Ulysses Moore - 02 - Die Kammer der Pharaonen

Speckwülsten verschwanden. »Der junge Herr will wissen, ob du lebendig bist, Talos!«
    Demonstrativ öffnete das Reptil das Maul und zeigte mehrere Reihen spitzer Zähne.
    Entsetzt wichen Jason und Rick einen Schritt zurück.
    Mit einem metallischen Klicken ließ das Krokodil seine Kiefer zuschnappen und sein Besitzer planschte mit seinen Füßen in der Wasserwanne herum.
    Â»Also, meine jungen Herren! Sagt mir, was zwei Fremde wie ihr in einem Laden wie meinem suchen.«
    Als Jason und Rick nicht antworteten, fuhr der Alte fort: »Man sieht euch ja an der Nasenspitze an, dass ihr nicht von hier seid und euch wahrscheinlich verlaufen habt. Deshalb seid ihr in gewisser Weise ins richtige Geschäft gekommen.«
    Jason atmete tief durch. »Ihr irrt Euch, mein Herr. Wir sind weder Fremde noch haben wir uns verlaufen. Wir sind zwei Jungen aus Punt und suchen etwas … etwas ganz Besonderes.« Er drehte sich zu Rick um. »Nicht wahr?«
    Â»Ja … ähm … genau. Wir suchen nämlich eine Karte.«
    Â»Eine Karte! Ha, ha, ha!«, lachte der Alte hechelnd und setzte sich auf seinem Thron bequem zurecht. »Das scheint ja heute mein Glückstag zu sein! Darf ich euch denn fragen, um was für eine Art von Karte es sich handelt?«
    Â»Wir suchen nach der Karte von Kilmore Cove«, antwortete Jason ernst.
    Â»Bei allen Göttern Ober- und Unterägyptens«, rief der alte Mann und tätschelte das Krokodil. »Dann ist ja heute tatsächlich mein Glückstag! Innerhalb eines halben Tages wird von mir zweimal die gleiche Karte verlangt! Die muss ja unglaublich wichtig sein, wenn sogar Frauen und Kinder danach suchen.«
    Jason und Rick reagierten nicht weiter auf die Beleidigung und fragten stattdessen: »Wollen Sie damit sagen, dass bereits eine andere Person nach dieser Karte gefragt hat?«
    Â»Ha, ha, ha! Genau!« Der Besitzer des Ladens hob einen Fuß aus der Wanne und betrachtete ihn mit leicht angeekelter Miene, bevor er weitersprach. »Diese Frau kam mit einem meiner Ladengehilfen. Ihr hättet sie sehen sollen! So eine Art hysterische Priesterin, die Talos sofort aus der Fassung gebracht hat. Ihr müsst wissen, dass er allzu aufgeregte Leute nur schlecht erträgt.«
    Rick und Jason wechselten einen Blick: Oblivia Newton und der junge Ägypter.
    Â»Und was haben Sie ihr gesagt?«, wollte Jason wissen.
    Â»Das, was ich euch auch sagen werde: Dass ich diese Karte nicht besitze und dass ich überzeugt davon bin, dass es sie gar nicht gibt. Wenn sie tatsächlich in der Sammlung gewesen und nur im Entferntesten wertvoll wäre, hätte einer meine Jungs mir das sicher gesagt oder mir eine Kopie davon angefertigt.«
    Â»Obwohl Sie eigentlich lieber die Originale stehlen lassen, nicht wahr?«, erwiderte Jason frech.
    Â»Ha ha! Du hast eine spitze Zunge, junger Herr! Aber pass ja auf: Eine allzu spitze Zunge kann auch ihren Besitzer verletzen.« Kaum hatte der alte Mann seinen Satz beendet, schnellte Talos Schwanz hinter dem Stuhl hervor. »Und was für ein hässliches Wort du gebrauchst! Stehlen! Findet ihr denn nicht auch, dass es einer Verschwendung gleichkommt, die Karten im Haus des Lebens vor sich hin modern zu lassen, wenn es so viele Menschen gibt, die sie mit Gold aufwiegen würden?«
    Â»Das Haus des Lebens steht allen offen«, entgegnete Rick.
    Â»Aber nicht jeder hat Zugang zu den Karten. Die Karten sind nur für diejenigen bestimmt, die sie zu lesen verstehen. Jeder Mensch hat seine Karte. Jeder Mensch, mein junger Herr, hat seinen Weg, den er suchen muss.«
    Der alten Manne funkelte sie aus seinem faltigen Gesicht belustigt an, dann brach er erneut in lautes Lachen aus.
    Jason unternahm einen weiteren Anlauf. »Wir glauben aber, dass es diese Karte gibt.«
    Â»Das hat die hysterische Priesterin von vorhin auch gesagt. Ha! Ha! Und ich habe ihr geantwortet, dass sie dann eben danach suchen muss. Sie kann die Kuratoren fragen oder in den Vergrabenen Archiven nachsehen, wo alles herumliegt, was noch nicht in die Kataloge eingetragen wurde oder für das keine Gebühren mehr gezahlt wurden. Ich habe ihr meinen Gehilfen mitgegeben, aber natürlich muss die hysterische Priesterin für seine Hilfe zahlen.«
    Â»Ich glaube nicht, dass sich diese Karte in den Vergrabenen Archiven befindet, und die Kuratoren werden ihr auch nicht mehr darüber sagen können«, warf Jason ein.
    Â»Das