Ulysses Moore - 02 - Die Kammer der Pharaonen
Fäusten geballt. Sein Gesicht war vom Zorn verhärtet und lieà ihn alt aussehen.
»Was könnte er gerade machen?«, fragte Julia.
Ohne zu antworten stieg Nestor die Treppe hinauf und öffnete die Spiegeltür des Turmzimmers. Er ging hinein und schaute von jedem Fenster aus in den Garten.
Julia folgte ihm bis zur Tür und sah, dass ein Keil zwischen Rahmen und kaputtem Fenster steckte, sodass es nicht aufgehen konnte. Plötzlich hörte sie über sich ein dumpfes Geräusch.
»Nestor, wer ist dieser Mann?«, fragte sie nochmals mit unsicherer Stimme.
»Das ist eine alte Geschichte.«
»Erzähl sie mir.«
»Nicht jetzt, Mädchen, nicht â¦Â«
»Bitte!« Julia sah den Gärtner flehend an.
Der Wind pfiff so heftig um das Türmchen, als wolle er es abreiÃen.
»Es war ein Fehler«, sagte Nestor. »Ein Fehler, den Penelope Moore vor langer Zeit beging. Es passierte, als sie etwas von der modernen Welt nach Kilmore Cove holen wollte.«
»Moderne Welt? Als Jason und ich die Villa Argo zum ersten Mal gesehen haben, kam es uns vor, als sei hier die Zeit stehen geblieben.«
Der Gärtner lachte kurz auf und hinkte aus dem Zimmer. »Ich hasse es, dich enttäuschen zu müssen, aber das stimmt leider nicht.«
Im Schlafzimmer ihrer Eltern holte Julia ihn wieder ein. Nestor hatte die Fensterläden geöffnet und schaute in den Regen hinaus. Sobald der Lichtkegel des Leuchtturms über den Garten strich, würde er Einzelheiten erkennen können.
Julia starrte in die Dunkelheit und versuchte sich zu erinnern, wie der Raum eingerichtet war. Es stand ein groÃes smaragdgrünes Himmelbett darin und an den gelb tapezierten Wänden hingen alte Gemälde. »Was war das für ein Fehler?«, fragte sie.
Nestor schaute noch eine Weile aus dem Fenster, bevor er die Läden wieder schloss und ihr antwortete: »Penelope Moore lud Leute zum Tee ein. Mister Moore war nicht einverstanden gewesen, aber sie ⦠seine Frau war manchmal furchtbar naiv! Und nach dieser Einladung gelang es uns nie mehr, diese Leute wieder loszuwerden.«
Julia nickte. »Gehört der Mann da drauÃen zu diesen Leuten?«
»Der Chauffeur, ja. Aber er ist nur eine lächerliche Marionette oder wenigstens dachte ich das bisher.«
Nestor durchquerte den Raum und spähte durch die Fenster auf der anderen Seite.
»War er schon mal hier?«
DrauÃen heulte der Wind laut auf.
»Mehrmals, aber er durfte nie ins Haus. Er begleitete seine Chefin Oblivia Newton. Und sie war im Haus, wenn auch nur ein einziges Mal. Dann wurde es ihr nie mehr gestattet, und immer aus dem gleichen Grund.«
Julia stellte sich ans Fenster und sah ebenfalls hinaus. Plötzlich glaubte sie verstanden zu haben, worum es Nestor ging. »Wir werden dieses Haus niemals verkaufen«, sagte sie ganz leise.
»Das ist gut, Mädchen, das ist sehr gut.«
Im Garten gab es einen donnernden Knall.
»Der Geräteschuppen«, rief der Gärtner. »Er versucht dort einzubrechen!«
Als sie den Laden der vergessenen Landkarten verlassen hatten, schaute sich Jason als Erstes den Plan von Punt an, den Ulysses Moore in sein Notizbuch gezeichnet hatte. »Ich verstehe nur Bahnhof, Rick. Ist da noch irgendwas in deinem komischen Bündel, was mir weiterhelfen könnte?«
»In dem âºkomischen Bündelâ¹ sind die einzigen Sachen, die uns von Kilmore Cove geblieben sind. Und wenn wir so weitermachen, werden sie die einzigen Sachen sein, die von uns übrig bleiben. Wahrscheinlich wird irgendein Archäologe sie in ein paar tausend Jahren aus dem Wüstensand ausgraben und sich fragen was sie hier zu suchen haben!«, rief Rick aufgebracht. Er konnte es nicht fassen, dass Jason auf den Vorschlag des Ladenbesitzers eingegangen war: Sie sollten für ihn zwei Botengänge erledigen und im Gegenzug würde er ihnen den einzigen Hinweis verraten, den er für die Existenz des Zimmers, das es nicht gab, hatte.
»Jetzt reg dich mal wieder ab! Du bist ja schon wie meine Schwester«, sagte Jason gereizt.
»Weil deine Schwester wenigstens ein bisschen Grips hat.« Rick war vor Wut rot angelaufen.
»Wir sind Zwillinge.«
»Ja, und?«
»Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass wir uns den Grips ehrlich geteilt haben.«
»Dann war wohl nicht viel da!«, murmelte Rick und warf sich das Bündel über die Schulter.
»Das
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