Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel

Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel

Titel: Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
Vom Netzwerk:
Stunde!« Schwungvoll hängte sie auf.
    Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und warf das Handtuch auf den Boden. Dann öffnete sie mit einem Fußtritt die weiße Tür des Fitnessraums und begab sich auf die Suche nach Manfred.
    Sie fand ihn im Wohnzimmer vor dem großen Fenster, durch das er hinaus in den Garten starrte.
    Â»Wir fahren los!«, befahl sie. »Sobald ich geduscht bin und mich angezogen habe.«
    Manfred drehte sich zu ihr um. Ein Pflaster bedeckte seine Nase. Seine Augen waren geschwollen wie bei jemandem, der eine sehr schlechte Nacht hinter sich hat. Eine alte Narbe, die am Hals entlang zur Brust verlief und unter dem Hemdkragen verschwand, ließ ihn noch finsterer aussehen. »Wo fahren wir hin?«
    Von der Frage vollkommen überrascht, blieb Oblivia wie angewurzelt stehen. »Seit wann willst du denn so was wissen?«
    Manfred setzte ein verächtliches Lächeln auf. »Seit ich für Sie mein Leben riskiert habe.«
    Oblivia drehte sich blitzschnell um und ließ ihre rasiermesserscharfen, lila lackierten Nägel vor seinem Gesicht aufblitzen. »Erinnere mich bloß nicht daran! Du weißt genau, wie sehr ich mich darüber geärgert habe, dass du nicht da warst, als ich nach Hause gekommen bin. Weil du dich bei der Villa Argo herumgetrieben hast … ihnen dort einen Besuch abgestattet hast … Und zugelassen hast, dass sie ein Auto im Wert von einer halben Million Pfund zerstören!«
    Manfred gab sich Mühe, das verächtliche Lächeln beizubehalten, während Oblivias Fingernägel an seiner Narbe entlangfuhren und sich auf seine Halsschlagader zubewegten.
    Â»Aber dank deines wunderbaren Geschenks, Manfred«, fuhr Oblivia mit veränderter Stimme fort, nachdem sie ihre Finger von seinem Hals genommen hatte, »habe ich beschlossen, dir zu vergeben.« In ihrer Hand blitzten zwei alte Schlüssel auf. Sie hingen an einer Kette, die sie normalerweise um den Hals trug. »Kleiner, mutiger Manfred! Bis gestern hatte ich nur die Katze«, sagte sie lächelnd und berührte dabei erst den Griff des einen Schlüssels und dann den des anderen. »Und jetzt ist zu der Katze ein Löwe dazugekommen. Grrrrr!«
    Manfred schluckte. Er wusste wirklich nicht, was ihm mehr Angst machte: eine wütende Oblivia Newton oder eine, die vor Glück strahlte.
    Â»Grrrrr!«, erwiderte er leise.
    Â»Brav«, lobte Oblivia ihn. »Bereite das Motorrad vor. Es geht gleich los.«
    Manfred blieb stehen und sah zu, wie seine Chefin hinter einer der zahlreichen weiß lackierten Türen ihres Hauses verschwand. Dann rammte er die Fäuste in die Taschen. Er war wütend, wusste aber nicht, an wem er diesen Zorn auslassen sollte. Er hasste seine Arbeit, er hasste die Villa Argo, er hasste den alten Gärtner und das hysterische Mädchen, das ihn beinahe umgebracht hatte. Und auf einmal wurde ihm klar, dass er nun auch Miss Newton hasste, die ihn wie einen Sklaven behandelte und ihre Verachtung für ihn nicht einmal verbarg.
    Dann sackte er plötzlich in sich zusammen. Er spürte wieder Oblivias Fingernägel an seinem Hals und wurde unwillkürlich daran erinnert, wie unangenehm seine Chefin werden konnte. Schnell lief er in die Garage, um ihren Befehl auszuführen.



Nach einigen Kilometern machten die drei Freunde an einer Stelle, an der ein Schotterweg die Straße kreuzte, halt, um zu verschnaufen. Dieser Weg führte nicht an der Küste entlang, sondern bog ins Innere ab. Seit sie das Dorf verlassen hatten, war ihnen kein einziges Auto entgegengekommen. Hier war das Land flach und mit niedrigen Sträuchern bewachsen, zwischen denen große Steine lagen und zarte weiße und violette Blumen blühten, die beim geringsten Lufthauch erzitterten. Gelegentlich sah man einen einzelnen Baum, der seine Äste in die vom Wind abgewandte Richtung streckte, weg vom Meer und dem Hinterland zu.
    Julia, Jason und Rick standen neben ihren Fahrrädern. Sie wollten sich die Beine vertreten und ließen ihren Blick durch die Gegend schweifen. Dabei tranken sie aus einer Feldflasche, die Rick in weiser Voraussicht in Kilmore Cove mit Wasser gefüllt hatte.
    Auf dem schmalen Weg musste erst vor Kurzem ein sehr schweres Fahrzeug gefahren sein, das tiefe Spuren hinterlassen und einen hölzernen Wegweiser zerbrochen hatte. Jason hob das Schild auf und las die Beschriftung. »›Owl Clock.‹

Weitere Kostenlose Bücher