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Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden

Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden

Titel: Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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war.
    Sie kniete sich auf die Plane vor der Wand und machte sich daran, das Gesicht des Affen freizulegen. Der zweite Ptolemäus unterschied sich stark von dem im Stockwerk darunter. Während der Affe auf dem Bild im Salon die Arme, wie um etwas zu halten, angehoben hatte, stampfte dieser hier mit den Füßen auf.
    Anita sah den kleinen Affen lange an und fragte sich, worüber er wohl derart außer sich geraten sein mochte. Und warum hatte Moreau ihn in zwei so eigenartigen Posen gemalt?
    »Was willst du mir sagen?« Anita hob gedankenverloren die Plane an, die den Fußboden bedeckte.
    Die Dielenbretter darunter waren dunkel und verkohlt. Vorsichtig strich sie mit der Hand darüber. Das Holz knarrte leise. Sie drückte auf ein Brett, dann auf das nächste. Sie suchte den genauen Punkt, auf dem Ptolemäus Fuß aufzustampfen schien.
    Aber da war nichts, nur altes, sprödes Holz, das …
    Tack, machte da plötzlich eines der Dielenbretter. Erschrocken zog Anita die Hand zurück und stand auf. Sie erinnerte sich an die Worte ihrer Mutter: Auf dem Dachboden war es nicht sicher, die Decke konnte bei zu großer Belastung einstürzen.
    Hektisch schaute sie sich nach Mioli um. Er war inzwischen zurück in den Raum gekommen und hatte sich in der Nähe der Tür auf dem Boden niedergelassen. Anita trat einen Schritt auf ihn zu, nahm ihn hoch und klemmte ihn sich unter den Arm.
    »Du darfst nie wieder hier hochklettern! Nie wieder, hast du mich verstanden?«
    Eigentlich wollte Anita die Hausaufgaben so schnell wie möglich erledigen, doch es fiel ihr schwer, sich darauf zu konzentrieren. Sie musste jede Zeile zehnmal lesen, bevor sie ihren Inhalt erfasst hatte. Immer wieder wanderte ihr Blick am Haus hinauf zu den Fenstern des Ateliers und ihre Gedanken schweiften ab zu Ptolemäus.
    Als ihre Mutter am Abend zu ihr in den Garten kam und verkündete, dass es Zeit war, nach Hause zu gehen, packte sie nur zu gern ihre Sachen zusammen.
    »Habt ihr heute viel aufgehabt?«, wollte Mrs Bloom wissen.
    Anita antwortete nicht. Es war, als seien ihre Gedanken in eine dicke Schicht Watte gewickelt.
    »Gibt es irgendein Problem?«, fragte ihre Mutter.
    Anita schüttelte den Kopf, steckte Mioli in die Jackentasche und folgte ihr zur Haustür.
    Doch als sie die Ca’ degli Sgorbi verließen, hatte sie mit einem Mal das Gefühl, unbedingt noch einen Blick auf das Fresko von Ptolemäus im zweiten Stock werfen zu müssen.
    »Ich bin gleich wieder da!«, sagte sie, drückte ihrer Mutter den Rucksack in die Hand und lief eilig die Treppe hinauf.
    Kaum hatte sie den riesigen Raum betreten, suchte sie die Wand mit den Augen ab. Als sie den Affen hoch oben an der Decke entdeckte, kam es ihr abermals so vor, als würde er einen der Balken stützen.
    Anita blinzelte. War der von Ptolemäus gehaltene Balken etwas schief? Konnte es sein, dass ihre Mutter das übersehen hatte?
    »Anita!«, drang die Stimme ihrer Mutter zu ihr hinauf.
    »Ich komme!«, rief sie zurück.
    Doch stattdessen kletterte sie mit Mioli in ihrer Anoraktasche auf das Gerüst hinauf. Anita tastete sich Schritt für Schritt zu Ptolemäus’ Porträt vor.
    Es hatte sich tatsächlich etwas verändert: Das Ende des Balkens hatte sich gesenkt und schien genau auf den Händen des Affen aufzuliegen.
    Anita hob die Arme und befühlte die Oberfläche des Dielenbretts, das sich leicht bewegen ließ. Sie zog daran und etwas löste sich daraus und glitt in ihre Hand. Anita hielt vor Anspannung den Atem an. Es war eine kleine Schachtel, sie war ungefähr zwanzig Zentimeter lang und fünfzehn breit. Sie musste in einer Art Geheimfach im Balken versteckt gewesen sein, das sich durch ihren Besuch auf dem Dachboden geöffnet hatte.
    »Anita, komm jetzt oder ich schließe dich ein!«, rief ihre Mutter hinauf.
    Anita sah in die Schachtel. In ihr lagen ein vergilbter Umschlag, ein Bund schwarzer mit einer dünnen Schnur zusammengebundener Pinsel, ein mit Farbflecken übersäter Aquarellkasten aus schwarz lackiertem Metall und ein schlichter Kupferring.
    Sie stopfte alles schnell in die Tasche, steckte die Schachtel wieder in die Aushöhlung im Balken und drückte leicht von unten dagegen.
    Das Geheimfach schloss sich und die Schachtel war nicht mehr zu sehen.
    »Echt Wahnsinn!«, flüsterte sie und kletterte vom Gerüst hinunter.

Kapitel 4
Der Umschlag
    Anita kniete, in ihren Frotteemantel gehüllt, im Badezimmer. Hinter ihr lief das heiße Wasser in die Wanne, vor ihr lagen die Dinge, die sie in der

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