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Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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…«, knurrte Nestor. »Wir haben es eilig und …«
    »Aber sicher! Es dauert nur einen Augenblick! Kommen Sie bitte mal hierher. Ja, genau zwischen diese Linsen. Genau in die Mitte. Fangen wir mit Ihnen an?«
    Nestor nickte und sah sich mit gerunzelter Stirn um.
    »Sehr gut«, befand Januar. Er zog eine Schublade auf, nahm eine glänzende Goldmünze heraus und steckte sie in den Apparat.
    »Was soll ich denn machen?«, wollte Nestor wissen. Er hatte gemerkt, dass sich die Linsen um ihn herum ganz leicht bewegten.
    »Überhaupt nichts. Welches Profil ziehen Sie vor?«
    Nestor studierte immer noch misstrauisch das seltsame Gerät. »Wie bitte?«
    »Mögen Sie Ihr linkes oder Ihr rechtes Profil lieber?«
    »Ich glaube, das ist völlig egal.«
    »Rechtes«, entschied Januar und betätigte einen Hebel. Er kontrollierte einige Anzeigen des Apparats, drehte ein paar Ventile zu, drückte die Griffe eines Blasebalgs zusammen und verkündete: »Es ist so weit! Halten Sie möglichst still!«
    Dann entfernte er sich einige Schritte. Der Apparat geriet in Bewegung und stieß Dampfwolken aus, als die Blasebälge Luft in die Schläuche pumpten. Die Linsen begannen, Nestor langsam zu umkreisen.
    In weniger als einer Minute war die Prozedur beendet.
    »Fertig!«, trillerte Januar. »Jetzt können Sie wieder herkommen. Das Archiv wählt nun einen Helden aus, der auf die andere Seite der Medaille geprägt wird.«
    Nestor zog eine Augenbraue hoch. »Es wählt was aus?«
    »Einen Helden«, erwiderte der Fotograf und drückte einen großen Hebel herunter.
    Der Apparat spuckte einen wahren Funkenregen aus, und jetzt sah man, dass die Gipsbüsten auf einem Fließband standen. Sie liefen unter einer Anordnung von Linsen hindurch, die derjenigen ähnelte, mit der Nestor aufgenommen worden war. Wenn eine Büste zwischen den Linsen ankam, hielt das Band eine Weile an und lief dann weiter.
    »Und … wozu dient dieser Held?«, fragte Nestor nach.
    »Ach so, der. Der wird Ihr schlimmster Feind sein. Der, der Sie gefangen nimmt, wenn Sie die Dunklen Häfen verlassen. Vorausgesetzt natürlich, dass Ihnen das überhaupt gelingt.«
    »Er wird uns … gefangen nehmen?«
    »Genau. Er wird Sie gefangen nehmen, sie besiegen oder töten. Na ja, aber das versteht sich ja von selbst.« Der Fotograf lächelte affektiert. »Sie können ja nicht erwarten, dass Sie jetzt, wo Sie den Visa-Antrag für die Dunklen Häfen unterschrieben haben und offiziell zu den Bösen gehören, in den anderen erträumten Orten mit offenen Armen aufgenommen werden! Deshalb hat die UNO, die Union nicht-existierender Orte, vorgesehen, dass jedem neuen Antagonisten ein Held zugeteilt wird, der ihn überwältigen kann. So wird das Gleichgewicht gewahrt!«
    »Soll das bedeuten, dass wir jetzt zu den Bösen gehören?«, fragte der kleine Flint aufgeregt. »Das ist ja cool!«
    Das Band mit den Statuen lief weiter, bis eine länger zwischen den Linsen blieb. Im nächsten Augenblick wurde sie von zwei Krampen fixiert. Wieder gab die Apparatur schnaubend eine Dampfwolke von sich, wieder flogen Funken. Januar steckte die Hand in einen Schlitz und holte die noch warme, dampfende Goldmünze heraus, die er dann Nestor reichte. Auf die Münze waren zwei Porträts geprägt: auf der einen Seite sah man Nestor, auf der anderen Seite einen jungen Mann mit Tropenhelm.
    »Dieser Typ wird also … er wird auf mich Jagd machen?«, fragte Nestor bestürzt.
    »Ja, natürlich, auf seine ganz persönliche Weise. Alle Helden haben ihren eigenen Stil.«
    »Darf ich erfahren, wie er heißt?«
    »Nein, bedaure. Ich kümmere mich hier um die Visa und die Pässe der angehenden Bösewichte, nicht um die Taten der Helden. Aber es gibt ein Amt …«
    »Lassen wir das«, unterbrach ihn Nestor barsch.
    Januar rieb sich die Hände. »Gut, Mister Ulysses, dann bleibt mir nur noch, Ihnen in den Dunklen Häfen viel Glück zu wünschen. Mögen Sie dort die schlimmsten Verbrechen begehen!«
    »Wow!«, staunte der kleine Flint. »Jetzt ist aus Ihnen ein echter Schurke geworden!«
    Nestor warf ihm einen schrägen Blick zu. »Jetzt bist du dran, Lausebengel.«
    »Ich hätte gerne mein linkes Profil«, sagte der kleine Flint, dem diese Geschichte mit den Dunklen Häfen und den Bösewichtern immer besser gefiel.
    Während Januar für ihn die Linsen einstellte, sah sich Nestor die in Gips verewigten Helden genauer an. Er erkannte Doktor Lemuel Gulliver wieder, den Helden von
Gullivers Reisen
. Außerdem erkannte er noch Sir

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