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Ultimo

Ultimo

Titel: Ultimo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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denn. Ich habe das Haus von meinen Eltern geerbt, die bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Ein türkischer Gastarbeiter. Der Mann war betrunken.“
    „Tut mir leid.“
    „Der Kerl ist mit einem halben Jahr Gefängnis davongekommen“, sagt sie. „Bedingt. Aber eines Tags sitze ich im Parlament. Dann schicken wir diese Leute wieder dorthin, wo sie hergekommen sind.“
    „Sie wollen in die Politik?“
    „Deshalb bin ich hier.“
    „Zurück zu meinem Termin. Wann hat Ihr Chef jetzt endlich Zeit für mich? Ich dachte, er will, dass ich die Morde an seinen besten Freunden kläre.“
    „Der Herr Oberbürgermeister hat größtes Interesse an diesem Gespräch“, versichert ihmdie Sekretärin eifrig und erhebt sich. „Derzeit ist allerdings der ORF bei ihm. Die Herren kamen ohne Terminvereinbarung. Das ist normalerweise nicht üblich.“
    „Ach so. Die Medien. Die haben natürlich Vorrang.“Zoff nickt, schlendert zu den Besuchersesseln auf der gegenüberliegenden Zimmerseite und setzt sich. Obwohl er gestern Abend so früh zu Bett gegangen ist, kann er mit einem Male die Augen fast nicht mehr offenhalten.
    „Darf ich Ihnen etwas zum Lesen bringen? Ein Magazin vielleicht?“
    „Gern.“ Als sie sich zu ihm beugt und ein paar Zeitschriften auf den Besuchertisch legt, ist der Blick auf ihren tiefen Ausschnitt frei, und der Oberstleutnant kann ihre kleinen festen Brüste sehen. Zoff grinst.
    „Kaffee?“, lächelt sie einladend.
    Zoff bittet um eine Tasse Tee, und seine Blicke folgen ihr, während sie mit wiegenden Hüften ins Nebenzimmer geht.Ob Rieder mit der was hat? Schwer vorstellbar, dass es nicht so sein sollte.
    Nachdenklich wendet er sich wieder seiner Zeitschrift zu.
    Sein Besuch in Salzburg wird sich lohnen.
    Daran hegt Zoff nicht mehr den geringsten Zweifel.
    ***
    Während Rieders Sekretärin Zoff eine Tasse Tee besorgt, klingelt in einem Wiener Büro wieder einmal das Telefon.
    „Hallo?“
    „Guten Morgen. Mein junger Freund aus Salzburg, nehme ich an.“
    „Sie haben meinen Anruf erwartet?“
    „Oh ja. Ich freue mich.“
    „Na gut. Leider muss ich Ihnen etwas sehr Unangenehmes berichten.“
    „Details Ihres gestrigen Treffens mit den Sozialisten?“
    „Sie wissen Bescheid?“
    „In groben Zügen. Aber reden Sie. Ich bin ganz Ohr.“
    „Rieder macht Ernst. Er sprengt die Koalition. Die Sache steigt Mitte Jänner.“
    „Und wie hat er sich das vorgestellt?“
    „Er provoziert einen Skandal im Innenministerium. Illegales Abhören von Politikern, Wirtschaftsbossen, Schauspielern und so. Groß genug, um die ungeliebte Zusammenarbeit zu beenden. Ohne Gesichtsverlust, meine ich. Danach folgen Neuwahlen.“
    „Und wie sieht der Kuhhandel mit den Roten aus?“
    „Wir stellen den Innenminister, den Justizminister, den Unterrichtsminister, den Finanzminister und den Verteidigungsminister.Dazu gibt es noch einen Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Rieder geht als Vizekanzler und Innenminister nach Wien.“
    „So etwas haben die akzeptiert? Unglaublich.“
    „Vereinbarungsgemäß soll am ersten Sonntag im Juni gewählt werden.“
    „Und was halten Sie persönlich von den Roten?“
    „Für mich sind das keine Partner.“
    „Ausgezeichnet. Ich darf mir doch erlauben, Ihnen wieder ein kleines Zeichen unserer Wertschätzung zukommen zu lassen, nicht wahr? Wie ich hörte, sind Sie ein Freund schneller Autos.“
    „Eine meiner vielen Schwächen.“
    „In Ihrem Briefkasten liegt ein Kuvert mit einem Zündschlüssel. Er passt zum schwarzen Porsche vor ihrem Haus. Der Wagen ist aufgetankt. Typenschein und Zulassung liegen im Handschuhfach.“
    „Ein Porsche? Mein Gott! Ich bin sprachlos.“
    „Wie schön. Wir sind gern großzügig zu unseren Freunden.“
    „Und das Kuvert liegt jetzt schon in meinem Briefkasten?“
    „Seit exakt sechs Uhr früh.“
    „Dann haben Sie ja wirklich ziemlich festmit meinem Anruf gerechnet.“
    „So ist es.“
    „Und wenn ich mich nicht gemeldet hätte?“
    „Nehmen wir die Dinge, wie sie sind, und freuen wir uns darüber. Schönen Tag noch.“
    „Ihnen auch. Danke.“
    ***
    Mittlerweile hat Zoff die zweite Tasse Tee intus und schluckt vorbeugend die übliche Magentablette, als Susanne Vogt ein kurzes Telefonat entgegennimmt, sich erhebt und ihm mit strahlendem Lächeln verkündet: „Herr Oberstleutnant? Der Chef hat jetzt Zeit für Sie.“
    Das Büro des Oberbürgermeisters umfasst60Quadratmeter und istsehr modern und geschmackvoll eingerichtet. Möbel mit

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