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Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden

Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden

Titel: Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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mal versuchen.
    Anita sagte ihrem Vater, sie wolle ein bisschen mit dem Fahrrad in der Gegend herumfahren. Er schien damit zufrieden zu sein, sich in aller Ruhe eine Weile ausruhen zu können. »Ich warte hier auf dich«, erwiderte er.
    »Wenn es länger dauert, Papa, dann komme ich direkt zur Pension.«
    Mr Bloom senkte sein Buch und schaute sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Aber bitte nicht so spät. Und pass auf, dass du dich nicht verfährst!«

Kapitel 10
Der Weiße
    Der Weg war in sehr schlechtem Zustand und wurde bald zu schmal, um darauf mit dem Rad zu fahren. Anita stieg ab und schob. Wie sie gedacht hatte, führte der Pfad zum Wald hinüber. Ohne lange zu überlegen, trat Anita in den Schatten der dicht stehenden Bäume. Bald wurde es rings um sie her immer dunkler, und als sie aufschaute, sah sie vor lauter Ästen und Wipfeln den Himmel nicht mehr.
    Dann gabelte sich der Weg an einem mit Moos bewachsenen Felsbrocken.
    Anita kratzte ein bisschen daran herum und entdeckte zwei Punkte, die auf den Fels ge malt waren: ein weißer und ein gelber.
    »›Ich verliere den Weißen und folge dem Gelben.‹« Das könnte es sein, dachte sie, und schlug den gelb markierten Pfad ein.
    Schnell ging es immer tiefer in den Wald hinein und immer höher den Hügel hinauf, bis sie wieder in ein felsiges Tal abstieg, von dem aus man das Meer sehen konnte. Dann teilte sich der Pfad abermals. Anita suchte in der Umgebung der Abzweigung nach weiteren Zeichen. Und entschied sich zum zweiten Mal dafür, nicht den weißen Markierungen zu folgen.
    Sie überquerte eine Lichtung, auf der eine Herde Schafe weidete. Inzwischen war sie schon eine Stunde unterwegs. Sie hatte weder Wasser noch ein Brötchen mitgenommen und ihr Magen begann, sich knurrend bemerkbar zu machen.
    Ihr Handy klingelte. Tommaso hatte ihr eine SMS geschickt: »Hier in V alles ok. Melone nirgends zu sehen. Mir ist langweilig. Und bei dir?«
    Sie versuchte ihm zu antworten, doch sie hatte keine Verbindung und konnte ihre Nachricht nicht abschicken. Sie würde sich später bei ihm melden. Sie schob ihr Rad weiter durch den Wald, bis dieser plötzlich in eine Wiese überging.
    Sie kam zu zwei Tannen, die v-förmig aus ein und derselben Wurzel herauswuchsen.
    Dahinter gabelte sich der Weg erneut und die Punkte der Wegmarkierungen waren direkt auf die Rinde der beiden Tannen gemalt.
    Anita blieb stehen. Sie war nun beinahe zwei Stunden unterwegs und hatte völlig die Orientierung verloren. Auf welcher Seite mochte wohl das Meer sein? Erschöpft ließ sie sich ins Gras fallen.
    Die Luft roch angenehm nach Kräutern und Anitas Blick fiel wieder auf die beiden Tannen.
    Zwei Tannen, die aus einer Wurzel wuchsen wie Zwillinge.
    Waren das etwa die Zwillingstannen? »Kann ich bei den Zwillingstannen Hilfe wieder finden …«
    War dies die Stelle? Aber welche Hilfe sollte sie hier finden?
    Anita sah sich sorgfältig um, konnte aber keinen Hinweis entdecken.
    Langsam umkreiste sie die Zwillingstannen und fand schließlich eine blaue Markierung, die rechts den Berg hinauf, und eine weiße Markierung, die links den Berg hinabführte.
    In dem Gedicht war von »Hilfe wiederfinden« und nicht »Hilfe finden«. Es musste also eine Art von Hilfe sein, die ihr vorher abhandengekommen war. Aber das Einzige, was Anita im Wald verloren hatte, war der weiß markierte Pfad.
    Könnte es sein, dass sie jetzt von einem Weg zum anderen wechseln sollte? Von einem nicht weißen zu einem weißen?
    Sie schaute zwischen den Stämmen der beiden Zwillingstannen hindurch in den Wald. Für welche Richtung soll ich mich bloß entscheiden?, fragte sie sich. Dann schlug sie kurzerhand den weiß markierten Pfad ein.
    Und verirrte sich im Wald.
    Eine halbe Stunde später blieb sie abrupt stehen, weil sie an eine Stelle kam, die sie bereits kannte.
    »Mist!«, schimpfte sie.
    Der weiß markierte Pfad war ein Rundweg, der bei den Zwillingstannen begann. Anita rief sich die Gedichtzeilen erneut ins Gedächtnis. »Schwarz ist das Haus der tausend Rufe, die sagen, dass Indigo das Versteck verrät.«
    Doch hier war nur Wald, nichts als Wald.
    Obendrein lief ihr die Zeit davon. Seit sie ihren Vater am Strand zurückgelassen hatte, waren schon Stunden vergangen. Und ausgerechnet heute funktionierte ihr Handy nicht!
    Sie kratzte sich am Kopf. Was sollte das überhaupt sein, ein Haus der tausend Rufe … Anita ging auf dem Rundweg zurück, um alles aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
    Vielleicht war da

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