Ulysses Moore - 02 - Die Kammer der Pharaonen
nachzudenken. Sie drückte die Tür auf, trat über die Schwelle und befand sich wieder im Haus von Miss Cleopatra Biggles.
Ohne die Katzen, die fauchend um sie herumsprangen, eines Blickes zu würdigen, ging sie den Flur entlang.
»Manfred?«
Mit einem leisen Klicken nahm ihre batteriebetriebene Armbanduhr wieder die Arbeit auf.
Cleopatra Biggles schlief immer noch auf dem Sofa. Ihr Mund stand weit offen und ihr Kater Cäsar hatte sich in ihre Armbeuge gekuschelt.
Oblivia sah aus dem Fenster. Es regnete in Strömen und dicke Gewitterwolken bedeckten den Himmel. Sie hörte das Wasser in den Regenrinnen rauschen.
»Manfred!«, rief sie nochmals und ging zur Haustür.
Das Auto war weg.
»Oh nein! Wo zum Donnerwetter steckt er nur?«
Beinahe hätte sie sich in einen ihrer üblichen Wutanfälle hineingesteigert, doch dann fiel ihr die Karte ein, die nun ihr gehörte.
Sie entrollte sie und lachte.
Sie lachte lauter und immer lauter, obwohl ihr Chauffeur und ihr Auto nicht dort waren, wo sie hätten sein sollen.
SchlieÃlich kehrte sie ins Wohnzimmer zurück. Sie hob ihren Pelzmantel auf, zog ihre ägyptischen Sandalen aus und steckte sie in die Manteltaschen. Dann zog sie Miss Biggles die Hausschuhe aus und schlüpfte hinein. Auf ihrem Weg zur Haustür schaltete sie das Licht aus. »Gute Nacht, Cleopatra!«
DrauÃen rutschte sie auf den nassen Pflastersteinen aus, aber auch das war ihr egal.
Trotz des Regens war Oblivia Newton bester Laune.
Rick, Jason und Maruk warteten, bis der alte Mann weggegangen war. Dann schlugen sie den Weg zum Haus der Gäste ein. Der Hofstaat des Pharaos marschierte immer noch durch den Garten und niemand achtete auf sie.
Rick und Jason warfen einen letzten Blick auf die Mauern rings um das Haus des Lebens, die sich dunkel vom Nachthimmel abhoben. Dann stiegen sie hinab in die unterirdischen Lagerräume.
Dort folgten sie den von Rick hinterlassenen Zeichen bis in das Zimmer, in dem sie Maruk getroffen hatten.
Die beiden Jungen machten den Weg zur Mauer frei und schoben das alte Bett beiseite. Alle drei schwiegen verlegen. Für das, was nun bevorstand, fehlten ihnen die richtigen Worte.
»Ich glaube«, sagte Maruk, nachdem sie das Loch freigelegt hatten, »dass wir uns hier verabschieden müssen.«
Jason befühlte seinen Kopf, der ihm immer noch wehtat.
Rick blickte vor sich auf den Boden. »Ich fürchte, du hast recht.«
»Na ja ⦠Also dann!« Das Mädchen nahm seine Kette ab und hielt sie lächelnd Rick und Jason entgegen. »Ich weià eigentlich gar nicht, wem von euch beiden ich sie geben soll, aber ich möchte gerne, dass ihr sie nehmt.« SchlieÃlich legte sie sie in Jasons Hand.
»Nein. Sie ist dir doch sehr wichtig«, protestierte er, weil er sich daran erinnerte, dass Maruk sie beim Beten festgehalten hatte.
Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Es ist ein Geschenk. Das Auge des Horus wird euch vor Unglück bewahren und euer Leben erhalten, so wie es uns in dem Zimmer, das es nicht gibt, beschützt hat.«
Jason versuchte nochmals ihr die Kette zurückzugeben.
»Tragt sie stets bei euch, wo auch immer ihr hingeht«, sagte Maruk unbeirrt.
Rick überlegte und stellte dann sein Bündel ab. »Eigentlich solltest du auch etwas von uns bekommen.« Er holte die übrig gebliebenen Streichhölzer hervor. »Die hier sind dafür, dass du dich an uns erinnerst. AuÃerdem werden deine Freunde ganz schön staunen.«
Maruk freute sich über das Geschenk, als wäre es etwas unglaublich Kostbares.
Dann schwiegen die drei Freunde wieder eine Weile und dachten an alles, was sich an diesem unglaublichen Nachmittag ereignet hatte.
»Werden wir uns wiedersehen?«, fragte Maruk.
»Darauf kannst du dich verlassen«, antwortete Jason und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
Rick lächelte. »Ganz bestimmt.«
Sie umarmten einander.
»Es tut mir leid wegen eurer Karte«, sagte Maruk leise.
»Denk nicht mehr daran.«
»Wir werden sie uns zurückholen.«
Sie lösten sich aus der Umarmung.
»Los, geht schon! Jason, deine Schwester wartet auf dich. Und du, Rick, versuch nicht allzu oft auf deinen Freund zu hören, in Ordnung?«
»Ganz bestimmt nicht, Maruk. Pass gut auf dich auf. Und auch auf diese Stelle hier, wenn du kannst.«
»Nun geht endlich!«, ermunterte Maruk sie. »Bevor
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