Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden
drei anderen, dem
Handbuch der erträumten Orte, dem Kommentierten Katalog der nicht existierenden Bücher
und dem
Alphabetischen Verzeichnis der unmöglichen Gegenstände.
»Nestor«, fragte Julia. »Was ist denn passiert?«
»Passiert? Ach, nichts. Ich wollte nur ein paar alte Nachschlagewerke holen.«
»Ich kenne dich. Wenn du diesen Blick hast, bedeutet das, dass gerade etwas passiert ist.«
»Julia, ich versichere dir, dass nichts passiert ist.« Zumindest bis jetzt noch nicht, dachte er.
»Worum geht es in dem Buch, das du nicht finden kannst?«
»Es ist nicht so, dass ich es nicht finden kann. Wenn es nicht in diesem Regal steht, dann bedeutet das, dass es weg ist. Jemand muss es mitgenommen haben.«
»Das ist keine Antwort.«
»Kurier du dich erst einmal aus«, sagte Nestor und verließ ohne weitere Erklärungen den Raum.
Kapitel 15
Die geheimen Bücher
»Schlag es auf!«, befahl Nestor Anita, als er sich zu ihr, Jason und Rick an den großen Esstisch im Gärtnerhaus setzte.
Anita öffnete das Notizbuch, zeigte den anderen die Widmung und reichte Nestor das Büchlein.
Doch der weigerte sich, es zu nehmen. »Es ist wirklich von ihm«, sagte er erstaunt.
Auf der Seite, die mit den Worten »Et in Arcadia ego« begann, waren drei Personen neben einem Grab abgebildet.
Daneben waren die geheimnisvollen Bildzeichen der Scheibe von Phaistos zu sehen.
»Das sind die Symbole«, sagte Anita.
Jason und Rick genügte ein kurzer Blick, um sie wiederzuerkennen. Nestor beschränkte sich darauf, bestätigend zu nicken.
»Und das hier ist der erste Rahmen«, fuhr Anita fort. »Seht ihr? Er war bisher immer leer, während …« Sie blätterte rasch vor, um den Rahmen neben dem brennenden Schloss zu suchen. »Oh, schaut mal, wir haben Glück! Er ist wieder da!«
In dem Rahmen sah man den Mann, der auf einem Stapel von Stühlen balancierte. Als Nestor die Zeichnung erblickte, beugte er sich vor.
»Könnt ihr ihn auch sehen?«, fragte Anita unsicher.
»Also ich sehe ihn«, sagte Jason.
»Ich auch«, bestätigte Rick.
»Verdammt noch mal«, polterte der Gärtner.
»Dies ist eines der Bilder, die erscheinen und verschwinden können«, erklärte Anita. Vor lauter Aufregung atmete sie schwer. Es war, als nehme ihr der Mann auf den Stühlen die Luft zum Atmen.
»Und wenn du die Hand drauflegst?«, fragte Jason. »Hörst du ihn dann sprechen?«
Anita nickte. »Aber mir macht das Bild Angst.«
»Ja«, flüsterte Rick. »Mir geht es genauso.«
»Ich probier es mal aus«, beschloss der junge Covenant und bewegte eine Hand auf das Notizbuch zu.
»Warte!« Nestor hielt ihn zurück. »Vielleicht ist das keine gute Idee.« Der Gärtner sah Anita an. »Hast du schon mit ihm gesprochen?«
»Nur einmal. Er hat mich gefragt, wer ich sei«, antwortete sie.
»Was hast du ihm gesagt?«
»Nichts. Ich habe das Buch zugeschlagen und bin aus dem Zimmer gerannt.«
»Okay«, meinte Jason. »Ich probiere es aus.« Er legte die Hand auf die Seite und wartete.
»Was spürst du?«, wollte Rick wissen.
»Absolut nichts«, entgegnete sein Freund.
Auf einmal war da aber etwas. In den Fingerspitzen fühlte Jason eine Wärmewelle, die von seinem ganzen Körper Besitz ergriff. Erschrocken sperrte er den Mund auf.
Hitze. Heiße, verbrauchte Luft. Der Lärm eines Heizkessels. Feuer. Das Hupen von Autos. Das alles nahm Jason im Bruchteil einer Sekunde wahr. Bereits im nächsten Augenblick hörte er eine raue, unfreundliche Stimme: »Wer bist du, Lausebengel?«
»Wer bist
du
denn?«, erwiderte Jason laut.
»Sprichst du mit ihm?«, fragte Rick.
Nestor legte den Finger an die Lippen. »Pssst!«
»He, ich spreche mit dir«, fuhr Jason fort. »Was machst du überhaupt auf diesem Stapel von Stühlen?«
»Es kann dich gar nicht geben«, erklärte die arrogante Stimme aus dem Buch. »Das ist nicht möglich.«
»Du bist nicht derjenige, der entscheidet, was möglich ist und was nicht«, blaffte Jason zurück.
»Jason …«, versuchte Nestor ihn zu bremsen.
»Wie heißt du?«, fragte die Stimme. »Wo glaubst du zu existieren, Lausebengel?«
»Ich heiße Jason Covenant. Und ich wohne in Kilmore Cove …«
»Jason! Nein!«, schrie Nestor, schnellte nach vorne, riss seine Hand von dem Buch und schlug es zu. »Du hättest ihm nicht sagen sollen, wo du dich befindest!«
»Aber …«
»Nichts aber. Du hättest es ihm nicht sagen sollen!«
»Aber es war doch nur ein Bild!«
»Es war nicht nur ein Bild!«
»Ach nein? Was war es denn
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