirklich ärgerlich.“
    „Mord ist immer ärgerlich“, philosophiert Zoff. „Wie geht es Ihrem Kollegen Schlohmeier?“
    „Wieso fragen Sie?“
    „Ich durfte bei der Klärung der Bestechungsaffäre rund um den Abfangjägerankauf mit ihm zusammenarbeiten. Ein mutiger Mann.“
    „Mit diesem Fall hat er sich keine Freunde gemacht. Schlohmeierwurde versetzt. Wenn ich richtig informiert bin, sitzt er jetzt in Leoben und ist gar nicht glücklich darüber.“
    Also alles wie gehabt. Das Imperium schlägt zurück, denkt sich Zoff. Diese Mistkäfer.
    Fröstelnd klappter den Kragen seiner Winterlederjacke hoch. Seine Brille ist angelaufen und er putzt sie, ehe eran die Absperrung spaziert und Chefinspektorin Britta Seitz zuwinkt, die gerade mit einem Spray zwei weiße Pfeile auf den Asphalt der Einfahrt sprüht. Die attraktive Chefin der Spurensicherung schaut auch sofort auf,winkt zurück und eilt zu ihm.
    „Hallo, Peter“, lächelt die Blondine in ihrer knisternden weißenSchutzkleidung verlegen, hebt das Absperrband hoch, kommt zur Einfahrt, zieht ihre Einweghandschuhe aus und schüttelt ZoffsHand. „Wie geht es dir?“
    „Hervorragend“, antwortet Zoff sarkastisch. „Danke der Nachfrage.“
    „Ganz ruhig. Ich wollte bloß freundlich sein“, erwidertdie Tatortspezialistingelassen und blickt ihn prüfend an.
    Zoff entschuldigt sich. Eine unüberlegte Bemerkung, sagt er. Er werde anscheinend noch richtig zynisch auf seine alten Tage.
    „Macht nichts“, sagt sie mit belegter Stimme. „Ist schon erledigt.“
    „Na, wie schön“, mischt sich der Staatsanwalt ein. „Ist wieder alles geregelt? Dann kann ich mir ja endlich den Tatort ansehen.“
    „Der ist noch nicht freigegeben“, widersprichtdie Tatortexpertin schnippisch. „Übrigens ist es sowiesonicht üblich, dass der Staatsanwalt direkt an die Leiche herantritt. Zumindest war das bisher nie so. Ich habe eine ganze Reihe von Lichtbildern vorbereitet. Die können Sie sich gern ansehen.“ Mit kühlem Blick übergibt sie ihm etwa 20Fotos.
    Na gut. Er werde sich eben vorerst einmal mit den Fotos begnügen, lenkt der Staatsanwalt ein und betrachtet die Aufnahmen. Nichtsdestotrotzmöchte er sich später die Leiche auch noch persönlich ansehen. Ob das Frau Seitz jetzt passe oder nicht.
    „Ihr erster Mordfall?“, fragt Zoff.
    „Wie kommen Sie darauf?“
    Zoff antwortet mit einem Achselzucken.
    „Ja“, gesteht der Staatsanwalt. „Es ist mein erster Mordfall. Tatsächlich.“
    Zoff dreht sich zu Britta. „Was sagt der Arzt?“
    „Brecht wurde gestern, so gegen 21 Uhr erschossen.“
    „Habt ihr irgendwelche Spuren gefunden?“
    „Auf der Brust der Leiche liegt eine Beretta mit aufgeschraubtem Schalldämpfer. Wahrscheinlich die Tatwaffe.“
    „Fingerabdrücke?“
    „Negativ.“
    „Fußspuren?“
    „Nichts, das wir ausformen könnten, aber auf der untersten Stufe der Treppe ist eine leichte Schmutzschicht mit dem Abdruck eines

Weitere Kostenlose Bücher