Ulysses Moore - 02 - Die Kammer der Pharaonen
fiel ihr Manfred ein. Warum hatte sie ihn nicht mitgenommen? Manfred war ein ausgezeichneter Mäusejäger. Sie spielte mit dem Kerzenstummel in ihrer Tasche herum und blieb plötzlich stehen: Kurz bevor sie losgefahren waren, hatte Manfred ihr erzählt, er habe in der Höhle von Salton Cliff ein Licht gesehen.
War es möglich, dass �
Der alte Mann begann zu erzählen: »Früher einmal war ich einer der meistgeschätzten Kuratoren und alle angesehenen Gelehrten suchten mich auf, und nur mich, um die ältesten Schriften zu finden, die Karten der entlegensten Orte, und um die Geheimnisse der Sterne zu erforschen. Dann aber, eines Tages, kam ein Mann zu mir ⦠Ha! Ich kann mich noch sehr gut an ihn erinnern. Ich werde ihn wohl nie vergessen! Dieser Mann beschäftigte sich seit einiger Zeit mit dem Papyrus der Gründung von Punt, der Chronik der ersten Menschen, die über das Meer hergekommen waren und mithilfe der Götter das Haus des Lebens bauten. Ja, mein junger Freund, das Haus des Lebens ist älter als alle anderen Gebäude Punts. Es ist sogar älter als der Sand, der erst viele Jahre später hierherkam, weil der neidische Wind ihn vor sich hertrug, als die Gründer schon längst wieder fort waren. Ja, fort! Ha! Aber im Papyrus der Gründung â¦Â«
»Was stand denn darin geschrieben?«
»Da war ein Fehler. In der Papyrusrolle waren die Räume des Hauses aufgeführt und dieser Liste zufolge gab es einen Raum mehr. Einen Ort, den kein Kurator jemals erkundet hatte. Ein Zimmer, das offenbar nicht einmal die Obersten Schreiber kannten. Nachdem ich die alten Aufzeichnungen studiert hatte, gelangte ich zu dem Schluss, dass die Liste in dem Papyrus nicht stimmte und sagte es dem Forscher. Doch der Mann lieà sich nicht überzeugen. Er meinte, dass es dieses Zimmer geben müsse und dass es durch irgendeinen Zauber verborgen sei. Aber es gab keinen Zauber, kein Rätsel, kein Geheimnis. Nichts! Versteht ihr, meine jungen Herren? Es gab keinen Zauber, weil es das Zimmer nicht gab. Es war einfach nur ein Fehler im Papyrus der Gründung. So viel also zum Zimmer, das es nicht gibt.« Der alte Mann kratzte sich nachdenklich an der Nase. »Ha! Ich dachte, der Forscher machte SpaÃ, und vergaà ihn ein paar Tage lang. Doch dann kehrte der Mann zurück und erzählte mir, er habe das Zimmer gefunden. Er sagte, er habe das Rätsel gelöst. âºWas für ein Rätsel?â¹, fragte ich. Ha! Er behauptete, alle könnten es sehen und es sei in aller Munde. Ha! Das sagte er zu mir. Und wisst ihr, warum er das tat? Um mich herauszufordern! SchlieÃlich war ich der beste aller Kuratoren«, der Besitzer des Kartenladens breitete die Arme aus, »und während ich nach diesem Zimmer suchte, verwandelte ich mich allmählich in diesen kranken, alten Mann, dem nur noch sein Krokodil Gesellschaft leistet.«
»Aber wie konnte dieser Mann Sie glauben machen, dass er das Zimmer wirklich gefunden hatte?«, wollte Jason wissen.
»Ha, ha! Er sagte mir: âºWenn du das Zimmer gefunden hast und es betrittst, wirst du darin das Symbol der drei Schildkröten finden. Dann wirst du begreifen, dass ich dir die Wahrheit gesagt habe.â¹Â«
»Drei Schildkröten?«, fragte Jason nach, der sich gerade daran erinnert hatte, dass dieses Symbol über der Tür angebracht war, durch die sie die Höhle von Villa Argo verlassen hatten.
»Kennst du das Symbol, Spitze Zunge? Hast du es schon einmal gesehen?«
»Ja, ein einziges Mal«, gab Jason zu.
»Dann hattest du mehr Glück als ich, denn ich fand es nie. Dabei habe ich es monatelang und sogar jahrelang gesucht, darüber meine Arbeit als Kurator vernachlässigt und mir die Verachtung meiner Kollegen zugezogen. Ich suchte das Zimmer eigentlich nur, um diesem Mann etwas zu beweisen. Aber was? Dass ich so schlau war wie er? Dass ich der beste Forscher der Welt war? Heute weià ich gar nicht mehr, warum es mir so wichtig war, aber damals rannte mir die Zeit davon, während ich Tag und Nacht durch die endlosen Korridore des Hauses des Lebens wanderte, bis ich jeden Gang und jede geheime Treppe auswendig kannte, und jede Nische und jede Tür.« Der alte Mann sprach ohne Unterbrechung weiter. »Und dank dieser Jahre des Forschens kenne ich das Haus des Lebens wie meine Hemdtasche. Doch heute, wo meine FüÃe geschwollen sind und mir meine Gelenke bei
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